Die historische Chance, die seit 27 Jahren anhaltende lange Durststrecke im Corona-Turnier der Europa League vor der eigenen Haustür beenden zu können, erhöht bei Bayer Leverkusen die Vorfreude auf das Viertelfinale am Montag in Düsseldorf gegen Inter Mailand.
Anders als die Wolfsburger und Frankfurter meisterte die Werkself mit dem 1:0 (0:0) über die Glasgow Rangers die Achtelfinalhürde relativ locker und bleibt damit als einziges deutsches Team im Rennen. Kniffliger Kaltstart, ungefährdeter Erfolg, so ließ sich das Rückspiele im Viertelfinale beschreiben – in das Leverkusen ein 3:1 aus dem Hinspiel im März in Glasgow mitnahm.
Bayer-Kapitän Lars Bender hofft auf eine erfolgreiche Fortsetzung der Mission: „Es ist hopp oder top. Wir schauen, dass wir in den Flow kommen, um vielleicht etwas Großes zu gewinnen.“ Schon am Vorabend des eigenen Duells mit den harmlosen Schotten wurde der kommende Gegner, der sich in Gelsenkirchen mit 2:0 gegen den FC Getafe durchgesetzt hatte, am TV im Teamhotel begutachtet.
„Das ist schon eine bärenstarke Mannschaft“, urteilte Angreifer Kevin Volland, sieht aber keinen Grund für allzu große Ehrfurcht vor dem nächsten Gegner von Bayer Leverkusen in der Europa League: „Wir sind auch keine schlechte Truppe und haben das Potenzial, gegen einen solchen Gegner weiterzukommen.“
Zwei Einheiten bis zum Viertelfinale
Zum Start der Leverkusener in die Runde der letzten acht Teams, die nach rund fünfmonatiger Corona-Unterbrechung des Wettbewerbs in Nordrhein-Westfalen ausgespielt wird, ist lediglich eine kurze Vorbereitung möglich. In nur zwei Einheiten am Samstag und Sonntag will Trainer Peter Bosz sein Team auf die Partie gegen den italienischen Meisterschaftszweiten vorbereiten.
„Wir wissen, das ist wenig Zeit. Aber so ist halt dieses Turnier“, kommentierte der niederländische Fußballlehrer, der auch für das Duell gegen Glasgow nur zwei Wochen zur Verfügung hatte. Als echtes Handicap könnte sich jedoch erweisen, dass er gegen Inter auf den gelbgesperrten Charles Aranguiz verzichten muss.
Die Sorge, dass der Re-Start in die Europa League nach nur zweiwöchiger Vorbereitung Probleme bereiten könnte, erwies sich unterdessen als unbegründet. Wie schon beim 3:1 in Glasgow Mitte März vor damals noch vollen Tribünen war Leverkusen auch im Rückspiel die klar bessere Mannschaft. Einziges Manko war die schwache Chancenverwertung.
Ungefährdeter Erfolg
Allein Nationalspieler Kai Havertz, der kurz vor einer Einigung mit dem FC Chelsea stehen soll, vergab gleich drei gute Möglichkeiten und verpasste damit die Chance, in seinem wohl letzten Spiel in der BayArena noch einmal zu treffen.
Noch während des Europa-League-Turniers dürfte der Transfer eher nicht über die Bühne gehen. Dem Vernehmen nach liegt noch kein Angebot für den Mittelfeldspieler vor, der den Leverkusenern üppige 100 Millionen Euro einbringen soll.
Statt Havertz avancierte Moussa Diaby (51. Minute) zum Matchwinner. Nach einem Zauberpass von Aranguiz war der schnelle französische U21-Nationalspieler, der im vergangenen Sommer für 15 Millionen Euro von Paris Saint-Germain zum Bundesligisten gewechselt war, zur Stelle. „Die Leverkusener haben das Weiterkommen über die beiden Spiele verdient, ihr Niveau war höher“, bekannte Rangers-Trainer Steven Gerrard.
„Es war ein souveräner Auftritt. Wir hätten noch ein, zwei Tore mehr machen können. Es war wichtig, gut reinzukommen und sich in den Rhythmus zu spielen. Die mentale Frische ist wichtig, das Körperliche kam über die 90 Minuten“, sagte Leverkusens Lars Bender.
Die Hoffnung den ersten Titel nach 27 Jahren in der Europa League zu holen lebt damit für Bayer Leverkusen weiter, zuletzt hatte die Werkself das Finale des DFB-Pokal verloren. Bender blickte allerdings zunächst auf das Duell mit Inter: „Es ist nur ein Spiel. Das ist sowohl der Vor- als auch der Nachteil. Wir wissen, dass es ein schwerer Gegner ist.“
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Video: Presse-Statements Bayer 04 Leverkusen nach Sieg gegen Rangers: