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Handballer haben Lust auf Olympia – „Man muss mit uns rechnen“

«Gold ist noch nicht im Kopf, aber ein entferntes Ziel», sagt Kapitän Uwe Gensheimer. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa
«Gold ist noch nicht im Kopf, aber ein entferntes Ziel», sagt Kapitän Uwe Gensheimer. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

Vier Monate sind es noch bis zu den Olympischen Spielen. Viel Zeit für die Vorbereitung bleibt den deutschen Handballern dennoch nicht, denn der Terminplan ist bis Ende Juni voll.

An den olympischen Gold-Rechenspielen von DHB-Vizepräsident Bob Hanning wollte sich Alfred Gislason nicht beteiligen. Doch die souverän gemeisterte Qualifikation für die Sommerspiele in Tokio steigerte auch beim Handball-Bundestrainer die Lust auf eine Medaille.

„Wir geben alles, versuchen gezielt an uns zu arbeiten und unsere Chance zu nutzen. Wir sind keiner der ganz großen Favoriten, aber man muss immer mit uns rechnen“, formulierte Alfred Gislason eine Kampfansage an die Konkurrenz.

Die ist hochkarätig. Weltmeister Dänemark, Europameister Spanien, der WM-Zweite Schweden, Rekord-Weltmeister Frankreich und der EM-Dritte Norwegen kommen neben der deutschen Mannschaft alle für die Medaillen infrage.

Und nicht zu vergessen Favoriten-Schreck Portugal, der dem EM-Zweiten Kroatien in letzter Sekunde das Olympia-Ticket wegschnappte. „Wir müssen mit der stärksten Formation antreten, sonst wird das nichts“, sagte Bob Hanning.

An dem vor acht Jahren ausgegebenen Gold-Ziel will der 53-Jährige nicht rütteln. Schließlich hatte er schon nach der verpatzten WM daran festgehalten. „Die Ziele jetzt zu ändern, wäre doch komisch“, bekräftigte Bob Hanning und rechnete sogleich vor: „Viertelfinale, Halbfinale – dann sind es nur noch zwei Spiele.“

Um den großen Traum zu verwirklichen, „müssen wir vom Gedanken im Kopf jetzt ins Herz kommen und dann mit Kopf und Herz agieren“, forderte Bob Hanning.

Schwieriges Personal-Puzzle

Dem Bundestrainer fällt die Aufgabe zu, eine schlagkräftige Truppe für Tokio zu formieren. Nur 14 Akteure darf er mitnehmen – da sind Härtefälle programmiert.

„Jetzt haben wir die Zeit zu schauen, wer dann dabei sein wird“, sagte Alfred Gislason zum Personal-Puzzle in den kommenden Monaten. Die nächste Möglichkeit zum Testen bietet sich Ende April/Anfang Mai zum Abschluss der bereits erfolgreich bestandenen EM-Qualifikation. Anfang Juli geht es dann in die unmittelbare Vorbereitung.

Einige Teile haben sich schon in Berlin zusammengefügt. „Es ist positiv, dass wir uns an diesem Wochenende im Angriff weiterentwickelt haben. Wir haben zudem gesehen, was für eine Abwehr wir stellen können, wenn wir die stärksten Spieler zur Verfügung haben“, bilanzierte Alfred Gislason zufrieden. „Das stimmt uns positiv, aber wir müssen konstanter sein.“

Zu den Berlin-Gewinnern zählten Kreisläufer Johannes Golla, Linksaußen Marcel Schiller, Rechtsaußen Timo Kastening und Rückraumschütze Julius Kühn. Hendrik Pekeler, der vorne wie hinten glänzte, ist dank seiner internationalen Klasse ohnehin gesetzt.

Auch das Torhüter-Trio Andreas Wolff, Johannes Bitter und Silvio Heinevetter konnte punkten – jeder allerdings nur in einem Spiel und drei Torhüter werden es aller Wahrscheinlichkeit nicht in den 14er-Kader mit nur zwei Spielern pro Position schaffen.

Mit Selbstvertrauen nach Tokio

„Alles in allem können wir mit mehr Selbstvertrauen rausgehen als nach der WM. Erstmal sind wir dem Olympia-Gold nähergekommen, indem wir uns qualifiziert haben“, sagte Johannes Golla. „Wir freuen uns in erster Linie über diesen Schritt und können nun entspannter in die Zukunft blicken.“

Das gilt für den gesamten Verband, dem bei einem Scheitern schwere Zeiten bevorgestanden hätten. „Wir wissen, dass der finanzielle Erfolg und die gesamte Außendarstellung des Handballs sehr stark von der Männer-Nationalmannschaft abhängen“, sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann.

Er ist daher froh, mit Alfred Gislason einen Trainer an der Seitenlinie zu haben, „der bedingt durch seine jahrzehntelange Erfahrung in Schlachten gestählt ist und sich nicht aus dem Rhythmus bringen lässt. Das strahlt natürlich auf die Spieler aus.“

Zwar dürfe man jetzt nicht in Euphorie verfallen, mahnte Michelmann, der Blick dürfe aber zuversichtlich nach vorn gerichtet werden. „Von diesem Turnier kann das Signal ausgehen, dass wir in der Weltspitze mithalten können“, sagte der DHB-Boss. „Wie weit es uns trägt, wird sich bei den Olympischen Spielen zeigen – wenn sie stattfinden.“

© dpa-infocom, dpa:210315-99-824331/3

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