Die Sportwelt blickt am heutigen Donnerstag gespannt nach Lausanne. Um 16.00 Uhr will der Internationale Sportgerichtshof seine Entscheidung zum Einspruch Russlands gegen den vierjährigen Olympia-Ausschluss durch die Welt-Anti-Doping-Agentur verkünden.
Die Wada hatte die Sanktion als Strafe für die Manipulation und Fälschung von Doping-Daten im Moskauer Labor verhängt. Das Cas musste urteilen, ob die Sperre rechtmäßig ist oder aufgehoben wird.
Warum hat die Wada so eine harte Strafe gegen Russland verhängt?
Das Wada-Exekutivkomitee hatte am 19. Dezember 2019 einstimmig entschieden, die russische Anti-Doping-Agentur Rusada für vier Jahre für nicht konform mit dem Welt-Anti-Doping-Code zu erklären.
Der Grund war, dass Doping-Daten aus dem Moskauer Labor vor und während ihrer Übergabe an die Wada im Januar 2019 absichtlich verändert wurden.
Die Aushändigung der Daten war die Bedingung für die Wiedereinsetzung der Rusada im September 2018. Sie war von der Wada im November 2015 nach Aufdeckung des vom Staat gelenkten Dopings in Russland suspendiert worden.
Gab es außer der Sperre noch weitere Sanktionen?
Neben der vierjährigen Sperre wurde von der Wada verfügt, dass Athleten Russlands in diesem Zeitraum bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften nur als neutrale Athleten antreten dürfen, wenn sie gewisse Anti-Doping-Bedingungen erfüllen.
Russische Regierungsvertreter dürfen in dieser Zeit nicht an Sitzungen von Vorständen oder Ausschüssen internationaler Sportorganisationen teilnehmen oder in diese Gremien gewählt werden. Zudem darf sich das Land bis 2022 nicht für Sportgroßereignisse wie Weltmeisterschaften und nicht für die Olympischen Spiele und Paralympics 2032 bewerben.
Wie lief das Verfahren vor den Cas-Richtern ab?
Die mündliche Verhandlung wurde Anfang November wegen der Corona-Pandemie unter strengen Hygieneregeln und an einem gesicherten Ort unter Ausschluss der Öffentlichkeit in Lausanne abgehalten. Rechtsvertreter und Sachverständige von Wada und Rusada waren teils nur per Video zugeschaltet.
Vorsitzender des Cas-Schiedsgerichts ist der Australier Mark L. Williams. Luigi Fumagalli aus Italien und Hamid G. Gharavi (Frankreich/Iran) komplettieren das Gremium.
Welche Erwartungen haben die Prozessgegner?
Wada-Präsident Witold Banka zeigte sich zuversichtlich, dass das Cas die Rechtmäßigkeit der Sperre gegen Russland bestätigt. „Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass der Exekutivausschuss der Wada im vergangenen Dezember in diesem Fall die richtige Empfehlung ausgesprochen hat“, sagte Banka vor der Verhandlung.
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte die Vorwürfe der Daten-Manipulation zurückgewiesen und die Strafe als „ungerecht“ bezeichnet.
Welche Entscheidung erwarten deutsche Athleten?
Für die Vereinigung Athleten Deutschland wäre eine Aufhebung der Sperre für Russland „ein Schlag ins Gesicht der sauberen Athleten und unmöglich vermittelbar“. Das sagte Athletenvertreter Maximilian Klein.
Ein Freispruch wäre demnach nicht nur ein „Totalversagen des Welt-Anti-Dopingsystems“, sondern würde auch „einen irreparablen Vertrauensverlust“ in die Sportschiedsgerichtsbarkeit bedeuten.
Ist das Urteil sofort rechtskräftig?
Sportrechtlich ist der Fall mit dem Cas-Urteil ausverhandelt. Mögliche Sanktionen treten damit in Kraft. Möglich ist aber noch eine Berufung vor dem Schweizer Bundesgericht. Dort sind jedoch die Chancen auf einen Erfolg sehr gering.
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weiterführende Informationen:
➡️ Cas-Mitteilung zur Urteilsverkündung
➡️ Wada-Sperre vom 9. Dezember 2019
➡️ Wada-Mitteilung: Aufhebung Suspendierung Rusada, 2018/09
➡️ Wada-Mitteilung vor der Verhandlung
➡️ Cas-Mitteilung zur Anhörung