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Kremlgegner Alexej Nawalny angeblich in Gefängniskrankenhaus verlegt

Alexei Nawalny, russischer Oppositionsführer, steht während seiner Verhandlung hinter einer Glasscheibe im Babuskinsky Bezirksgericht. (Archivbild). Foto: Alexander Zemlianichenko/AP/dpa
Alexei Nawalny, russischer Oppositionsführer, steht während seiner Verhandlung hinter einer Glasscheibe im Babuskinsky Bezirksgericht. (Archivbild). Foto: Alexander Zemlianichenko/AP/dpa

Der inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny ist in ein Krankenhaus für Gefangene verlegt worden – laut Gefängnisbehörde. Nawalnys persönliche Ärztin erhebt Zweifel. Die Bundesregierung zeigt sich besorgt.

Der in einem Straflager in einen Hungerstreik getretene russische Kremlgegner Alexej Nawalny ist in ein Krankenhaus für Gefangene verlegt worden.

Er sei in die Einrichtung auf dem Gelände eines anderen Straflagers gekommen, teilte der Strafvollzug mit. Der Gesundheitszustand des Oppositionellen wurde demnach als „zufriedenstellend“ bezeichnet.

Nawalny isst seit fast drei Wochen nichts mehr, um so einen Arztbesuch durchzusetzen. Sein Team nannte am Wochenende Nawalnys Gesundheitszustand bedrohlich und warnte eindringlich wegen kritischer Kaliumwerte im Blut vor einem drohenden Herzstillstand. Der Oppositionspolitiker klagte zuletzt über Rückenleiden, Lähmungserscheinungen in den Gliedmaßen, Fieber und Husten.

Die Bundesregierung zeigte sich besorgt über die Lage des Kremlgegners. „Die Meldungen über den sich offenbar rapide verschlechternden Gesundheitszustand von Herr Nawalny sind in der Tat beunruhigend“, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer in Berlin.

„Alexej Nawalny benötigt eine adäquate medizinische Behandlung und auch Zugang zu Ärzten seines Vertrauens. Beim heutigen Außenrat in Brüssel werden sich die EU-Außenminister auch mit der Lage Nawalnys befassen“, so Regierungssprecherin Ulrike Demmer weiter.

Zu Ankündigungen der USA, ein Tod Nawalnys werde Konsequenzen haben, sagte sie, die Bundesregierung habe diese „Äußerungen zur Kenntnis genommen“. Sie wolle diese nicht kommentieren und nicht spekulieren, was passiere.

Den russischen Behörden zufolge wird der 44-Jährige jeden Tag von einem Allgemeinmediziner untersucht. „Mit Zustimmung des Patienten wurde ihm eine Vitamintherapie verschrieben“, heißt es in der Mitteilung. Das Krankenhaus in der Region Wladimir östlich von Moskau sei auf „die laufende Beobachtung“ solcher Patienten spezialisiert.

Nawalnys persönliche Ärztin Anastassija Wassiljewa widersprach im Kurznachrichtendienst Twitter den Behörden. Er sei nicht in ein Krankenhaus gebracht worden, sondern in ein anderes Straflager, in dem auch an Tuberkulose erkrankte Häftlinge behandelt werden könnten. „Dies ist überhaupt kein Krankenhaus, in dem sie eine Behandlung für seine Probleme diagnostizieren können“, schrieb sie.

Die USA, EU und Deutschland hatten bereits am Sonntag die russische Führung aufgefordert, dem Gegner des russischen Präsidenten Wladimir Putin medizinischen Zugang zu gewähren. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte dazu in Moskau der Agentur Interfax zufolge, der Gesundheitszustand von Gefangenen in Russland habe im Ausland niemanden zu interessieren.

Das Team des Oppositionellen hat für den kommenden Mittwoch zu Protesten aufgerufen, damit Nawalny ärztlich behandelt wird – an dem Tag will Putin eine Rede an die Nation halten. Die Behörden warnten bereits vor einer Teilnahme an den nicht genehmigten Protesten und kündigten ein hartes Durchgreifen an.

Nawalny hatte im vergangenen August in Russland einen Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok überlebt und war monatelang in Deutschland behandelt worden. Russlands bekanntester Oppositioneller wurde im Februar zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.

© dpa-infocom, dpa:210419-99-261450/6

weiterführende Informationen:
➡️ Mitteilung der russischen Behörden
➡️ Twitter-Account von Nawalny
➡️ weitere News zum Thema Nawalny

Beginn Hungerstreik Alexej Nawalny am 31.03.2021:



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