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Polen-Rundfahrt: Fabio Jakobsen aus Koma erwacht, weiterer Sturz

Rettungskräfte kümmerten sich im Zielbereich in Kattowitz um den schwer verletzten Fabio Jakobsen. Foto: Szymon Gruchalski/FORUM/dpa
Rettungskräfte kümmerten sich im Zielbereich in Kattowitz um den schwer verletzten Fabio Jakobsen. Foto: Szymon Gruchalski/FORUM/dpa

Gute Nachrichten von Fabio Jakobsen: Der niederländische Radprofi ist nach seinem Sturz bei der Polen-Rundfahrt wieder aus dem künstlichen Koma erwacht. Doch kurz nach der erfreulichen Botschaft kommt es bei der Rundfahrt zu einem weiteren schweren Unfall.

Erst neue Hoffnung für Fabio Jakobsen, der nach seinem schweren Sturz aus dem Koma erwacht ist, dann Sorgen um einen weiteren Radprofi: Denn zwei Tage nach dem Horror-Crash des Niederländers Jakobsen bei der ersten Etappe der Polen-Rundfahrt ist es bei der Tour am Freitag zu einem weiteren folgenreichen Unfall gekommen.

Der Franzose Mickael Delage vom Team Groupama-FDJ sei nach einem Sturz mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen worden, sagte ein Sprecher der Organisatoren des Rennens der Deutschen Presse-Agentur in Warschau.

„Er ist bei Bewusstsein, sein Leben ist nicht in Gefahr“, hieß es von Seiten der Renn-Organisation. Zum genauen Unfallhergang sei noch nichts bekannt. „Das Rad ist ihm außer Kontrolle geraten, er ist gestürzt.“

Fabio Jakobsen aus Koma erwacht

Kurz zuvor hatte es erfreuliche Meldungen von Fabio Jakobsen aus dem Krankenhaus in Sosnowiec gegeben, in das er nach seinem Unfall bei der Zielankunft der ersten Etappe in Kattowitz gebracht worden war: Der 23-Jährige war am Freitag aus dem künstlichen Koma erwacht.

„Wir haben ausgezeichnete Nachrichten. Der Patient ist bei Bewusstsein, er wird nicht mehr künstlich beatmet, der Blutdruck ist normal. Wir sind sehr zufrieden mit seinem Zustand“, sagte der stellvertretende Direktor der Klinik in Sosnowiec, Pawel Gruenpeter, laut Nachrichtenagentur PAP. Nun stehe die Rehabilitation an. In etwa zwei Wochen könne der aus dem Koma erwachte Fabio Jakobsen voraussichtlich nach Hause zurückkehren.

Insgesamt gab sich Gruenpeter vorsichtig optimistisch. „Auf der Basis der Untersuchungen gehen wir davon aus, dass das Nervensystem keine Schäden aufweisen wird“, sagte er dem Portal Wirtualna Polska. Man müsse berücksichtigen, dass Jakobsen eine etwa einstündige Wiederbelebungsaktion am Unfallort hinter sich habe. „Die klinischen Symptome können sich noch ändern.“

Schon kurz zuvor hatten die Tour-Organisatoren per Twitter mitgeteilt: „Wir haben gute Nachrichten aus dem Krankenhaus in Sosnowiec. Fabio Jakobsen ist nach dem Koma jetzt wach. Sein Zustand ist gut.“

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft

Die Staatsanwaltschaft in Kattowitz hat unterdessen bekanntgegeben, dass sie wegen des Unfalls bei der Zielankunft auf der ersten Etappe der Polen-Rundfahrt Ermittlungen einleitet. Die Behörde will herausfinden, ob und wer Schuld an dem Unfall hat.

„Wir haben bislang drei Zeugen gehört, darunter auch einen Vertreter der Organisatoren des Rennens“, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft laut Nachrichtenagentur PAP. Weitere Zeugen sollen gehört werden, auch wolle die Behörde das Beweismaterial analysieren. Zuvor hatte die Polizei Material sichergestellt, darunter die Fahrräder der Radprofis und Videoaufnahmen vom Unfall.

Jakobsen war im Zielsprint der Auftaktetappe in Kattowitz bei 80 Stundenkilometern direkt in die Absperrgitter gekracht und regungslos liegen geblieben. Der 23-Jährige war von seinem Landsmann Dylan Groenewegen abgedrängt worden.

Groenewegen wurde nachträglich disqualifiziert und von der Jury aus dem Rennen genommen. Die Jury erklärte Fabio Jakobsen nachträglich zum Sieger der Auftaktetappe der Polen-Rundfahrt über 196 Kilometer von Chorzow nach Kattowitz vor dem ebenfalls gestürzten Franzosen Marc Sarreau und dem Slowenen Luka Mezgec.

Der Radsportweltverband UCI erklärte in einer Mitteilung, dass man den Fall an die Disziplinarkommission weitergeleitet habe, um Sanktionen gegen Groenewegen zu beantragen. “Die UCI verurteilt das gefährliche Verhalten auf das Schärfste”, hieß es in dem Statement.

“Ich finde es schrecklich, was gestern passiert ist. Ich kann nicht beschreiben, wie schlimm ich es finde für Fabio und die anderen, die gestürzt oder betroffen sind. Im Moment ist die Gesundheit von Fabio das Wichtigste. Ich denke ständig an ihn”, twitterte Groenewegen am Donnerstag. Sein Team Jumbo-Visma entschied, dass er vorerst nicht mehr bei Radrennen starten darf.

„Ich will ganz klar sein, es war nie meine Absicht, andere Fahrer in Gefahr zu bringen“, betonte Groenewegen gegenüber dem niederländischen TV-Sender NOS – zeitweise den Tränen nahe. „Das war deutlich mein Fehler. Ich bin von meiner Linie abgewichen, und das darf man nicht.“ Auch der Sturzverursacher kam nicht unbeschadet davon, er wurde in Opole am Schlüsselbein operiert.

Jakobsen befand sich nach dem Sturz mit über 80 km/h in Lebensgefahr. “Alle Knochen in seinem Gesicht sind gebrochen”, hatte Patrick Lefevere, der Manager des Rennstalls Deceuninck-Quick Step, in einer ersten Reaktion erklärt. Nach einer fünfstündigen Operation war Fabio Jakobsen in ein künstliches Koma versetzt worden, aus dem er nun erwacht ist.

© dpa-infocom, dpa:200807-99-77199/5

Informationen zum Sturz und Reaktionen von Fahrerkollegen:

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