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Massaker vor Wahl: Rebellen töten 14 Menschen in Peru

Pedro Castillo (l) tritt bei der Wahl gegen Keiko Fujimori (r) an. Foto: Martin Mejia/AP/dpa
Pedro Castillo (l) tritt bei der Wahl gegen Keiko Fujimori (r) an. Foto: Martin Mejia/AP/dpa

In zwei Wochen kommt es zum Schlagabtausch der politischen Extreme. In einer Unruheregion richten Guerilleros nun ein Massaker an und drohen den Anhängern der Rechtspopulistin Keiko Fujimori.

Zwei Wochen vor der Präsidenten-Wahl haben mutmaßliche Rebellen in Zentral-Peru bei einem Massaker 14 Menschen getötet.

Unter den Opfern des Massakers in einer Bar im Dorf San Miguel del Ene in einer von Drogenanbau geprägten Unruheregion seien auch zwei Kinder, teilte das Verteidigungsministerium des südamerikanischen Landes mit. Die Leichen der Minderjährigen seien verbrannt gewesen.

Hinter dem Angriff steckt nach Einschätzung des Militärs die Guerillaorganisation Sendero Luminoso (Leuchtender Pfad). In einem am Tatort zurückgelassenen Bekennerschreiben riefen die Täter dazu auf, bei der Präsidentenwahl am 6. Juni nicht für die Rechtspopulistin Keiko Fujimori zu stimmen.

„Ich bedauere, dass es in unserem Land wieder zu blutigen Gewalttaten kommt. Die Terrorgruppen wollen uns lähmen und Angst säen – das werden wir nicht zulassen“, sagte Präsidentschaftskandidatin Fujimori. „Ich spreche den Familien der Opfer mein Beileid aus und unterstütze die Polizei und die Streitkräfte. Wir müssen unser Vaterland verteidigen und am 6. Juni zur Wahl gehen.“

Bei der Stichwahl in zwei Wochen kommt es in dem südamerikanischen Land zu einem Schlagabtausch der politischen Extreme: Die Tochter des autoritären Ex-Präsidenten Alberto Fujimori (1990-2000) tritt gegen den Sozialisten Pedro Castillo an. Der ehemalige Lehrer von der marxistisch-leninistischen Partei Perú Libre will im Falle eines Wahlsiegs einen sozialistischen Staat aufzubauen, die Medien stärker kontrollieren und das Verfassungsgericht abschaffen.

Fujimori warb im Wahlkampf für eine politisches System, das demokratische Modelle mit einer Politik der harten Hand vereint. Ihr Vater Alberto Fujimori verbüßt wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen eine 25-jährige Haftstrafe.

In seiner Amtszeit (1990-2000) ließ Fujimori im Kampf gegen den Leuchtenden Pfad seine Sicherheitskräfte rigoros gegen linke und angeblich subversive Kräfte vorgehen, das Parlament wurde entmachtet. Zudem wurden Zehntausende indigene Frauen zwangssterilisiert. Im Falle eines Wahlsiegs will Keiko Fujimori ihren Vater begnadigen.

Übergangspräsident Francisco Sagasti verurteilte die Bluttat. „Ich habe einen Einsatz der Streitkräfte und der Polizei in der Region angeordnet. Dieser Terrorakt darf nicht ungesühnt bleiben“, schrieb der Staatschef auf Twitter. „Im Namen der Übergangsregierung versichere ich den Familien der Opfer mein Beileid.“

Die Tat ereignete sich in den Tälern der Flüsse Apurímac, Ene und Mantaro (Vraem). In der Region ist der Leuchtende Pfad sehr aktiv, staatliche Institutionen sind hingegen nur schwach vertreten. Das Gebiet ist ein wichtiges Anbaugebiet für die Koka-Pflanze. Neben Kolumbien und Bolivien ist Peru der größte Kokain-Produzent der Welt.

Bei Auseinandersetzungen zwischen dem Sendero Luminoso und staatlichen Sicherheitskräften waren zwischen 1980 und 2000 fast 70.000 Menschen ums Leben gekommen. Im Gegensatz zu vielen anderen Bürgerkriegen in der Region war in Peru die Guerilla für einen Großteil der Toten verantwortlich. Heute widmen sich die verbliebenen Einheiten des Leuchtenden Pfads vor allem dem Drogenhandel.

© dpa-infocom, dpa:210525-99-728112/3


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