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Sieger vor Jobverlust: Perez muss bald für Vettel weichen

Dem Mexikaner Sergio Perez vom Team Racing-Point war die Freude über seinen ersten Sieg in der Formel 1 anzusehen. Foto: Tolga Bozoglu/Pool EPA/AP/dpa
Dem Mexikaner Sergio Perez vom Team Racing-Point war die Freude über seinen ersten Sieg in der Formel 1 anzusehen. Foto: Tolga Bozoglu/Pool EPA/AP/dpa

Nie hat ein Formel-1-Gewinner länger auf seinen ersten Sieg warten müssen als Sergio Perez. Doch das nächste Rennen könnte vorerst auch sein letztes in der Königsklasse sein. Der Mexikaner muss Sebastian Vettel weichen und auf eine Chance bei Red Bull hoffen.

Sakhir (dpa) – Als der tief bewegte Sergio Perez sich zur inneren Einkehr aufs Siegertreppchen setzte, rührte sich wohl auch bei Sebastian Vettel ein wenig das schlechte Gewissen.

Der Hesse nämlich ist der Grund, warum der Formel-1-Sensationssieger von Bahrain nach dem nächsten Rennen seinen Arbeitsplatz verliert. „Gratulation an Sergio, klar freue ich mich für ihn und das Team. Sie haben es sich verdient“, sagte Vettel nach dem verrückten Grand Prix in Sakhir. Und so mancher fragte sich in dieser Wüstennacht, wieso Racing Point diesen Perez loswerden will und den zuletzt glücklosen Vettel holt.

Der Mexikaner selbst wollte die schlechten Gedanken im Moment des Triumphs nicht zulassen. „Ich bin im Reinen mit mir, das gibt mir ein bisschen mehr Frieden“, sagte der 30-Jährige. „Checo“ ist der 110. Grand-Prix-Gewinner der Königsklasse, keiner seiner Vorgänger hatte länger auf seinen ersten Sieg warten müssen. „Ich habe mein ganzes Leben für einen Augenblick wie diesen gearbeitet“, sagte der Mann aus Guadalajara, der in Bahrain sein 190. Formel-1-Rennen fuhr.

Nummer 191 könnte am Sonntag beim Saisonfinale in Abu Dhabi sein vorerst letztes werden. Sein Rennstall löst dann vorzeitig den Vertrag von Perez auf. Sein Cockpit beim künftigen Werksteam von Aston Martin bekommt der viermalige Weltmeister Vettel, von dem sich die Bosse mehr Strahlkraft und Titel-Mentalität für das neue Projekt erhoffen. Aktuell sagen die Zahlen etwas anderes: Perez ist mit 125 Punkten WM-Vierter, Vettel steuert im Frust-Ferrari mit 33 Zählern als 13. auf die schlechteste Saison seiner Karriere zu.

„So gesehen tritt Seb in ziemlich große Fußstapfen, auch wenn er ein Weltmeister ist“, befand Formel-1-Sportchef Ross Brawn am Montag. Racing Point werde wohl die getroffene Entscheidung hinterfragen, einen gerade formstarken Perez gehen zu lassen. „Wir wollen ihn alle nächstes Jahr sehen. Ihn zu verlieren, wäre eine Tragödie“, schrieb Brawn in seiner Kolumne auf der Internetseite der Rennserie.

„Was jetzt passiert, liegt nicht in meinen Händen, aber ich würde gern weiterfahren“, sagte Perez. Die letzte Chance auf einen Stammplatz für 2021 bietet Red Bull. Dort hat Alexander Albon bisher meist enttäuscht, die Teamspitze hat Interesse an Perez bestätigt. Selbst sein Noch-Chef Lawrence Stroll warb für ein Engagement des Mexikaners bei der Konkurrenz. „Er beweist jedes Wochenende, dass er nächstes Jahr einen Platz in der Formel 1 verdient. Ich hoffe, ihn im Red Bull zu sehen“, sagte der Mäzen von Racing Point.

Der kanadische Milliardär selbst hat neben Vettel keinen Job mehr für Perez, weil er sonst seinem Sohn Lance das Cockpit wegnehmen müsste. „So ist die Formel 1 leider, das ist hart, nicht die besten Fahrer sind in der Formel 1“, klagte Perez.

Die Entscheidung über den künftigen Teamgefährten von Max Verstappen hat Red Bull auf die Zeit nach dem Schlussrennen vertagt. Wie Perez in Sakhir nach einem unverschuldeten Unfall in Runde eins vom letzten Platz den Sieg eroberte, das war beste Werbung für ihn. Er war da, als Mercedes mit einer kolossalen Boxenstopp-Panne die Doppelführung von Lewis Hamiltons Ersatz George Russell und Valtteri Bottas wegwarf. „In halb Mexiko werden sie jetzt ein paar gute Tequilas kippen“, sagte Perez.

50 Jahre nach Pedro Rodriguez ist er der zweite Formel-1-Sieger aus Mexiko. Angesichts der enormen Zuneigung, die Perez aus der Heimat verspürt, fällt ihm die drohende Zwangspause erst recht schwer. „Nach den letzten beiden Rennen habe ich mir fest vorgenommen, dass ich hier sein werde. Entweder nächstes Jahr oder eben das Jahr danach“, versicherte er. Im überdrehten Formel-1-Geschäft allerdings sind Wetten auf die Zukunft oft ziemlich gewagt.

© dpa-infocom, dpa:201206-99-595606/5

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