Sport Topthemen Umwelt

TAFISA-Weltkongress: Sport und Klimawandel im Fokus

Golfplatz - Foto (c) Sascha Klahn
Golfplatz - Foto (c) Sascha Klahn

Beim TAFISA-Weltkongress in Düsseldorf stehen der Sport für Alle und die Auswirkungen des Klimawandel im Fokus.

Beim 28. TAFISA-Weltkongress vom 1. bis 5. November 2023 in Düsseldorf wird auch der Klimawandel und die Auswirkungen auf das Sportsystem im Fokus der Sessions liegen. Dabei kann festgehalten werden, dass die Erwärmung des Klimas auch Auswirkungen auf das Menschenrecht `Sport für Alle` haben wird“, so der Pressedienst des DOSB.

Der Weltbreitensportverband TAFISA wird seinen 28. Weltkongress im Hilton Hotel Düsseldorf ausrichten. Unterstützt wird er dabei vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) sowie dem Landessportbund Nordrhein-Westfalen. 60 internationale Speaker*innen werden Best-Practice Beispiele und Lösungsansätze für sportpolitische und gesellschaftliche Herausforderungen vorstellen.

Im Zentrum des Kongressprogramms stehen aktuell hochrelevante Themen des Breitensports. So werden die etwa 300 internationalen Teilnehmenden unter anderem über Inklusion im Sport, Wissensmanagement und Sport- und Bewegungsräume diskutieren. Auch der menschgemachte Klimawandel und seine Auswirkung auf den weltweiten Sport steht auf der Tagesordnung.

„Denn eines kann bereits jetzt als unumstritten erachtet werden: die globale Erwärmung wird das Sporttreiben in Deutschland sowie in der gesamten Welt umfassend verändern“, so der Pressedienst des DOSB. Wer mitdiskutieren möchte, kann sich noch zum 13. Oktober 2023 über die offizielle Kongress-Webseite anmelden. Die Teilnahme ist für alle Interessierte offen.

Dr. Karim Abu-Omar: „Erheblichen, globalen Einfluss“

„Dabei werden sowohl professionelle Athlet*innen als auch Breitensportler*innen gleichermaßen betroffen sein“, unterstreicht PD Dr. Karim Abu-Omar, Sportwissenschaftler an der Friedrich-AlexanderUniversität Erlangen-Nürnberg. Schon heute sind bereits offensichtliche Entwicklungen, wie beispielsweise das Ausbleiben von Naturschnee und der Einsatz von Kunstschnee in einigen
Regionen des Skisports, festzustellen.

Aber auch sich anbahnende Trends müssen beachtet werden, so Dr. Abu-Omar: „Im Tennisbetrieb wird im Sommer durchgespielt. Spieler*innen ertragen jetzt bereits Temperaturen von um die 40° C Platzboden-Temperatur. Die in der Zukunft zu erwartenden häufigeren Hitzetage gehen gepaart mit einer gestiegenen Belastung der Sportler*innen ein.“ Das heißt in der Konsequenz für die Athlet*innen, dass sich sowohl die Sportwissenschaft als auch die Sportmedizin mit der Zunahme von Hitze- und Extremwettertagen auseinandersetzen müssen.

„In einigen Region der Welt, die noch sehr kalt sind, werden Möglichkeiten zum Sporttreiben hinzukommen, die bislang aus klimatischen Gründen noch nicht möglich waren. In anderen Regionen nehmen die Möglichkeiten zum Sporttreiben ab“, warnt Dr. Abu-Omar, In der Summe nimmt das also erheblichen, globalen Einfluss auf das Menschenrecht ‚Sport für Alle‘.“

„Aber nicht nur die Folgen von Klimawandel müssen im Kontext von `Sport für Alle` von den Playern des Sportsystems betrachtet werden. Der globale Sport selbst wirkt auch gleich mehrfach auf das Klima“, so der Pressedienst des DOSB. Zum einen lässt sich nicht bestreiten, dass auch die Sportausübung einiger Sportarten oder das Durchführen von Sportveranstaltungen einen erheblichen CO2-Fußabdruck generieren, der die Umwelt belastet.

„Viele Menschen denken bei Selbstverständlichkeiten nicht an die Belastung für die Umwelt. Bei einem Profi-Tennismatch werden beispielsweise um die 40 Tennisbälle verschlissen. Die Produktion dafür erfordert nicht unbeträchtliche Ressourcen wie Chemikalien, Energie und Wasser“, gibt der Forscher ein Beispiel zu bedenken. Da sind Anreise oder weitere Belastungen noch gar nicht berücksichtigt.

Auf der anderen Seite kann die Umsetzung gerade von niedrigschwelligen Bewegungsformen wie Laufen und Radfahren im Alltag dabei helfen, erhebliche Mengen CO2 in der individuellen Fortbewegung einzusparen. „Die Forderung des Menschenrechts `Sport für Alle` kann also nur erreicht werden, in dem man einen interdisziplinären Austausch fördert – wie beispielsweise zu Stadtentwicklern. Und genau das soll beim 28. TAFISA-Weltkongress in Düsseldorf angegangen werden“, so der Pressedienst des DOSB.

Bianca Quardokus

An diesem Austausch hat auch der Dachverband des deutschen Sports ein erhebliches Interesse. Für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) koordiniert Bianca Quardokus als Referentin für Sportstätten, Umwelt und Nachhaltigkeit die Bemühungen des organisierten Sports.

„Der Klimawandel ist eine gesellschaftliche Herausforderung, die alle Akteure betrifft. Beim DOSB steht das Thema ‚Umwelt‘ bereits seit über 30 Jahren auf der Agenda, da viele Sportarten von einem funktionierenden Ökosystem abhängig sind“, so Bianca Quardokus.

Dabei suche der DOSB den intensiven Austausch mit seinen Mitgliedsorganisationen, der Politik, Umwelt- und Naturschutzverbänden, der Wissenschaft sowie Initiativen und Netzwerken. Die Zusammenhänge zwischen Sport und Klimawandel werden so nicht nur in Umwelt- und Klimaschutzprojekten aufgearbeitet, sondern auch sachbezogene Aufklärung betrieben, wie beispielsweise zur durch den Klimawandel stark ansteigenden Gefahr von Hautkrebserkrankungen mit der Initiative „Clever in Sonne und Schatten“ für Breitensportler*innen, zu der DOSB und Deutsche Krebshilfe gemeinsam aufrufen.

Der DOSB möchte zudem helfen, den ökologischen Fußabdruck des Sports zu senken. Sehr häufig scheitert dieses Vorhaben aber am Zustand der Sportanlagen in Deutschland. Quardokus sieht hier auch die Politik in der Pflicht: „Der Sanierungsstau bei den rd. 230.000 Sportstätten in unserem Land ist auf mindestens 31 Milliarden Euro angewachsen. Das kann das Sportsystem allein nicht stemmen. Schon gar nicht, wenn hochenergetische Sportstätten wie die Bäder modernisiert werden müssen. Hier brauchen wir gemeinsame Anstrengungen und nachhaltige Allianzen.“

Anpacken kann dem ungeachtet jeder, da sind sich der Forscher Dr. Abu-Omar und die Nachhaltigkeitsreferentin Quardokus einig. In Fragen der Mobilität lassen sich wirksame Schritte recht einfach gehen. „Wenn jede Kreisligamannschaft, genauso wie der Profisportklub, jede TopAthlet*in und jede Breitensportler*in reflektiert, wie sie zur Sportstätte gelangen und eine entsprechend nachhaltige Fortbewegungsart wählten, würden wir schon einen wichtigen Beitrag zur Senkung unseres CO2-Fußabdrucks leisten“, so beide unisono.

Sowohl Dr. Karim Abu-Omar als auch Bianca Quardokus werden ihre Erkenntnisse und Ansätze als Expertinnen beim Kongress präsentieren und den Teilnehmenden wichtige Impulse mitgeben.

Über den 28. Weltkongress der TAFISA:

The Association for International Sport for All (TAFISA) ist die führende internationale Breitensportorganisation mit über 380 Mitgliedern aus über 170 Ländern mit Sitz in Frankfurt am Main. Seit 1991 hält sie alle zwei Jahre einen Weltkongress ab. Internationale Expert*innen, Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen kommen zusammen, um über gesellschaftliche Herausforderungen und ihre Lösungsansätze im Kontext des Menschenrechts „Sport für Alle“ zu debattieren.

In Sessions, Gesprächen, parlamentarischen Formaten und praxisnahen Präsentationen werden nationale Erfahrungen ausgetauscht und gemeinsam neue Aktivitäten und Meilensteine erarbeitet, um Menschen weltweit Zugang zu Bewegung und Sport zu ermöglichen. Die 28. Ausgabe des Weltkongress findet vom 1. bis 5. November 2023 in Düsseldorf statt. Anmeldungen sind online bis zum 13. Oktober 2023 möglich. Ausrichter sind der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) in Kooperation mit der Staatskanzlei NordrheinWestfalen und dem Landessportbund Nordrhein-Westfalen.

➡️ Kongress-Website

[plista widgetname=plista_widget_belowArticle]

Hinterlasse einen Kommentar