Mit 70,64 Millionen Euro soll der deutsche Fußball-Rekordmeister FC Bayern München auch in der neuen Bundesliga-Saison den größten Anteil der TV-Gelder aus der nationalen Vermarktung erhalten, dies geht aus der vom Kicker veröffentlichten Verteilung hervor.
Auf Rang zwei der vom Kicker am Montag veröffentlichten Liste steht Borussia Dortmund (69,73 Millionen Euro) vor Bayer Leverkusen (67,47) und RB Leipzig (65,96). Schlusslicht der 36 Clubs ist Zweitliga-Aufsteiger Würzburger Kickers (7,49). Die Deutsche Fußball Liga (DFL) wollte den Bericht auf dpa-Anfrage nicht kommentieren.
Insgesamt 1,2 Milliarden Euro werden aus der nationalen Vermarktung der Medienrechte in der Saison 2020/21 an die 36 Profivereine der ersten und zweiten Liga auf der Basis eines Vier-Säulen-Modells (Bestandsschutz, Nachhaltigkeit, Nachwuchs und Wettbewerb) ausgezahlt.
DFL hält 45 Millionen zurück
Den Clubs der Fußball-Bundesliga seien die Zahlen zur Verteilung der TV-Gelder am 16. Juli genannt worden, berichtet der Kicker. Insgesamt 1,4 Milliarden Euro, davon 200 Millionen Euro aus der internationalen Vermarktung, würden zur Auszahlung kommen. Vorausgesetzt, die Saison verlaufe ohne Unterbrechungen, hieß es.
Wegen der Corona-Krise halte die Deutsche Fußball Liga (DFL) erst einmal 45 Millionen Euro zurück. Künftig werden die TV-Gelder in zwölf Raten – anstatt wie bisher vier – ausgezahlt. Ursprünglich war die DFL mit einer Rekordzahlung von 1,637 Milliarden Euro aus der Vermarktung der nationalen und internationalen Medienrechte auf Basis bestehender Verträge für die Saison 2020/21 ausgegangen.
Bereits in der gerade abgelaufenen Saison hatten die Clubs aufgrund der Coronavirus-Pandemie Einbußen in Höhe von etwa 150 Millionen Euro aus TV-Geldern hinnehmen müssen. Außerdem fehlen Ticket- und Sponsoreneinnahmen in Höhe von etwa 150 Millionen Euro.
In der im September beginnenden Saison wird mit einer Reduzierung der nationalen Medienerlöse um 183,5 Millionen Euro auf 1,2 Milliarden Euro geplant, die Erwartungen aus der internationalen Vermarktung wurden von 254 auf 200 Millionen Euro gesenkt, schreibt der Kicker.
Ab Sommer 2021 startet dann der neue TV-Vertrag, die Ausschreibung in diesem Sommer sichert erneut Milliarden – insgesamt aber weniger Geld als bisher. Dafür hat die Auktion, die wie die Übersicht zeigt, auch einige Sender wie Sat1 und Sport1 wieder zurück ins Rennen gebracht.
Verteilung TV-Gelder Fußball Bundesliga laut Kicker:
Verein | TV-Gelder in Mio Euro |
Bayern München | 70,64 |
Borussia Dortmund | 69,37 |
Bayer Leverkusen | 67,47 |
RB Leipzig | 65,96 |
Borussia Mönchengladbach | 64,54 |
TSG 1899 Hoffenheim | 63,14 |
Eintracht Frankfurt | 60,45 |
Hertha BSC | 59,29 |
Schalke 04 | 56,17 |
VfL Wolfsburg | 55,18 |
SC Freiburg | 51,50 |
Werder Bremen | 49,87 |
FSV Mainz 05 | 46,20 |
FC Augsburg | 42,87 |
1. FC Köln | 40,34 |
VfB Stuttgart | 39,09 |
1. FC Union Berlin | 33,37 |
Arminia Bielefeld | 29,80 |
2. Bundesliga: | |
Hannover 96 | 22,46 |
Fortuna Düsseldorf | 22,33 |
Hamburger SV | 20,15 |
Darmstadt 98 | 15,94 |
1. FC Nürnberg | 15,53 |
1. FC Heidenheim | 14,68 |
VfL Bochum | 13,14 |
SC Paderborn | 12,99 |
Holstein Kiel | 12,02 |
FC St. Pauli | 11,51 |
Greuther Fürth | 11,30 |
Jahn Regensburg | 10,62 |
Erzgebirge Aue | 9,74 |
SV Sandhausen | 9,50 |
Eintracht Braunschweig | 8,74 |
Karlsruher SC | 8,52 |
VfL Osnabrück | 8,13 |
Würzburger Kickers | 7,49 |
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Ist die Verteilung gerecht?
Die nun vom Kicker veröffentlichte Verteilerliste könnte einer alten Debatte neue Fahrt geben: Kann man das Aushängeschild der Fußball-Bundesliga eigentlich noch aufhalten? Und überhaupt: Ist die Verteilung der TV-Gelder gerecht? Die Bayern zweifeln daran nicht.
„Ich glaube, wir waren immer in der Lage, faire und ernste Lösungen zu finden. Und ich bin überzeugt, dass uns das auch in diesem Jahr gelingt“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Montag. Bis zum Ende dieses Jahres will die Deutsche Fußball Liga (DFL) darüber entscheiden, wie die Medienerlöse ab der Saison 2021/22 verteilt werden. Bis dahin sollen die Clubs der 1. und 2. Liga auf drei Regionalkonferenzen darüber diskutieren können.
Die Gespräche dürften hitzig werden. Denn manche Clubs finden: Die Top-Vereine dominieren die Bundesliga, ihr Abstand zum Rest wird immer größer. Und Meister werden sowieso immer die Bayern. Die Kicker-Zahlen liefern diesem Meinungsstreit nun eine aktuelle Grundlage, zwischen den 29,8 Millionen für Aufsteiger Armina Bielefeld zu Meister Bayern München liegen über 40 Millionen Euro – in etwa soviel, wie der 1. FC Köln erhält.
Die Differenz erklärt aber noch lange nicht, warum die Bayern zuletzt zum achten Mal in Serie die deutsche Meisterschaft gewonnen haben. Denn im Vergleich zu Dauerverfolger Borussia Dortmund (69,73 Millionen Euro) verdienen die Münchner nur unwesentlich mehr, selbst Bayer Leverkusen (67,47) und RB Leipzig (65,96) sind nicht weit weg.
Internationale Gelder machen den Unterschied
Die nationale Dominanz der Münchner lässt sich eher aus der internationalen Vermarktung der TV-Rechte ableiten. „Die TV-Gelder aus den internationalen Wettbewerben sind Gift für die Wettbewerbsfähigkeit in den nationalen Ligen“, sagte Fortuna Düsseldorfs Vorstandschef Thomas Röttgermann zuletzt der Deutschen Presse-Agentur. Richtig Geld machen Teams wie die Bayern oder der BVB mit den TV-Geldern aus der Champions League.
Zudem profitieren Spitzenclubs wie Real Madrid, Juventus Turin oder eben der FCB von einem Bonussystem der UEFA, das die internationalen Erfolge in den vergangenen zehn Jahren honoriert. Dieses Bonussystem hat die UEFA erst zur Saison 2018/19 auf Druck der Topclubs eingeführt. Denn Europas Beletage profitiert am stärksten davon. Die Königsklasse wird längst von wenigen Clubs dominiert.
Und genau diese Vereine verdienen das meiste TV-Geld, es ist einer der bedeutendsten Gründe für einen Teufelskreis, der in die nationalen Ligen hineinwirkt. In Deutschland gewinnt seit Jahren der FC Bayern die Meisterschaft, in Spanien bestimmen Real oder der FC Barcelona den Titelkampf, in Frankreich dominiert Paris Saint-Germain, in Italien holte Juventus am Sonntag den neunten Meistertitel nacheinander.
Es gibt in Deutschland eine – zugegeben noch sehr junge – Generation, die nie einen anderen Meister als den FC Bayern erlebt hat. Wie sich das ändern soll, ist unklar. Lösungsvorschläge gab es schön häufiger. Sie werden oft etwas allgemein formuliert wie jener von Freiburgs Trainer Christian Streich in der Süddeutschen Zeitung: „Eine fairere Verteilung der Fernsehgelder wäre vielleicht ein Ansatzpunkt für etwas mehr Chancengleichheit.“
Manchmal klingen sie aber auch äußerst deutlich und sogar radikal wie dieser von Jan Lehmann, dem kaufmännischen Vorstand des FSV Mainz 05, der dem Kicker sagte: „Man müsste die Medienerlöse der Bundesliga, national wie international, komplett gleich verteilen.“ Diesen Weg wiederum würden die Topclubs der Liga vermutlich nicht mitgehen. „Ohne den FC Bayern und ohne Borussia Dortmund würden wir diese Ergebnisse bei den TV-Geldern gar nicht erzielen“, sagte RB Leipzigs Vorstandschef Oliver Mintzlaff. Was für den 44-Jährigen bedeutet: „Performance muss belohnt werden.“
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