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Tunnelsystem der Hamas im Visier: Israel verschärft Angriffe auf Gaza

Israelische Artilleriekorps feuern in den Gazastreifen nahe der südisraelischen Stadt Sderot. Foto: JINI/XinHua/dpa
Israelische Artilleriekorps feuern in den Gazastreifen nahe der südisraelischen Stadt Sderot. Foto: JINI/XinHua/dpa

Mit Panzern und aus der Luft beschießt Israel Ziele in Gaza: Vor allem auf das unterirdische Tunnelsystem der Hamas hat es die Armee abgesehen. In mehreren Städten kommt es wieder zu Ausschreitungen.

Israel hat nach eigenen Angaben bei einem Großangriff seiner Armee ein Tunnelsystem der islamistischen Hamas im Gazastreifen beschossen. Dabei soll es sich um eine „Stadt unter der Stadt“ handeln.

Das Tunnelsystem werde „Metro“ genannt, sagte Armeesprecher Jonathan Conricus am Freitag. Die Hamas habe Jahre in den Bau investiert. Wie das Militär bei Twitter schrieb, wurden „viele Kilometer“ des Tunnelsystems beschädigt.

Insgesamt seien 150 Ziele beschossen worden. Die Armee teilte weiter mit, Kampfflugzeuge hätten zudem Beobachtungsposten und unterirdische Raketen-Abschussvorrichtungen der Hamas angegriffen.

Israels Armee im Einsatz im Grenzgebiet zu Gaza. Foto: Ilia Yefimovich/dpa
Israels Armee im Einsatz im Grenzgebiet zu Gaza. Foto: Ilia Yefimovich/dpa

An dem komplexen Einsatz beteiligt gewesen seien 160 „Luftfahrzeuge“, sagte Armeesprecher Conricus. Unterstützung bei dem rund 40 Minuten dauernden Einsatz hätten diese unter anderem von Panzern erhalten. Conricus betonte, kein israelischer Soldat habe den Gazastreifen betreten.

Militante Palästinenser im Gazastreifen setzten ihren Raketenbeschuss auf Israel fort. Wie der israelische Armeesprecher sagte, feuerten militante Palästinenser seit Montagabend bislang 1800 Raketen auf Israel ab. Rund 430 davon seien noch in dem Küstengebiet niedergegangen. Die Erfolgsquote des Abfangsystems Iron Dome hat das Militär zuletzt im Schnitt mit rund 90 Prozent angegeben.

Vor allem im Umkreis des Gazastreifens ertönten immer wieder Sirenen, die vor Raketen warnten. Nach Polizeiangaben traf eine Rakete ein Haus in der Stadt Aschkelon.

Einwohner von Gaza gehen durch die Trümmer, die ein israelischer Luftangriff hinterlassen hat. Foto: Mohammed Talatene/dpa
Einwohner von Gaza gehen durch die Trümmer, die ein israelischer Luftangriff hinterlassen hat. Foto: Mohammed Talatene/dpa

Israel macht die im Gazastreifen herrschende Hamas für alle Angriffe aus dem Küstengebiet verantwortlich. Die zweitgrößte Palästinensergruppe wird von Israel und der EU als Terrororganisation eingestuft.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden in Gaza seit Beginn der Eskalation des Konflikts 120 Menschen getötet. Wie die israelische Armee mitteilte, kamen in Israel durch den Raketenbeschuss bisher acht Menschen ums Leben.

Das israelische Fernsehen hatte in der Nacht von massiven Angriffen der Luftwaffe sowie der Artillerie und Panzertruppen auf den Küstenstreifen berichtet. Die Armee erklärte in der Nacht: „Luft- und Bodentruppen greifen gegenwärtig im Gazastreifen an.“ Anschließend gab es zunächst Berichte, wonach Bodentruppen in den Gazastreifen vorgedrungen seien. Der Armeesprecher entschuldigte sich für Fehlkommunikation.

Israelische Soldaten bereiten nahe der Stadt Sderot Granaten vor. Foto: Ilia Yefimovich/dpa
Israelische Soldaten bereiten nahe der Stadt Sderot Granaten vor. Foto: Ilia Yefimovich/dpa

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte in der Nacht: „Ich habe gesagt, dass Hamas einen sehr hohen Preis zahlen wird.“ Man werde die Angriffe „mit großer Intensität fortsetzen“, sagte er in einer Videobotschaft. Verteidigungsminister Benny Gantz hatte zuvor die Mobilisierung von weiteren 9000 Reservisten genehmigt.

Nach der Eskalation des Gaza-Konflikts kam es auch in Städten im israelischen Kernland, wo ein hoher Anteil arabischer Israelis lebt, wieder zu Ausschreitungen. Die Polizei nahm eigenen Angaben nach erneut mehrere Verdächtige fest. In Lod bei Tel Aviv schleuderten Menschen Steine und Molotowcocktails, wie ein Sprecher mitteilte.

Palästinensische Männer inspizieren Trümmer einer zerstörten Einrichtung im Stadtteil Shejaiya nach einem israelischen Luftangriff. Foto: Mohammed Talatene/dpa
Palästinensische Männer inspizieren Trümmer einer zerstörten Einrichtung im Stadtteil Shejaiya nach einem israelischen Luftangriff. Foto: Mohammed Talatene/dpa

Aus Solidarität mit Israel haben Österreichs Kanzler Sebastian Kurz und Außenminister Alexander Schallenberg auf ihren Amtsgebäuden die Fahne des Landes hissen lassen. „Ich verurteile die seit Tagen stattfindenden Angriffe auf Israel aus dem Gazastreifen auf das Schärfste“, begründete Kurz den Schritt. Israel habe das Recht auf Selbstverteidigung gegen diese Angriffe.

Seit Ende 2008 haben Israel und die Hamas sich drei Kriege geliefert. Mehr als 2100 Palästinenser und mehr als 70 Israelis wurden 2014 im 50 Tage langen Gaza-Krieg nach Angaben beider Seiten getötet. 18 000 Häuser im Gazastreifen wurden damals nach Angaben der UN-Nothilfeorganisation Ocha zerstört oder beschädigt.

© dpa-infocom, dpa:210514-99-591359/11

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