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Joachim Löw und Joshua Kimmich gegen Boykott der Fußball-WM in Katar

Bundestrainer Joachim Löw blickt während einer Pressekonferenz in die Runde. Foto: Marius Becker/dpa/Archivbild
Bundestrainer Joachim Löw blickt während einer Pressekonferenz in die Runde. Foto: Marius Becker/dpa/Archivbild

Die Diskussion um die unzureichende Einhaltung der Menschenrechte im WM-Gastgeberland Katar beschäftigt die Nationalmannschaft. Bundestrainer Löw und Führungsspieler Kimmich beziehen Position.

Joachim Löw hält einen Boykott der Fußball-WM 2022 in Katar nicht für sinnvoll. Seine Nationalspieler verteidigt der Bundestrainer derweil vehement gegen den Vorwurf, sich in der anhaltenden Debatte um die Menschenrechtslage im umstrittenen Emirat instrumentalisieren zu lassen.

„Ein Boykott hilft niemanden. Man kann mit so einem Turnier Aufmerksamkeit in der ganzen Welt erzeugen und Dinge in die richtige Richtung bringen“, sagte Joachim Löw vor dem Qualifikationsspiel in Rumänien am Sonntag (20.45 Uhr/RTL).

Auch Führungsspieler Joshua Kimmich hält einen Verzicht auf das Turnier für kontraproduktiv, betont aber die gesellschaftspolitische Verantwortung der Fußball-Profis.

„Generell bin ich der Meinung, dass wir für einen Boykott zehn Jahre zu spät dran sind“, sagte der Bayern-Spieler mit Blick auf die umstrittene Vergabe des Turniers durch den Weltverband FIFA im Dezember 2010. „Im Fußball hat man die Chance, auf Dinge hinzuweisen. Da sehe ich nicht nur uns in der Pflicht, sondern auch andere Teile der Bevölkerung“, so der 26-Jährige.

Kein Verständnis für Kritik an Video

Kein Verständnis hat Joachim Löw für Kritik an einem Internet-Video des Deutschen Fußball-Bundes, in dem die Nationalspieler bei der Vorbereitung für ihre Menschenrechtsaktion vor dem Island-Spiel am Donnerstag in Duisburg zu sehen sind.

Wenn jemand denke, dass sich Spieler wie Manuel Neuer oder Ilkay Gündogan „aus Marketingzwecken vor einen Karren spannen“ ließen, der „irre gewaltig“, so Joachim Löw.

Die aktuelle Nationalspieler-Generation denke grundsätzlich über den Fußball hinaus, versicherte der 61-Jährige. „Weil ich weiß, dass unsere Spieler für alles, was neben dem Platz ist und in der Welt passiert, diese Werte vorleben“, betonte der Bundestrainer.

Nach den überwiegend positiven Reaktionen rund um das Spiel in Duisburg am Donnerstagabend hatte der DFB für die anschließende Veröffentlichung eines 63-Sekunden-Videos am Freitagabend unter dem Titel „Making of.. #HUMANRIGHTS“ Kritik einstecken müssen. Der Vorwurf: Der gute Grundgedanke der Aktion werde durch ein Marketingvideo verwässert und beschädigt, äußerten mehrere Nutzer im Internet.

In dem Clip ist zu sehen, wie unter anderen Manuel Neuer, Ilkay Gündogan und Leroy Sané ihre schwarzen T-Shirts mit den Buchstaben in weißer Farbe bemalen. Diese hatten die elf Spieler dann als Schriftzug „Human Rights“ (Menschenrechte) vor dem Anpfiff zum mit 3:0 gewonnenen Spiel gegen Island präsentiert. Damit zielte die Mannschaft auch auf die Arbeitsbedingungen in Katar ab.

Joachim Löw betonte, die Aktion sei „aus Eigeninitiative“ der Spieler entstanden und nicht wie behauptet auf Geheiß des Verbandes. „Nicht alles, was beim DFB oder der Nationalmannschaft passiert, ist negativ“, sagte der Bundestrainer.

In der jüngeren Vergangenheit war der DFB mehrfach gerade für öffentlichkeitswirksame Aktionen öffentlich hart angegangen worden. Diesmal wurde vielfach auch Doppelmoral unterstellt, da zum Beispiel die Bayern-Spieler bei ihrem Club Werbung für die Fluglinie aus Katar machen und dort regelmäßig ihr Trainingslager abhalten.

© dpa-infocom, dpa:210327-99-996066/6



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