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Umweltministerin rechnet mit langfristigen Schäden für Oder

Die Umweltkatastrophe in der Oder wird sich langfristig auf das Gewässer auswirken. Foto: Patrick Pleul/dpa
Die Umweltkatastrophe in der Oder wird sich langfristig auf das Gewässer auswirken. Foto: Patrick Pleul/dpa

Ob die Oder sich nach dem großen Fischsterben wieder vollständig erholen kann, ist noch unklar. Der Klimawandel dürfte ähnliche Katastrophen in Zukunft aber wahrscheinlicher machen.

Berlin (dpa) – Die Bundesumweltministerin Steffi Lemke erwartet für den von einer Umweltkatastrophe betroffenen deutsch-polnischen Grenzfluss Oder langfristige Schäden.

Ob die Oder sich wieder vollständig erholen werde, lasse sich noch nicht sagen, so die Grünen-Politikerin im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „In der Oder als Ökosystem entstand weit größerer Schaden als das Fischsterben allein“, so Lemke. Die ersten Untersuchungsergebnisse ließen befürchten, dass es gravierendere Schäden geben könnte.

Hohe Wassertemperaturen ein Faktor

„Die Ursachen sind noch nicht endgültig geklärt“, sagte Lemke. Dennoch würde sie das Fazit ziehen, dass es sich um eine menschengemachte Gewässerverschmutzung handele – „vermutlich in Kombination mit der Hitze, die niedrige Wasserstände und hohe Wassertemperaturen verursachte“, so die Ministerin.

Angesichts der Oder-Katastrophe müsse man prüfen, ob es auch anderswo genehmigte Einleitungen in Gewässer gibt, die künftig wegen steigender Temperaturen gefährlicher werden, erklärte die Umweltministerin. „In viele Flüsse werden permanent und legal chemische Substanzen, Salze und Nährstoffe eingeleitet. Dass das bei niedrigen Wasserständen und hohen Temperaturen ein größeres Problem für ein Gewässer sein kann als bei niedriger Wassertemperatur und größerer Verdünnung, legt der gesunde Menschenverstand nahe.“

Wissenschaftler sehen in einem hohen Salzgehalt im Fluss einen wesentlichen Grund für die Umweltkatastrophe, verbunden mit Niedrigwasser, hohen Temperaturen und einer giftigen Algenart.

Umweltverbände: Brauchen rasches politisches Handeln

Mehrere Naturschutz- und Umweltverbände fordern einen umfassenden Rettungsplan. „Der dramatische Verlust an Fischen, Muscheln und anderen Weichtieren, sowohl in absoluter Zahl als auch bei der Artenvielfalt, sowie die unvorhersehbaren Konsequenzen für das Ökosystem der Oder erfordern rasches, umfassendes politisches Handeln“, verlangte der Deutsche Naturschutzring. Bei einem deutsch-polnischen Treffen in Bad Saarow in Brandenburg soll das Fischsterben Thema sein.

Vom Naturschutzring hieß es, die Oder-Katastrophe müsse als Chance für eine Wiederbelebung genutzt werden, an der sich Tschechien, Polen und Deutschland beteiligen müssten. Zu den Verbänden im Ring zählen der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), die Deutsche Umwelthilfe, der Naturschutzbund (Nabu) und der WWF Deutschland.

Sie halten einen sofortigen Stopp des von Polen geplanten Ausbaus der Oder für notwendig. Die Oder müsse geschützt und umweltfreundlich genutzt werden. Beim Deutsch-Polnischen Umweltrat müssten Lemke und ihre polnische Amtskollegin Anna Moskwa am Montag ein Aktionsprogramm Oder auf den Weg bringen.

Bade- und Angelverbot in Westpommern

Unterdessen hat die polnische Woiwodschaft Westpommern wegen des Fischsterbens das ursprünglich bis zum 25. August verhängte Bade- und Angelverbot bis auf Weiteres verlängert. Das Verbot gelte nicht für das Stettiner Haff, schrieb Verwaltungschef Zbigniew Bogucki am Donnerstagabend auf Twitter. Dort seien keine toten Fische entdeckt worden, sagte Bogucki der Nachrichtenagentur PAP. Auch auf der deutschen Seite des Stettiner Haffs gelte kein Angel- und Badeverbot.

Die Oder mündet in das Haff, das mit rund 900 Quadratkilometern etwa doppelt so groß ist wie der Bodensee. Es gehört zu zwei Dritteln zu Polen. Von dort verlaufen Wasserverbindungen zur Ostsee.

Ein Dutzend Sportboote, die wegen der Umweltkatastrophe in der Oder im Oder-Spree-Kanal tagelang festsaßen, haben inzwischen wieder freie Fahrt. Darunter sind auch die beiden sächsischen Hobbyschiffer, die 14 Tage einen Zwangsstopp einlegen mussten und viel Unterstützung von Anwohnern und lokalen Behörden erhielten. In einer Sonderaktion schleuste die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung am Freitag die Boote an der Schleuse Kersdorf in Brandenburg weiter.

© dpa-infocom, dpa:220827-99-530090/3


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