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Corona-Zahlen 15.04.2021: Inzidenzwert in Deutschland nahe Höchstwert

Maskenpflicht in Eckernförde: Die Fallzaheln in Deutschland steigen. Foto: Christian Charisius/dpa
Maskenpflicht in Eckernförde: Die Fallzaheln in Deutschland steigen. Foto: Christian Charisius/dpa

Mit fast 30,000 neu gemeldeten Corona-Infektionen sind die Zahlen auch am 15.04.2021 weiterhin hoch, der Inzidenzwert steigt in Deutschland auf über 160.

Das Robert Koch-Institut hat die Corona-Zahlen für den 15.04.2021 veröffentlicht: Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem RKI laut dem Dashboard des Instituts mit Stand um 03:09 Uhr binnen eines Tages 29.426 Corona-Neuinfektionen gemeldet, damit nähert sich die Zahl der Corona-Neuinfektionen dem bisherigen bundesweite Höchstwert.

Der bisherige Rekord war mit 33.777 Neuinfektionen am 18. Dezember erreicht worden, er enthielt allerdings 3500 Nachmeldungen. Nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen des RKI sind auch für die Zahlen des heutigen Tages möglich.

Mehr als 29.000 Neuinfektionen wurden den RKI-Daten zufolge zudem an mehreren Tagen im Dezember erfasst. Auch am 8. Januar hatte der Wert noch bei 31.849 gelegen, danach war die Zahl der Neuinfektionen einige Wochen lang deutlich gesunken.

Zunahme in jüngeren Altersgruppen

Mit einem baldigen Abflauen ist diesmal nicht zu rechnen: „Nach einem vorübergehenden Rückgang der Fallzahlen über die Osterfeiertage setzt sich der starke Anstieg der Fallzahlen fort“, heißt es vom RKI im Lagebericht vom Mittwochabend. Rund um die Osterfeiertage wurde nach Angaben des Instituts weniger getestet und gemeldet.

Auffällig ist die deutliche Zunahme in jüngeren Altersgruppen. „Die hohen bundesweiten Fallzahlen werden durch zumeist diffuse Geschehen mit zahlreichen Häufungen insbesondere in Haushalten, im beruflichen Umfeld sowie in Kitas und Horteinrichtungen verursacht“, heißt es im Lagebericht. „Beim Großteil der Fälle ist der Infektionsort nicht bekannt.“

Erschwert wird die Eindämmung durch die massive Ausbreitung der ansteckenderen Variante B.1.1.7, die inzwischen auch in Deutschland das Geschehen dominiert. Die zunehmende Verbreitung und Dominanz dieser Variante vermindere die Wirksamkeit der bislang erprobten Infektionsschutzmaßnahmen erheblich, so das RKI.

Sieben-Tage-Inzidenz über 160

Die Sieben-Tage-Inzidenz, also die binnen einer Woche gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, stieg erneut deutlich. Lag sie vor einer Woche am 08.04.2021 noch bei 105,7, so stieg sie in den vergangenen Tagen auf nun 160,1. Vor zwei Tagen lag der Wert noch bei 140,9, am Vortag bei 153,2.

Ähnlich hoch lag die Sieben-Tage-Inzidenz zuletzt im Januar (12.1., 164,5) während der zweiten Welle. Der bisherige Höchststand wurde am 22. Dezember mit 197,6 erreicht. Mit 56,8 am 19. Februar war der Wert auf einem Tiefstand erreicht. Seither geht es wieder merklich aufwärts, aktuell in großen Schritten.

Die Beurteilung des Infektionsgeschehens ist aufgrund der zurückliegenden Ferien und der Osterfeiertage noch immer schwierig. „Wir müssen wahrscheinlich bis Ende dieser Woche warten, um wieder realistische Zahlen zu sehen“, hatte der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charite am Dienstag im Podcast Coronavirus-Update bei NDR-Info gesagt.

Mit dem SK Hof und dem LK Greiz liegen zwei Gebiete bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von deutlich über 500, insgesamt liegen bereits 22 Landkreise bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 300. Der Bund sieht eine Notbremse bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 beziehungweise für Schulen von 200 vor. Den früheren Grenzwert von 35 erreicht kein Landkreis mehr, den niedrigsten Wert hat Schleswig-Flensburg mit 35,3. Unter der 100 liegen nach aktuellem Stand noch 61 Landkreise.

79.381 Corona-Tote

Weniger dramatisch entwickelt sich – vor allem wohl wegen der fortschreitenden Impfung von Menschen höheren Alters und aus anderen Gruppen mit höherem Covid-19-Sterberisiko – bisher die Zahl der Toten. Beim RKI wurden zuletzt innerhalb von 24 Stunden 294 neue Todesfälle verzeichnet. Das geht aus Zahlen von Donnerstagmorgen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05.03 Uhr wiedergeben, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen des RKI sind möglich.

Vor einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 20.407 Neuinfektionen und 306 neue Todesfälle verzeichnet. Im März waren an einigen Tagen weniger als 50 Todesfälle erfasst worden, während der zweiten Welle hingegen an mehreren Tagen im Dezember und Januar mehr als 1.000.

Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.073.442 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit etwa 2.736.100 an. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 79.381.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag nach dem RKI-Lagebericht von Mittwochabend bei 1,11 (Vortag: 1,08). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 111 weitere Menschen anstecken. „Der 7-Tage-R-Wert liegt weiterhin über 1. Bei den aktuell deutlich erhöhten Fallzahlen bedeutet dies ein hohes Risiko einer weiteren starken Zunahme der Fallzahlen“, hieß es im Lagebericht.

Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen.

Intensivmediziner warnen

Eine extreme Belastung bedeuten die hohen Infektionszahlen vielerorts für die Intensivstationen, die Zahl der Covid-19-Patienten dort steigt von Tag zu Tag deutlich. Betroffen sind Medizinern zufolge immer mehr jüngere Menschen. Bei den unter 50-Jährigen sterbe jeder fünfte Intensivpatient, bei den Älteren im Schnitt jeder zweite, hatte Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), kürzlich gesagt.

„Wir können es uns nicht leisten, noch wochenlang zu diskutieren“, warnte der wissenschaftliche Leiter des Intensivbettenregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Christian Karagiannidis, im „Tagesspiegel“. Angesicht steigender Corona-Zahlen äußern sich heute Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, in der Bundespressekonferenz.

Der frühere Präsident der Vereinigung, Uwe Janssens, sagte im Fernsehsender Phoenix: „Wir haben fünf nach zwölf, ihr müsst jetzt handeln, es muss jetzt eine Strategie verfolgt werden, die bundesweit einheitlich gilt.“ Wären die vor Wochen beschlossenen Maßnahmen flächendeckend umgesetzt worden, hätte man die aktuelle Entwicklung mit einem starken Anstieg der Infektionszahlen noch abschwächen können. Karagiannidis sagte, den Tod seien Intensivmediziner zwar gewohnt – „aber so etwas hat es noch nicht gegeben“.

Das Intensiv-Register verzeichnet täglich die Zahl der verfügbaren Intensivbetten in deutschen Krankenhäusern. Seit Mitte März macht sich das verstärkte Infektionsgeschehen auch auf den Intensivstationen bemerkbar. Die Vereinigung erwartet, dass der bisherige Höchststand von etwa 6000 Covid-19-Intensivpatienten noch im April wieder erreicht wird. Wenn das geplante Bundesgesetz erst Ende April beschlossen werde, werde die Patientenzahl auf 7000 steigen, hatte der jetzige Divi-Präsident Gernot Marx bereits prognostiziert. „Wir reden über sehr viele schwere Erkrankungen und über viele Menschen, die das nicht überleben werden“, sagte er.

© dpa-infocom, dpa:210415-99-209782/4
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weiterführende Informationen:
➡️ Dashboard des Robert-Koch-Instituts
➡️ aktuelle Lageberichte des RKI
➡️ aktuelle Impfzahlen laut Robert Koch-Institut
➡️ weitere News rund um das Thema Corona

Beachten Sie auch zum Stand der Impf-Kampagne vom 14.04.2021

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