Kommentar

Kommentar Philipp Jaeger: Ein Superwahljahr zur Unzeit

Corona beherrscht die Schlagzeilen, doch 2021 ist auch ein Super-Wahljahr. Eines, das zur Unzeit kommt, so Philipp Jaeger in seinem Kommentar für infowelt.

Das Superwahljahr 2021 steht in den Startlöchern. Allerdings kommen die sechs Landtagswahlen, die Bundestagswahl und das historische Ende der Ära Merkel für unsere Demokratie wohl zu einem denkbar unpassenden Zeitpunkt.

Wie momentan so ziemlich alles wird auch dieses Wahljahr im Zeichen von Corona stehen. Dass die Pandemie den Wahlkampf dabei grundlegend verändern wird, ist noch meine kleinste Sorge.

Dann gibt es eben keine Großveranstaltungen, kein bürgernahes Händeschütteln. Dann wird der Wahlkampf eben digital. Gravierender könnte dagegen sein, wie der Wahlkampf den Umgang mit der Pandemie verändert.

Merkels Politik ist von jeher eher zurückhaltend und von Vorsicht geprägt. Glücklicherweise geht das, was manchmal zimperlich wirken kann, aktuell relativ konform mit dem vertrauenswürdigsten Maßstab, den wir haben – den wissenschaftlichen Empfehlungen von Virolog:innen, die extra dafür ausgebildet wurden, sich mit Katastrophen dieser Art auseinanderzusetzen und uns zu schützen.

Dennoch ist der Geduldsfaden der Bevölkerung verständlicherweise strapaziert. Die Einschränkungen zehren am Nervenkostüm. Lockerungen sind verlockend. Die Unzufriedenheit ist bei uns allen groß. Das Richtige zu tun, ist nicht gerade angenehm und es wird zunehmend beschwerlicher. Aber was ist die Alternative?

Noch mehr Kranke, noch mehr Leid? Zwar sinken die Neuinfektionszahlen, aber noch nicht vollständig erforschte Mutationen drohen Chaos an, welches noch nicht gänzlich abgeschätzt werden kann. Auf Risiko spielen wäre unverantwortlich, geht es um nicht weniger als Menschenleben. Die Wahrheit scheint also zu sein, dass Vorsicht alternativlos ist.

Der Unmut jedoch bleibt. Das kann man auch niemandem verdenken. Die Krux an der Sache ist nur, dass solche negativen Emotionen uns blind machen können. Blind für Rücksicht, Geduld und Vernunft. Irgendwann wird man empfänglich für das Märchen, dass man gefahrlos ohne Einschränkungen auskomme. Der Frust wird dann weiter wachsen.

Leider versteht sich mancher Politiker darauf, aus solchem Frust Profit in Form von Stimmen zu schlagen und genau deshalb kann dieser Wahlkampf zur Bedrohung werden. Es ist zu hoffen, dass dieses Jahr kein Stimmenfang mit falschen Versprechungen getrieben wird, die die Gesellschaft aufwiegeln; dass die Angst einer gebeutelten Gesellschaft nicht instrumentalisiert wird; und dass kein Politiker meint, sich als Befreier aus dem Lockdown profilieren zu müssen. Sonst wird aus dem Superwahljahr ein Super-GAU. Die Folgen könnten fatal sein.

Hinweis: Kommentare sind Meinungsäußerungen des Autors und spiegeln nicht zwingend die Meinung der Redaktion wider.

[plista widgetname=plista_widget_belowArticle]

1 Kommentar

Hinterlasse einen Kommentar