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Wende im HSV-Machtkampf: Präsidium in Hamburg mit Rücktritt

HSV-Präsident Marcell Jansen trat von seinem Amt zurück. Foto: Daniel Reinhardt/dpa
HSV-Präsident Marcell Jansen trat von seinem Amt zurück. Foto: Daniel Reinhardt/dpa

Das Präsidium des HSV mit dem früheren deutschen Fußball-Nationalspieler Marcell Jansen an der Spitze ist zurückgetreten, der Machtkampf beim Hamburger SV e.V. bekommt damit eine neue Wendung.

In einem gemeinsamen Brief an die über 87.000 Mitglieder erklärten Präsident Marcell Jansen und seine mit ihm zerstrittenen Stellvertreter Thomas Schulz und Moritz Schaefer ihren zu diesem Zeitpunkt überraschenden Schritt.

„Liebe Mitglieder, liebe HSVer, nach sehr intensiven und zielführenden Gesprächen in den vergangenen Tagen haben wir uns als Präsidium gemeinsam dazu entschlossen, mit sofortiger Wirkung von unseren Präsidiumsämtern zurückzutreten und so die zuletzt vorhandenen Meinungsverschiedenheiten im Präsidium nicht mehr zu einem Themenfeld innerhalb unseres Vereins zu machen“, heißt es in einer Mitteilung des Hamburger SV e.V..

Auf der nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung im Sommer solle dann ein neues Führungsgremium gewählt werden. Bis dahin werden der Geschäftsführer Kumar Tschana und Michael Papenfuß interimsmäßig den Club führen.

Machtkampf schwelt seit Monaten

Schon seit Monaten schwelt in Hamburg zwischen Präsident Marcel Jansen auf der einen und seinen Vizepräsidenten Schulz und Schaefer auf der anderen Seite ein Streit.

Dabei ging es unter anderen um die Kandidaten für den Aufsichtsrat der Fußball-AG des Tabellenführers der 2. Bundesliga und um den möglichen Verkauf weiterer Anteile. Zuletzt konnte sich das Trio bis zum Dienstag vergangener Woche nicht einmal auf einen Termin für eine außerordentliche Mitgliederversammlung verständigen.

Auf der Versammlung sollte es um den Abwahlantrag gegen Vize Schulz gehen. Diesen hatte der HSV-Ehrenrat, unterstützt von allen anderen Gremien des Vereins, eingebracht. Der Ehrenrat hatte den in der HSV-Geschichte einmaligen Abwahlantrag vom 19. Januar damit begründet, dass Schulz‘ Handeln nicht mehr tragbar und das Vertrauen aller Gremien in ihn verloren gegangen sei.

Konkreter war es im Antrag nicht geworden. Schulz hatte die Vorwürfe in einem Facebook-Eintrag einen Tag später zurückgewiesen. Mit dem nun erfolgten Rückzug des Präsidiums ist die außerordentliche Mitgliederversammlung hinfällig.

Aufsichtsrat beurlaubte Hoffmann

Der seit dem Januar 2019 amtierende Marcell Jansen genießt die Rückendeckung aller HSV-Gremien und auch von Investor Klaus-Michael Kühne. Schulz und Schaefer waren noch als Mitglieder des Teams von Bernd Hoffmann in das Präsidium eingezogen.

Der 58-jährige Hoffmann war Anfang 2018 zunächst als Präsident gewählt worden, dann im Mai 2018 zunächst interimsweise und im September 2018 endgültig vom Aufsichtsrat zum Vorstandschef der Fußball-AG bestellt worden. Sein Amt als Präsident legte er nieder.

Im März 2020 beschloss der Aufsichtsrat mit 5:2 Stimmen, Hoffmann zu beurlauben. Auch Jansen hatte als Aufsichtsratmitglied für die Abbestellung Hoffmanns gestimmt. Dessen Freunde Schulz und Max-Arnold Köttgen votierten dagegen und traten aus dem Gremium zurück. Bis zum 30. Juni muss der Aufsichtsrat wieder von fünf auf sieben Personen aufgestockt werden. Jansen wird trotz des Rücktritts als Präsident vorerst weiter im Aufsichtsrat bleiben.

Schulz und Schaefer war unterstellt worden, die Verhältnisse in dem Kontrollgremium kippen zu wollen, was dann auch für Sportvorstand Jonas Boldt und Finanzvorstand Frank Wettstein Konsequenzen haben würde.

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Mitteilung des HSV im Wortlaut:

Liebe Mitglieder, liebe HSVer,

nach sehr intensiven und zielführenden Gesprächen in den vergangenen Tagen haben wir uns als Präsidium gemeinsam dazu entschlossen, mit sofortiger Wirkung von unseren Präsidiumsämtern zurückzutreten und so die zuletzt vorhandenen Meinungsverschiedenheiten im Präsidium nicht mehr zu einem Themenfeld innerhalb unseres Vereins zu machen.

Die Mitgliederversammlung als höchstes Organ des HSV e.V. erhält damit die Möglichkeit, im Rahmen einer ordentlichen Mitgliederversammlung ein neu gewähltes Präsidium mit dem Vertrauen und Rückhalt auszustatten, die notwendig sind, um den HSV weiter erfolgreich durch herausfordernde Zeiten zu führen.

Die nächste ordentliche Mitgliederversammlung soll möglichst als Präsenzveranstaltung im Sommer stattfinden.

Der HSV e.V. bleibt auch bis zur Neuwahl operativ vollumfänglich handlungsfähig. So haben wir per einstimmigem Beschluss den Geschäftsführer des Vereins, Kumar Tschana, als besonderen Vertreter gemäß § 30 BGB bestimmt. Gleichzeitig wird Michael Papenfuß seine unterstützende Tätigkeit im Verein bis zur nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung noch einmal verstärken. Gemeinsam mit der stellvertretenden Geschäftsführung um Hermann Schulz und Anne Gnauk und dem hauptamtlichen Team ist der HSV e.V. für alle Geschäftstätigkeiten somit gut aufgestellt.

Zudem wird Marcell Jansen den HSV e.V. bis zur nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung weiterhin im Aufsichtsrat vertreten.

Wir haben als Präsidium in den vergangenen Jahren gemeinsam mit den Ehrenamtlichen und den hauptamtlichen Mitarbeitern des HSV viele Themen und Projekte im Verein auf den Weg gebracht, unsere Arbeit war dabei von viel Konsens geprägt.

Wir bedanken uns bei allen im HSV für die Zusammenarbeit auf den verschiedensten Ebenen während unserer Amtszeit. Insbesondere danken wir an dieser Stelle allen Mitgliedern für den Rückhalt, den sie dem HSV geben.

Mit blau-weiß-schwarzen Grüßen
Marcell Jansen, Thomas Schulz und Moritz Schaefer



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