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Minus 26,7 Grad: Strenges Winterwetter hält an

LKW-Fahrer haben zum Übernachten auf dem Standstreifen der Autobahn A2 geparkt. Foto: Julian Stratenschulte/dpa
LKW-Fahrer haben zum Übernachten auf dem Standstreifen der Autobahn A2 geparkt. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Straßen, Schienen und Flüsse: Die Auswirkungen des extremen Winterwetters beherrschen weiter große Teile Deutschlands. Die klirrende Kälte ist noch lange nicht vorbei. Bahnkunden müssen sich aber trotzdem vielerorts in Geduld üben.

Bibberkälte mit Tiefstwerten bis zu minus 26,7 Grad – das Winterwetter hat Deutschland weiter im Griff. Am Mittwoch kommt es daher immer noch zu Problemen im Zugverkehr in Deutschland.

Das befürchtete erneute Chaos auf den Autobahnen in Deutschland ist hingegen ausgeblieben. Trotz klirrender Kälte und Schnee gab es in der Nacht keine langen Staus mit stundenlangem Stillstand – auch nicht auf der A2 im Raum Bielefeld, auf der sich die Fahrzeuge in der Nacht zu Dienstag noch bis zu 70 Kilometer gestaut hatten.

„Die Lage ist aktuell relativ entspannt, aber das kann sich wegen der Witterung natürlich wieder ändern“, sagte ein Polizeisprecher. Der Verkehr fließe auf den Autobahnen im Bielefelder Raum weitgehend – allerdings komme es an vielen Stellen zu Verzögerungen.

In anderen Bundesländern meldeten die Polizeistellen nur vereinzelt Glätteunfälle. In Schleswig-Holstein war die A7 im Kreis Rendsburg-Eckernförde in Fahrtrichtung Hamburg zeitweise vollständig gesperrt, nachdem ein Räumfahrzeug gebrannt hatte.

In Mecklenburg-Vorpommern lagen der Polizei auch für die Küstenregionen keine Unfallmeldungen vor. Auch in Thüringen zeigte sich ein Polizeisprecher erleichtert, dass sich die Lage normalisiert habe. „Wir sind froh darüber, dass es nicht noch mal geschneit hat.“

Minus 26,7 Grad kein Kälterekord

In der Nacht zu Mittwoch hatte Deutschland eine besonders kalte Mitte mit „Kältepol“ Thüringen: Nach vorläufigen Ergebnissen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wurden dort die niedrigsten Werte gemessen.

Mühlhausen lag dabei mit minus 26,7 Grad an der Spitze, gefolgt von Olbersleben mit minus 26 Grad und Dachwig mit minus 25,7 Grad.

Von deutschen Kälterekorden sind diese Werte nach DWD-Angaben allerdings noch deutlich entfernt: Auf der Zugspitze wurden schon einmal minus 35,6 Grad gemessen, während der historische Rekord jenseits der Berggipfel in den 70 er Jahren im sächsischen Marienberg mit minus 35,5 Grad verzeichnet wurde.

Bahn mit Problemen

Wegen des Winterwetters kommt noch zu Problemen im Zugverkehr in Deutschland. „Auch heute und in den nächsten Tagen müssen Reisende in vielen Teilen des Landes witterungsbedingt mit erheblichen Einschränkungen im Nah- und im Fernverkehr rechnen“, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn.

Die Bahn arbeite daran, Schritt für Schritt auf immer mehr Verbindungen den Zugverkehr wieder aufzunehmen, schrieb das Unternehmen in seinem Wetterblog. „Strenger Frost, Schneeverwehungen und regional starker Neuschnee sorgen aber weiterhin für Verzögerungen und teils neue Einschränkungen.“

Im Großraum Halle und einigen anderen Regionen müssten enorme Schneemassen auf den Straßen wegtransportiert werden. Der Fernverkehr laufe auf vielen Strecken schrittweise wieder an. Auf den Ost–West-Verbindungen gebe es ein eingeschränktes Angebot und zum Teil deutliche Verspätungen. „Gleiches gilt für die Nord–Süd-Verbindungen.“

Fahrgäste können ihre nicht genutzten Fernverkehrsfahrkarten für Fahrten von 6. bis 10. Februar noch sieben Tage nach Störungsende nutzen oder kostenfrei stornieren. Die Bahnsprecherin riet Reisenden und Pendlern, ihre Verbindung rechtzeitig zu überprüfen, am besten eine Stunde vorher mit der Internetseite, der App oder der Hotline.

Kälte hält an

Die klirrende Kälte sorgt vor allem bei den Kleinen für eine Menge Spaß: Ein Kind wird auf einem Schlitten gezogen. Foto: Annette Riedl/dpa
Die klirrende Kälte sorgt vor allem bei den Kleinen für eine Menge Spaß: Ein Kind wird auf einem Schlitten gezogen. Foto: Annette Riedl/dpa

Zwar soll es nun insgesamt weniger Schnee geben, die Temperaturen bleiben aber im Eiskeller. „Hoch Gisela sorgt mit einer nordöstlichen bis östlichen Strömung auch in den nächsten Tagen für verbreitet frostige Temperaturen tagsüber und nachts für strenge, über Schnee bei Aufklaren auch sehr strenge Fröste um minus 20 Grad“, erläuterte DWD-Meteorologe Jens Bonewitz. Von Donnerstag an werde sich – anders als bisher – auch im Süden Deutschlands die Kaltluft komplett durchsetzen.

Am frühen Mittwochmorgen meldete der DWD von Nordbayern bis zur Mecklenburger Seenplatte strengen Frost zwischen minus 10 und 15 Grad, vor allem in Mitteldeutschland vereinzelt minus 25 Grad. Tagsüber sollen die Temperaturen demnach zwischen minus 2 und 9 Grad liegen, teilweise sogar noch frostiger.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer rechnet weiter mit Beeinträchtigungen durch das extreme Winterwetter. Der CSU-Politiker sagte der dpa: „In vielen Regionen Deutschlands beginnt die Lage sich allmählich zu beruhigen. Bis alles wieder seinen gewohnten Gang geht, kann es aber noch etwas dauern. Strecken- und gebietsweise bleiben Beeinträchtigungen.“

Auch die Binnenschifffahrt ist vom Winterwetter betroffen: Von Mittwochabend an würden der Mittellandkanal und der Elbe-Seitenkanal gesperrt, wie das zuständige Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt in Braunschweig mitteilte. Der Mittellandkanal ist mit gut 320 Kilometern die längste künstliche Wasserstraße in Deutschland.

Unterdessen verstärkten Hilfsorganisationen ihren Einsatz für Obdachlose und versorgten sie vielerorts mit warmem Essen, Getränken, Kleidung, Schlafsachen und Hygieneartikeln. Die Coronavirus-Pandemie verschärft die Situation der Bedürftigen zusätzlich, wie es etwa von der Diakonie hieß, dem Wohlfahrtsverband der evangelischen Kirchen.

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