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Corona-Krise: Keine Zuschauer in Stadien und Hallen bis Ende Oktober

Die Bundesligaspiele werden vor weitgehend leeren Zuschauerrängen stattfinden. Foto: Tobias Hase/dpa - Pool/dpa
Die Bundesligaspiele werden vor weitgehend leeren Zuschauerrängen stattfinden. Foto: Tobias Hase/dpa - Pool/dpa

Corona setzt dem deutschen Spitzensport weiter zu: Eine generelle Rückkehr der Zuschauer in die Stadien und Hallen soll es mindestens bis Ende Oktober nicht geben. Dem Profisport drohen aber noch weitere gravierendere Probleme.

Markus Söder schaute ernst, dann verkündete der CSU-Chef nach dem Corona-Gipfel der Bundesländer die schlechten Nachrichten für die Fußball-Bundesliga und den deutschen Spitzensport: Wegen der angespannten Pandemie-Lage in Deutschland wird es im September und Oktober keine größere Zuschauer-Rückkehr in die Stadien und Hallen geben.

Söders Zusatz, eine Teil-Zulassung sei vielleicht „vor Weihnachten“ möglich, dürfte nur ein schwacher Trost sein. Zumal ab dem 1. Oktober schärfere Corona-Regeln für Reiserückkehrer aus Risikogebieten gelten, was vor allem den Profi-Fußball vor neue Probleme stellen könnte.

„Corona ist wieder voll da in Deutschland, deswegen müssen wir uns dieser Situation stellen“, sagte der bayerische Ministerpräsident nach dem mehr als fünfstündigen Polit-Gipfel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Länderchefs in Berlin.

Es sei daher „nicht sinnvoll“, die Bundesliga-Saison 2020/21 Mitte September mit Zuschauern zu starten. „Es wäre mit einer steigenden Infektionszahl ein falsches Signal“, betonte Söder.

Arbeitsgruppe soll Vorschlag machen

Bei der Videokonferenz einigte sich die Runde daher darauf, dass eine Arbeitsgruppe auf Ebene der Chefs der Staatskanzleien in den kommenden beiden Monaten einen Vorschlag für den Umgang mit Fans bei bundesweiten Sportveranstaltungen erarbeiten soll.

Söder stellte zumindest in Aussicht, dass durch die Arbeitsgruppe „kleine, schrittweise Möglichkeiten“ vereinbart werden könnten, eben vor Weihnachten. „Da gibt es schon eine Perspektive, allerdings nicht, dass die Stadien alle wieder voll werden.“ In erster Linie müsse man die Entwicklung der Infektionszahlen im Blick behalten. „Da muss schon ein Stück auf Sicht fahren“, so Söder.

Generell sollen Großveranstaltungen, bei denen eine Kontaktverfolgung und die Einhaltung von Hygieneregelungen nicht möglich ist, sogar mindestens bis Ende Dezember 2020 nicht stattfinden. Der Profifußball ist davon jedoch nicht betroffen, da er sowohl ein schlüssiges Hygienekonzept erarbeitet hat als auch eine Kontaktverfolgung, beispielsweise über personalisierte Tickets gewährleisten kann.

Profisport bis Oktober ausgebremst

Die Einsetzung der Arbeitsgruppe bremst aber nicht nur den Fußball sondern die gesamte Branche Profisport bei der angestrebten und erhofften Zuschauer-Teilzulassung aber vorerst aus – zumindest bis Oktober.

Die Corona-Einschränkungen bis mindestens Oktober treffen neben den Fußballclubs von der Bundesliga bis zur Regionalliga aber auch die Spitzenvereine im Handball, Basketball und Eishockey sowie weitere stark von Zuschauer-Einnahmen abhängige Sportarten empfindlich.

Die Bundesligasaison im Handball soll bei den Männern am 1. Oktober beginnen, die Frauen starten bereits am nächsten Wochenende. Die Basketballer und die Kufen-Cracks in der Deutschen Eishockey-Liga wollen im November in die Spielzeit 2020/21 starten – jeweils mit Zuschauern.

Inwieweit schon vor dem 31. Oktober zumindest einige Hundert Zuschauer unter entsprechenden Corona-Konzepten zugelassen werden, blieb zunächst offen – auch, ab wann es sich um eine Großveranstaltung handelt. Die Beschränkungen für Teilnehmer an solchen Veranstaltungen unterscheiden sich derzeit in den Bundesländern stark.

Reise-Probleme ab Oktober

Dem Profifußball – und auch anderen Sportarten, die parallel international spielen – droht aber ein weiteres Problem von möglicherweise noch viel größerer Tragweite: Ab dem 1. Oktober sollen Reiserückkehrer aus Risikogebieten eine Corona-Quarantäne frühestens durch einen Test ab dem fünften Tag nach der Einreise in Deutschland beenden können.

Das könnte massive Auswirkungen auf den Spielbetrieb in der Bundesliga und 2. Bundesliga im Fußball haben, denn die Vereine stellen zahlreiche in- und ausländische Nationalspieler für die internationalen Partien ab. Im Handball sollen Europapokal und Champions League bereits im September starten und bringen ebenfalls Reisen mit sich.

Nach derzeitigem Stand wäre auch die DFB-Auswahl davon betroffen, die am 10. Oktober in der Ukraine spielt. Die Ukraine gehört zu einer Vielzahl von Ländern, die vom Robert Koch-Institut derzeit als Risikogebiet eingestuft worden sind. Im weiteren Saisonverlauf könnten auch Spiele in der Champions League und Europa League in Risikogebieten stattfinden, was dann Auswirkungen auf die Bundesligavereine hätte.

Hoffnungen auf Normalität verschoben

Die Hoffnungen der Branche auf ein Stück Normalität erfüllen sich damit zunächst nicht, obwohl es durchaus prominente Unterstützung für die Pläne einer Fan-Rückkehr gibt. So sprach sich Bundesinnenminister Horst Seehofer dafür aus, Zuschauer zumindest in begrenztem Umfang wieder in die Bundesliga-Stadien zu lassen.

„Die Bevölkerung versteht es nicht, wenn im Nahverkehr viele Menschen auf engem Raum unterwegs sein dürfen, aber ein Fußballspiel mit wenigen Zuschauern und großen Abständen nicht möglich sein soll“, sagte der CSU-Politiker der Augsburger Allgemeinen.

Daraus wird nun vorerst nichts, ebenso wenig wie aus den Corona- Konzepten im Handball, wo durch verschiedene Eingänge und entsprechende Hygienekonzepte zumindest auf eine reduzierte Zuschauer-Zahl zum Start im Oktober gehofft worden war.

Der Grund: Die Zahl der täglichen Neuinfektionen in Deutschland, die zeitweise bei deutlich unter 1000 lag, war in den vergangenen Wochen wieder gestiegen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts vom frühen Donnerstagmorgen wurden aktuell 1507 neue Corona-Infektionen gemeldet.

Am Tag zuvor waren es 1576 gewesen. Am Samstag war mit 2034 neuen Fällen erstmals seit Ende April die 2000er-Marke überschritten worden. Virologen gehen davon aus, dass die Verbreitung des Virus durch die bevorstehende kühlere Jahreszeit begünstigt werden wird.

© dpa-infocom, dpa:200827-99-326984/8

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