Sport

Prozess gegen ehemaligen Sportfunktionär Lamine Diack

Den Corona-Regeln entsprechend mit einer Maske kommt Lamine Diack (M) mit seinem Anwalt William Bourdon (r) ins Pariser Gericht. Foto: Thibault Camus/AP/dpa
Den Corona-Regeln entsprechend mit einer Maske kommt Lamine Diack (M) mit seinem Anwalt William Bourdon (r) ins Pariser Gericht. Foto: Thibault Camus/AP/dpa

Betrug, Korruption, Veruntreuung: Der ehemalige Spitzenfunktionär Lamine Diack muss sich vom 8. Juni im Prozess vor einem Pariser Strafgericht verantworten. Der 87-jährige Senegalese soll zur Doping-Vertuschung Millionen von Dollar von Leichtathleten erpresst haben.

Der frühere Leichtathletik-Weltpräsident Lamine Diack kam den Corona-Regeln entsprechend mit einer Maske ins Pariser Gericht. Was er alles zu verbergen hat, soll in dem Prozess vor dem Pariser Strafgericht an sechs Verhandlungstagen bis voraussichtlich 18. Juni ans Tageslicht gebracht werden.

Das Urteil im Prozess gegen Lamine Diack soll zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben werden. Nach Angaben der vorsitzenden Richterin Rose-Marie Hunault soll Diack am 10. Juni vor Gericht aussagen.

Der 87-jährige Senegalese ist wegen Betrugs, Korruption, Veruntreuung und Geldwäsche angeklagt. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft. Diack, sein Sohn Papa Massata als Drahtzieher im Hintergrund sowie der Anwalt Habib Cisse und der Ex-Leiter der Anti-Doping-Abteilung des Weltverbandes IAAF (heute World Athletics), Gabriel Dolle, sollen an den kriminellen Machenschaften mitgewirkt haben.

Unter anderen soll von russischen Athleten für die Vertuschung von Doping Millionen von Dollar an Schmiergeld verlangt worden sein, „um vollständigen Schutz“ zu bekommen und weiter an Wettkämpfen teilnehmen konnten.

3,45 Millionen Euro erpresst?

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll Lamine Diack, der von 1999 bis 2015 IAAF-Chef war, direkt oder indirekt 3,45 Millionen Euro (3,9 Millionen Dollar) von Athleten, die des Dopings verdächtigt waren, erpresst haben. Etwa zwei Dutzend russische Athleten sollen daran beteiligt gewesen sein.

Angeklagt ist Lamine Diack im Prozess in Paris auch wegen Beteiligung an einer Zahlung von 1,5 Millionen Dollar aus Russland zur Verwendung für den Wahlkampf 2012 in seinem Heimatland Senegal.

Die Staatsanwälte sagen, dass das Geld aus Sponsoren- und Fernsehrechtsverträgen stamme, die mit russischen Beamten ausgehandelt worden seien. Diack wird auch beschuldigt, seinem Sohn ermöglicht zu haben, Sponsoring-Einnahmen der IAAF zu veruntreuen.

Diack Junior wird von Interpol per Haftbefehl gesucht. Der Senegal verweigert jedoch die Auslieferung an Frankreich. Die Anwälte von ihm hatten zu Beginn des Prozesstages die Vertagung beantragt, weil weitere Anwälte aus dem Senegal wegen Restriktionen im Zuge der Coronavirus-Pandemie nicht rechtzeitig kommen konnten.

Als IAAF-Präsident und Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees war Diack Senior einer der einflussreichsten Männer im Weltsport. In seiner Ära sorgte der Supersprinter Usain Bolt (Jamaika) für eine ungeheure Popularität der Leichtathletik. Diack wurde 2015 bei einer Reise nach Frankreich festgenommen und darf das Land seither nicht mehr verlassen.

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