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Wechsel von Timo Werner: RB Leipzig bislang ohne Transfer-Anfrage

Leipzigs Stürmer Timo Werner wird mit dem FC Chelsea in Verbindung gebracht. Foto: Hannibal Hanschke/reuters/Pool/dpa
Leipzigs Stürmer Timo Werner wird mit dem FC Chelsea in Verbindung gebracht. Foto: Hannibal Hanschke/reuters/Pool/dpa

Timo Werner soll sich mit dem FC Chelsea über einen Wechsel einig sein. Bei seinem Noch-Arbeitgeber Leipzig liegt angeblich keine Transferanfrage vor. Vorstandschef Mintzlaff redet von einem Abschied deshalb noch im Konjunktiv. Eine wichtige Frage dreht sich um die Königsklasse.

Der Wechsel von Timo Werner zum FC Chelsea ist nach Aussage von RB Leipzigs Vorstandschef Oliver Mintzlaff noch nicht perfekt. Bislang liege dem Fußball-Bundesligisten noch keine offizielle Anfrage für einen Transfer des Nationalstürmers vor.

„Bislang hat weder Timo Werner bei uns die Klausel gezogen, noch hat irgendein Verein uns einen Transfervertrag geschickt“, sagte Mintzlaff im TV-Sender Sky vor der Partie gegen den SC Paderborn mit Blick auf einen möglichen Wechsel. Werner habe allerdings „schon vor einigen Wochen signalisiert, dass er sich mit einem Transfer beschäftigt“, sagte Mintzlaff.

Timo Werner steht Medienberichten zufolge dicht vor einem Wechsel zum FC Chelsea im Sommer. Zuvor galt auch der FC Liverpool als mögliches Ziel. Der 24-Jährige sei wegen seiner Ausstiegsklausel nun derjenige, der über einen möglichen Wechsel entscheide, sagte Mintzlaff. „Jetzt sitzt Timo Werner im driver’s seat, nicht mehr wir.“

Teamkollege Lukas Klostermann sagte, der Transfer sei kein Team in der Mannschaft gewesen: „Nee, haben wir noch nicht drüber gesprochen. Nur weil das alle verkünden? Ich habe es von ihm noch nicht gehört, deshalb glaube ich es auch noch nicht.“

Auch Kevin Kampl betonte, dass der mögliche Wechsel für die Mannschaft keine Rolle spiele. „Man hat gesehen, er hängt sich immer rein, bis zuletzt. Ich persönlich kann ihm nur alles Gute wünschen“, sagte er über seinen Teamkollegen.

Klarer äußerte sich der frühere Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack, der mit Chelsea-Trainer Frank Lampard von 2006 bis 2010 für die Blues spielte. „Ich glaube, mit Chelsea hat er sich für einen Verein entschieden, wo er eine größere Chance hat zu spielen, was sehr wichtig ist für ihn“, sagte Ballack im TV-Sender Sky.

Ausstiegsklausel

Mit der Ausstiegsklausel, die dem Vernehmen nach zwischen 50 und 60 Millionen Euro liegen soll, habe der Club Werner die Möglichkeit gegeben, den nächsten Schritt machen zu können. „Für uns war wichtig, dass wir den Vertrag mit ihm verlängern, weil für unseren jungen Verein wichtig ist, dass wir keinen Spieler haben, der ablösefrei vom Hof zieht“, sagte Mintzlaff über die Verlängerung des Kontrakts im Vorjahr.

Im Falle eines Wechsels seines Top-Torjägers hofft Mintzlaff darauf, die laufende Bundesliga-Saison trotz der Verzögerung durch die Corona-Pandemie – hinsichtlich der es zuletzt Rufe nach Lockerungen aus der Liga gab – mit Werner beenden zu können. „Wir sind uns sicher, dass wir mit dem neuen aufnehmenden Verein die Regelung finden, dass wir die Bundesliga-Saison mit Timo zu Ende spielen, wann auch immer das ist“, sagte der Vorstandschef.

Die Lösung für eine Fortsetzung der Saison in der Champions League gelte es noch zu diskutieren, sagte Mintzlaff. Leipzig steht im Viertelfinale der Königsklasse. Der FC Chelsea hat sein Achtelfinal-Hinspiel gegen den FC Bayern München mit 0:3 verloren. Das Rückspiel steht noch aus. Die Champions League soll wahrscheinlich erst im August zu Ende gespielt werden.

Für wen Timo Werner bei einem eventuellen Wechsel spielberechtigt wäre, müsste wohl letztlich auch von der UEFA geklärt werden. „Das sind so viele unterschiedliche Interessen durch die unterschiedlichen Ligastarts. Es gibt da sicherlich auch viel Lobbyismus. Da sind wir als RB Leipzig, als junger Verein, nicht der Verein, der bestimmend ist. Wir hätten natürlich den Wunsch, dass wir Ende August die Champions League zu Ende spielen“, sagte Mintzlaff.

Red Bull und RB mit 100 Millionen Transaktion

RB Leipzig, das als einer von fünf Clubs der Bundesliga seine Spielbetriebsgesellschaft direkt in eine GmbH ausgelagert hat, bestätigte unterdessen eine andere ökonomisch bedeutsame Transaktion. Durch einen Schuldenerlass von 100 Millionen Euro für das Geschäftsjahr 2018/2019 hat der Bundesligist dank Geldgeber Red Bull sein Eigenkapital gestärkt.

„Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würde der Leistung von Red Bull keine Gegenleistung gegenüberstehen – das ist aber nicht der Fall. Es ist eine Transaktion, die völlig üblich ist, insbesondere in der freien Wirtschaft, aber auch im Fußballgeschäft und auch in der Bundesliga“, sagte RB-Finanzdirektor Florian Hopp der Deutschen Presse-Agentur. Die Mitteldeutsche Zeitung und das Internetportal RBlive.de hatten zuvor über das Thema berichtet.

Moralische Kritik an dem Geschäftsmodell mit dem Brausehersteller weist Florian Hopp gegenüber der dpa zurück. Der 40-Jährige betonte, dass es sich nicht um eine Schenkung des Geldgebers handele. „Die Frage ist klar zu verneinen. Dann würde auch Schenkungssteuer anfallen, was nicht der Fall ist. Darüber hinaus bekommt Red Bull seinen Zinsverlust in Form einer Vorzugsdividende ausgeglichen“, sagte Hopp. Es sei auch nicht so, dass Leipzig jetzt zusätzliche 100 Millionen Euro auf dem Konto habe.

Unentschieden gegen Paderborn

Auf dem Spielfeld bereitete Timo Werner am gestrigen Samstag gegen Paderborn die Führung durch Patrik Schick vor (27.). Dayot Upamecano schwächte dann aber die Gastgeber durch seine Gelb-Rote Karte (43.). Paderborn blieb im Spiel und traf in der Nachspielzeit durch Christian Strohdiek zum 1:1 (90.+2).

Der sichtlich angefressene RB-Coach Julian Nagelsmann nahm den dieses Mal torlosen Werner in Schutz. „Nein, es hat ihn nicht belastet. Es hat nichts mit dem Rummel um seine Person zu tun, den Rummel kennt er, seitdem er vierzehneinhalb ist“, sagte der Cheftrainer. Zuvor hatte der 24 Jahre alte Nationalstürmer Werner zwei Großchancen vergeben, in der 66. Minute sogar das leere Tor verfehlt.

Das mangelnde Durchsetzungsvermögen gegen den Tabellenletzten lässt Nagelsmann, der die bislang erfolgreichste Saison des Clubs mit 67 Punkten 2016/17 toppen will, am eigenen Anspruch zweifeln. RB gelang in drei Spielen seit dem Neustart kein Heimsieg, sechs Zähler wurden leichtfertig verspielt.

„Wir hätten einen Riesen-Schritt Richtung Champions League machen können, das war uns allen bewusst“, haderte Kampl und betonte: „Dass dann so was passiert, ist extrem unnötig.“

Gemeint war die Gelb-Rote Karte für Dayot Upamecano wegen Ballwegschlagens (44. Minute). Die Szene ärgerte auch Nagelsmann: „Das war ein Schlüsselmoment, das darf nicht passieren“, sagte er. „Ich hoffe, dass die Mannschaft das Gefüge hat, es selbst zu klären.“

Nagelsmann vermisste bei seiner Mannschaft zudem den Killerinstinkt. Zwar war die Führung durch Patrik Schick (27.) nach Vorlage von Werner schön herausgespielt, danach fehlte aber Kaltschnäuzigkeit. Nach der Pause brachen die dezimierten Leipziger ein. Christian Strohdiek schockte RB in der zweiten Minute der Nachspielzeit mit dem Ausgleich und erhielt Paderborn die theoretische Chance auf den Klassenverbleib.

Dafür ist allerdings ein Erfolg im Abstiegsduell gegen Werder Bremen am kommenden Samstag Pflicht. Denn Paderborn liegt trotz des Remis vier Spieltage vor Schluss acht Zähler hinter dem Relegationsrang. Leipzig verliert Boden auf Borussia Dortmund und hat im Kampf um die neuerliche Qualifikation für die Champions League die Clubs aus Gladbach und Leverkusen im Nacken, der Vorsprung beträgt drei Punkte.

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