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Skisprung-Bronze für Karl Geiger, Stefan Kraft wird Weltmeister

Karl Geiger jubelt nach der Landung über seinen Sprung. Foto: Daniel Karmann/dpa
Karl Geiger jubelt nach der Landung über seinen Sprung. Foto: Daniel Karmann/dpa

Der Doppelerfolg von Seefeld bleibt unerreicht. Beim vom Wind und Schneefall beeinflussten WM-Einzel im Allgäu holt Karl Geiger aber wieder eine Medaille. Der Titel geht an einen echten Oberstdorf-Spezialisten.

Karl Geiger brüllte seine ganze Freude raus, sein gestürzter Kumpel Markus Eisenbichler jubelte leidenschaftlich mit: Der Allgäuer Großereignisspezialist hat im dichten Flockenwirbel von Oberstdorf den nächsten Skisprung-Coup gelandet und Bronze auf der Großschanze geholt.

Mit 132 und 132 Meter sprang Karl Geiger in einem packenden zweiten Durchgang noch auf den Medaillenrang vor und musste sich dem neuen Weltmeister Stefan Kraft aus Österreich und Robert Johansson aus Norwegen geschlagen geben.

„Ich habe noch nie einen solchen Athleten trainieren dürfen. Unglaublicher Athlet“, lobte Bundestrainer Stefan Horngacher im ZDF mit Blick auf den erneut in der Ergebnisliste auf dem Podium stehenden Karl Geiger und fügte an: „Hut ab!“

Sieg für Stefan Kraft

Stefan Kraft aus Österreich jubelt als Sieger im Zielbereich. Foto: Daniel Karmann/dpa
Stefan Kraft aus Österreich jubelt als Sieger im Zielbereich. Foto: Daniel Karmann/dpa

Für den 27 Jahre alten Stefan Kraft, der bei 132,5 und 134 Meter landete und schon 2014 sowie 2016 die Tournee-Springen in Oberstdorf gewonnen hatte, ist es die Rückkehr auf den WM-Gipfel, nachdem ihm in der laufenden Saison eine Corona-Infektion und Rückenschmerzen zu schaffen machten.

Teamspringen im Fokus

„Bronze, ich bin überglücklich“, sagte unterdessen Karl Geiger, der seinen Wahnsinn in Serie in diesem Winter kaum mehr begreifen kann.

Nur wenige Minuten nach dem Bronze-Coup verwies der Erfolgsgarant aber schon auf das noch anstehende Springen. „Der Teamwettkampf ist eigentlich unser wichtigster Wettkampf, weil wir da gemeinsam kämpfen. Ich hoffe, dass Bronze nochmal das Zünglein an der Waage sein wird, dass wir da tiptop starten“, sagte der 28 Jahre alte Skispringer.

Zum kompletten Medaillensatz seines Musterschützlings sagte Horngacher voller Respekt: „Ich hätte nicht erwartet, dass er so einen Sprung aus der Kiste holt. Er hat zurecht die Bronzemedaille.“

Dass es beim Seefeld-Champion Eisenbichler diesmal nicht für ganz vorne reichte, konnte der Chefcoach aus Tirol verkraften. „Man freut sich zuerst über die Medaille. Für Markus ist es ärgerlich. Im zweiten Durchgang hat er einen Rettungsschwimmer gemacht. Es ist überhaupt nicht gelaufen für ihn“, sagte Horngacher

Im letzten WM-Wettbewerb soll Markus Eisenbichler, der 2019 drei WM-Titel geholt hatte, wieder zum Garanten werden. „Im Team kann er extrem viel beitragen“, sagte Horngacher, der angesichts der harten Konkurrenz um Österreich, Polen und Norwegen die Devise ausgab, man müsse „anständig Gas geben“.

Als Startspringer nominierte Horngacher Pius Paschke, der am Freitag Rang 18 belegte. Danach folgen Severin Freund (Einzel-Rang 24), Eisenbichler und Top-Mann Geiger zum Schluss.

Eisenbichler mit Sturz

Markus Eisenbichler kommt bei seinem zweiten Sprung zu Fall. Foto: Daniel Karmann/dpa
Markus Eisenbichler kommt bei seinem zweiten Sprung zu Fall. Foto: Daniel Karmann/dpa

Titelverteidiger Markus Eisenbichler kam nach einem schwachen Sprung auf 122,5 Meter und einem Sturz bei 134 Meter nicht über Rang 17 hinaus. „Scheiße“, rief er lautstark. Später feierte er schon wieder mit Geiger: „Megageil, dass der Karl ’ne Medaille macht!“

Nächste Ausrufezeichen von Geiger

Für Karl Geiger, den Bachelor of Engineering in Energie- und Umwelttechnik, ist es der nächste große Coup in einer völlig irren Saison.

Geiger hatte in der Anfangsphase der Saison eine Pause eingelegt, um zu seiner hochschwangeren Frau nach Hause zu reisen. Doch weil das Baby noch nicht kam, reiste Geiger zur Skiflug-WM nach Planica und war wenige Tage später Goldgewinner in dieser Disziplin.

Gerade aus Slowenien zurückgekehrt kam dann Tochter Luisa zur Welt, doch das war nur der Anfang von Geigers Winter-Achterbahn. Der Allgäuer wurde noch in der gleichen Woche positiv auf das Corona-Virus getestet und musste sich über Weihnachten in Isolation begeben. Pünktlich zum Wettbewerb am heimischen Schattenberg kehrte er zurück und gewann sofort das Auftaktspringen der Vierschanzentournee.

Nachdem Karl Geiger schon vor zwei Jahren im WM-Großschanzeneinzel Silber geholt hatte, bestätigte er die starke Leistung am Freitag mit Rang drei in Oberstdorf. Es ist nach Gold im Mixed und Silber im Einzel bereits Geigers dritte Medaille bei den Titelkämpfen. Für den Vorzeigeathleten erfüllen sich gerade ausgerechnet in seinem kleinen Heimatort jede Menge sportliche Kindheitsträume.

Nach Gold für den Polen Piotr Zyla (Normalschanze) und Kraft (Großschanze) steht am Samstag (17.00 Uhr/ZDF und Eurosport) noch das abschließende Teamspringen auf der Großschanze an.

Mit den beiden Top-Athleten Markus Eisenbichler und Karl Geiger zählt das deutsche Team bei der angepeilten Titelverteidigung zu den Favoriten. Auch Polen, die geschwächten Norweger und Österreich gelten als heiße Anwärter auf Medaillen. Nach der WM gibt es an zwei Wochenenden keine Wettbewerbe, bevor im slowenischen Planica mit vier Flugwettbewerben der große Saisonabschluss ansteht.

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Karl Geiger posiert bei der Siegerehrung mit der Bronzemedaille. Foto: Daniel Karmann/dpa
Karl Geiger posiert bei der Siegerehrung mit der Bronzemedaille. Foto: Daniel Karmann/dpa



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