Nach einer kurzen Nacht mit wenig Schlaf war Rouven Schröder um Schadensbegrenzung bemüht: Der in der Fußball-Bundesliga bisher wohl einmalige Streik im Training der Profis des FSV Mainz 05 nach der Suspendierung von Adam Szalai hat das Image des selbst ernannten Karnevalvereins massiv beschädigt und setzte auch dem Sportvorstand der Rheinhessen mächtig zu.
„Das war kein schöner Moment. Allen ist bewusst geworden, dass dies eine einzigartige Situation ist“, sagte Rouven Schröder nach mehreren Krisensitzungen mit der Mannschaft und appellierte: „Es muss weitergehen. Ich bin überzeugt, dass wir nicht noch einmal in eine solche Situation kommen.“
Mit der Verweigerung des Trainings durch die Mannschaft am Mittwochnachmittag sei eine „Eskalationsstufe“ erreicht worden, stellte Schröder sichtlich mitgenommen fest. „Damit müssen wir umgehen.“ Dabei stellt sich der 44-Jährige auf einen längeren Prozess ein. „Klar ist, dass die Geschehnisse nicht aufgehoben sind.“
Suspendierung von Szalai als Auslöser
Immerhin beendeten die Spieler am Donnerstagnachmittag nach intensiven Gesprächen ihren Ausstand, mit dem sie 24 Stunden zuvor gegen die zu Wochenbeginn erfolgte Suspendierung von Stürmer Adam Szalai protestiert hatten.
Rouven Schröder kündigte an, dass die Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Aufsteiger VfB Stuttgart nach dem Eklat nun planmäßig fortgesetzt werde. „Wir werden selbstverständlich trainieren und am Samstag alles daran setzen, das Spiel zu gewinnen“, sagte er.
Durch die in der Bundesliga bisher wohl einmalige Aktion wirkt das Verhältnis zwischen FSV-Trainer Achim Beierlorzer und der Mannschaft allerdings belastet. Von einem Zerwürfnis wollte der 52-Jährige allerdings nichts wissen: „Die Mannschaft hat ein Statement gesetzt, das aber nicht persönlich gegen mich gerichtet war.“
Dennoch bleiben Narben. Er könne den Zusammenhalt der Profis und die Solidarität mit Adam Szalai, der am Donnerstag erstmals bei der U23 von Mainz 05 trainierte, zwar nachvollziehen: „Ich habe aber kein Verständnis dafür, dass dies in den Trainingsbereich reinspielte“, kritisierte Beierlorzer den Streik.
Suspendierung werde nicht zurückgenommen
Eine Rücknahme der Suspendierung von Szalai, die aus sportlichen Gründen erfolgt sei, schloss er kategorisch aus: „Es geht so weiter, wie es entschieden wurde. Ich bleibe dabei.“
Über die Inhalte der Krisengespräche mit den Profis machten die Verantwortlichen keine Angaben. „Es ist auch ein Wunsch der Mannschaft, sämtliche Dinge intern zu halten“, bekräftigte Schröder. Er räumte zumindest Fehler in der Kommunikation mit den Spielern ein.
Man habe gewusst, dass die Suspendierung von Szalai eine unpopuläre Entscheidung gewesen sei. Danach hätten sich die Dinge aufgeladen und zu einem Konflikt ausgeweitet. Beierlorzer appellierte daher: „Der Fußball muss wieder in den Vordergrund rücken. Wir wollen gegen Stuttgart begeisternd auftreten.“
Auch wenn der Streik bei Mainz 05 beendet ist und Adam Szalai am Wochenende in Stuttgart fehlen wird, es wird ein Nachspiel geben: Der ungarische Nationalstürmer will seinen Rauswurf nicht kampflos hinnehmen.
„Wir werden standhaft bleiben und durchsetzen, dass Adam nächste Woche wieder am Mannschaftstraining teilnehmen darf“, sagte Szalais Berater Oliver Fischer den Zeitungen der VRM-Gruppe und kündigte an: „Adam wird sich keinen neuen Verein suchen. Er will und wird in Mainz bleiben.“
© dpa-infocom, dpa:200924-99-692715/4
➡️ wikipedia.de: Portrait Adam Szalai