Fußball

Stuttgarter Wut: „Maximal bitter“ – Leverkusen zaubert

Doppelpacker Kerem Demirbay bejubelt die Leverkusener Führung. Foto: Thilo Schmuelgen/Reuters/Pool/dpa
Doppelpacker Kerem Demirbay bejubelt die Leverkusener Führung. Foto: Thilo Schmuelgen/Reuters/Pool/dpa

Bayer Leverkusen hat sich eindrucksvoll für das peinliche Pokal-Aus bei Rot-Weiss Essen rehabilitiert. Beim 5:2 gegen den VfB Stuttgart zauberte die Werkself phasenweise. Hatte aber bei einer entscheidenden Szene auch viel Glück.

Der Stuttgarter Trainer Pellegrino Matarazzo wollte nicht diskutieren, „weil ich die Handregel nicht mehr verstehe“.

Auch für Sven Mislintat gab es keinen Gesprächsbedarf. „Ganz ehrlich, da brauchen wir nicht zu diskutieren“, sagte der VfB-Sportdirektor: „Das war ein glasklarer Handelfmeter, eine klare Fehlentscheidung. Das war eine nahezu spielentscheidende Situation. Deshalb ist das maximal bitter.“

Am Ende verloren die Schwaben in der Fußball-Bundesliga zwar deutlich mit 2:5 (0:2) bei klar überlegenen Leverkusenern. Doch die Partie hätte in der Tat anders laufen können. Denn das Handspiel des Leverkuseners Timothy Fosu-Mensah ereignete sich beim Stand vom 2:1, im Gegenzug fiel das 3:1 für Bayer.

Doch das Kuriose: Dem Treffer von Leon Bailey (56.) folgte zwar ein langer Videobeweis. Doch wie sowohl via Anzeige-Tafel als auch über den entsprechenden Twitter-Kanal des DFB erklärt wurde, galt die Prüfung gar nicht dem Handspiel, sondern nur einer möglichen Abseitsstellung von Vorlagengeber Moussa Diaby.

Das erstaunte Matarazzo dann doch. „Ich bin davon ausgegangen, dass es gecheckt worden ist. Wenn nicht, habe ich kein Verständnis dafür. Und dann soll mir jemand sagen, warum“, sagte der 43-Jährige.

Für Bayers Doppel-Torschützen Kerem Demirbay war die Diskussion derweil unnötig, weil es kein Elfmeter gewesen sei. „Niemals“, sagte der 27-Jährige: „Wenn der Ball aus einem halben Meter in Richtung Gesicht geht, ist es eine Reflex-Reaktion. Und er hat die Hand ja vor dem Gesicht.“

Dem hielt VfB-Keeper Gregor Kobel bei Sky entgegen. „Ich verstehe das Argument, dass der Ball aus kurzer Distanz kommt“, sagte der Schweizer: „Aber uns wurde in den Schulungen klar gesagt, dass die Hand vom Verteidiger über Schulterhöhe nichts zu suchen hat. Deshalb geht das überhaupt nicht, das ist ein klarer Elfmeter.“

Allein diese Auslegungen zeigen das Dilemma, auf das auch Bayer-Trainer Peter Bosz wieder hinwies. „Wir müssen an die Regel ran“, sagte der Niederländer: „Erst muss die Regel deutlich sein, dann bin ich für den Videobeweis.“

Über das Spiel seiner Mannschaft konnte Bosz sich derweil freuen. Mit zeitweiligem Zauber-Fußball betrieb es vier Tage nach dem peinlichen Pokal-Aus bei Viertligist Rot-Weiss Essen eindrucksvoll Wiedergutmachung gegen den Lieblingsgegner.

Neben Demirbay und Bailey trafen auch Florian Wirtz (68.), der als erster Spieler unter 18 Jahren schon fünf Bundesliga-Tore hat, und der aus Leicester geholte Demarai Gray beim Debüt zehn Minuten nach der Einwechslung (84.). Sasa Kalajdzic schoss beide VfB-Tore (50./78.).

„Wir haben endlich auch mal wieder Tore gemacht. Darum geht es am Ende im Fußball“, sagte Bosz: „Ich bin nicht zufrieden, wie viele Torchancen wir zugelassen haben. Aber wenn man 5:2 gewinnt, muss man zufrieden sein.“

Durch den Sieg setzte Leverkusen nach zwei Niederlagen zum Rückrunden-Start mal wieder ein Zeichen im Kampf um die Champions-League-Qualifikation. Stuttgart, das am Mittwoch durch ein 1:2 gegen Mönchengladbach ebenfalls im Pokal-Achtelfinale gescheitert war, verlor nun drei der jüngsten vier Liga-Spiele, hat aber mit 25 Punkten noch einen komfortablen Vorsprung auf den Relegationsplatz.

© dpa-infocom, dpa:210206-99-330168/3



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