Es ist still geworden um Sabine Lisicki. Seit fast einem Jahr hat die ehemalige Finalistin von Wimbledon kein offizielles Match mehr bestritten. Doch an ein Karriereende hat sie nie gedacht – allen Ungewissheiten in 2020 zum Trotz.
Sabine Lisicki steht wieder auf dem Tennisplatz, bei der World Team Tennis. Das hat es lange nicht gegeben. Erst zahlreiche Verletzungen, dann Pfeiffersches Drüsenfieber und dann auch noch Corona. Die ehemalige Wimbledon-Finalistin hat eine harte Zeit hinter sich.
Wie fühlt es sich an, bei der World Team Tennis wieder für ein Match auf dem Platz zu stehen?
Sabine Lisicki:
Es ist toll, wieder auf dem Platz zu stehen und Matches zu spielen. Das ist etwas, was ich sehr vermisst habe. Es ist das erste Mal, dass ich bei der World Team Tennis mitspiele. Das Format geht über dreieinhalb Wochen, und ich habe die Chance, viel Matchpraxis zu sammeln. Außerdem macht es einfach unglaublich viel Spaß in einem Teamwettbewerb mitzuspielen.
Wie haben Sie die Corona-Zeit in den USA erlebt? Das Land ist ja inzwischen ganz besonders von der Pandemie betroffen.
Sabine Lisicki:
Die Coronavirus-Zeit haben wir in den USA gut überstanden. Wir haben uns komplett zurückgezogen und sind nur für Einkäufe aus dem Haus gegangen. Dies war hier sehr einfach, weil man vorbestellen konnte, hinfuhr und die Einkäufe einem einfach in den Kofferraum gestellt wurden. Somit wurden unnötige Kontakte mit andern Menschen vermieden.
Können Sie sich vorstellen, dass unter diesen Umständen in rund einem Monat die US Open in New York stattfinden?
Sabine Lisicki:
Es ist schwierig, in diesem Jahr irgendwas vorher zu sagen. Bis zu den US Open sind es noch sechs Wochen und sicherlich gibt es sehr viele Faktoren, die da hineinfließen und entscheiden können, ob das Turnier stattfinden kann oder nicht.
Wir alle haben gesehen, wie viel innerhalb von vier bis sechs Wochen passieren kann und wie viele Dinge sich dann verändern, zum Beispiel beim Thema Quarantäne. Daher ist es wahnsinnig schwierig, in der derzeitigen Situation irgendwas vorher zu sagen. Inklusive, ob die US Open stattfinden oder nicht.
Wie sehen Ihre Pläne für den Rest des Jahres denn aus? Als Nummer 595 der Welt ist es ja nicht leicht, in Turnierfelder reinzukommen.
Sabine Lisicki:
Ich glaube, im Jahr 2020 kann man überhaupt nichts planen! Ich habe ein „protected ranking“ und werde dieses dann auch entsprechend nutzen. Wir alle sind darauf angewiesen, wie die Lage durch das Coronavirus beeinflusst wird, welche Turniere stattfinden können, welche nicht. Es wurden schon in den USA geplante Challenger gestrichen. Daher gilt es abzuwarten, welche Turniere überhaupt stattfinden.
Wie haben Sie die lange Pause genutzt? Woran haben Sie im Training ganz besonders gearbeitet?
Sabine Lisicki:
Da ich in den USA war, war es mir leider nicht möglich, auf den Tennisplatz zu gehen. Die Nick Bollettieri Tennis Academy war seit März unter „full lockdown“, selbst die public courts waren zu, so hatte man nicht viele Möglichkeiten. Erst Anfang Juni hat die Academy wieder geöffnet und auch da nur für drei Stunden täglich, ausschließlich für die Profis.
Fühlen Sie sich denn schon wieder zu 100 Prozent fit?
Sabine Lisicki:
Nach so einer langen Phase im Lockdown muss man erstmal wieder eine Aufbauarbeit absolvieren. Ich war extrem vorsichtig in den ersten Wochen und bin nicht ins Gym gegangen, weil ich jedes Risiko vermeiden wollte, mich irgendwo anzustecken.
Ich habe deswegen noch keinen vollen Aufbau absolvieren können, aber ich werde sicherlich beim World Team Tennis in den nächsten Wochen Matchpraxis sammeln, mehr Matchfitness bekommen und die Chance haben, Woche für Woche besser zu werden.
Kam in der langen Pause auch einmal der Gedanke, die Karriere zu beenden?
Sabine Lisicki:
Nein.
Zur Person:
Sabine Lisicki war einst die beste Tennisspielerin in Deutschland. 2013 stand sie in Wimbledon im Finale und löste damit einen kleinen Boom aus. Doch viele Verletzungen warfen sie immer wieder zurück. Derzeit liegt sie nur auf Platz 595 der Welt.
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