Lautstark, positiv und erfolgreich – Edin Terzic hat sich bereits in seinem ersten Spiel als Trainer von Borussia Dortmund deutlich von seinem bisherigen Chef Lucien Favre emanzipiert.
Beim 2:1-Sieg bei Werder Bremen coachte der 38-jährige Terzic die Schwarz-Gelben mit einer Verve, wie sie der nach dem 1:5 gegen den VfB Stuttgart freigestellte Favre in seinen zweieinhalb Jahren in Dortmund zum Leidwesen von Borussia-Fans und Verantwortlichen zu keiner Zeit an den Tag gelegt hatte.
Immer wieder hallten die lautstarken Anweisungen und Aufmunterungen von Terzic durch das wegen Corona fast menschenleere Weserstadion. „Großes Kompliment an ihn, wie er das in den letzten zwei, drei Tagen gemeistert hat“, sagte BVB-Kapitän Marco Reus in den Reaktionen zum BVB-Sieg.
Den Fußball-Nationalspieler hatte Terzic hinter dem 16 Jahre alten Startelfdebütanten Youssoufa Moukoko in einer etwas zurückgezogeneren Position aufgeboten und damit bei seiner Premiere gleich den richtigen taktischen Schachzug gewählt.
Denn Reus zeigte eine seiner besten Saisonleistungen, wirbelte phasenweise wie in besten Zeiten und sicherte mit seinem Treffer zum 2:1 den ebenso wichtigen wie verdienten Sieg – wenn auch im Nachschuss nach einem vergebenen Elfmeter.
„Wir sind natürlich sehr erleichtert. Wir haben die Verantwortung für den vergangenen Samstag gespürt“, sagte Terzic. Das peinliche 1:5 gegen Stuttgart hatte das schon länger labile Gerüst zwischen Team und Trainer endgültig zum Einsturz gebracht.
Nach den kritischen Aussagen der Führungsspieler Reus und Mats Hummels im Anschluss war die Trennung des in Dortmund zwar insgesamt durchaus erfolgreichen, aber nie wirklich geliebten Favre unvermeidlich gewesen – die Borussia reagierte und beförderte Terzic.
Schwerstarbeit gegen Bremen
„Wir haben heute schon den Druck gespürt“, räumte Torwart Roman Bürki ein. Doch gegen eine zwar leidenschaftlich kämpfende, spielerisch aber stark limitierte Bremer Mannschaft zeigten die Dortmunder immerhin phasenweise, welch großes Potenzial im Team steckt. Auch wenn nach wie vor noch viele Unzulänglichkeiten zu erkennen waren.
„Wir haben nicht den allerbesten Fußball gespielt. Die Leichtigkeit ist ein bisschen verloren gegangen“, sagte Terzic nach seinem ersten Spiel als Favre-Nachfolger und neuer Headcoach bei Borussia Dortmund.
Vor dem Spiel hatte der bisherige Assistenztrainer gefordert, er wolle wieder BVB-Fußball sehen. Der Auftritt in Bremen war nur ein erster Schritt dorthin. „Wir haben genug Themen, die wir noch bearbeiten können“, gab Terzic unumwunden zu. „Heute war wichtig, dass wir uns bis zum Ende gepusht und alles gegeben haben.“
Dass diese Selbstverständlichkeiten zuletzt gefehlt hatten, war einer der Gründe für die Trennung von Favre. Terzic soll nun erst einmal bis zum Sommer die Chance bekommen, mit den Borussen wieder in der Bundesliga-Spitzengruppe mitzumischen und auch in der Champions League gegen den FC Sevilla und im DFB-Pokal erfolgreich zu sein.
Und so war der Sieg nach zuvor drei erfolglosen Partien auch ein erster Schritt für ihn in Richtung dauerhafte Weiterbeschäftigung beim BVB. Mit seiner engagierten und offenen Art sammelte er auch bei den Verantwortlichen erste Pluspunkte.
BVB-Sportdirektor Michael Zorc fiel Terzic nach der Partie erleichtert um den Hals. Vielleicht müssen er und Club-Boss Hans-Joachim Watzke sich ja doch nicht mit externen Kandidaten wie Gladbachs Marco Rose oder Leipzigs Julian Nagelsmann beschäftigen.
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