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RKI vermeldet für 12 August: 1445 registrierte Corona-Neuinfektionen

Bei einer Reiserückkehrerin wird im Corona-Testzentrum am Flughafen Hannover-Langenhagen ein Abstrich genommen. Foto: Moritz Frankenberg/dpa
Bei einer Reiserückkehrerin wird im Corona-Testzentrum am Flughafen Hannover-Langenhagen ein Abstrich genommen. Foto: Moritz Frankenberg/dpa

Am 12. August hat die Zahl der Corona-Neuinfektionen mit 1445 einen vergleichsweise hohen Wert erreicht. Doch auch die Zahl der Tests ist stark gestiegen. Ins Verhältnis setzen lassen sich beide Werte aber nicht, heißt es von der zuständigen Behörde.

Die Zahl der bekannten Neuinfektionen mit dem Corona-Virus in Deutschland ist am 12 August auf den höchsten Stand seit Anfang Mai gestiegen. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) bis Mittwochabend 1.445 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages. Höher lag der Wert zuletzt am 01. Mai mit 1.639 registrierten Neuinfektionen.

Deutlich zugenommen hat laut RKI allerdings zuletzt auch die Zahl der durchgeführten Tests: Waren es in der Woche vom 27. Juli bis 2. August noch knapp 578.000 (übermittelt von 165 Laboren), lag die Zahl in der Woche darauf schon bei mehr als 672.000 (übermittelt von 139 Laboren).

Die Werte können sich im Zuge von Nachmeldungen bei den Corona-Neuinfektionen noch verändern, auch die für den 12 August. Zudem können Mehrfachtestungen einzelner Menschen enthalten sein.

Die Rate positiver Tests auf Sars-CoV-2 lag in beiden Wochen bei 1 Prozent – da manche Menschen mehrfach getestet werden, bedeutet dieser Wert nicht, dass 1 Prozent der Getesteten Sars-CoV-2-positiv sind. In der Woche vom 27. April bis 03. Mai hatte die Zahl der Tests bei rund 327.000 gelegen (übermittelt von 175 Laboren).

3,9 Prozent Positivrate

Die Positivrate lag bei 3,9 Prozent. Diese Rate sagt nach RKI-Angaben am ehesten etwas darüber aus, wie effektiv die Teststrategie ist. „Eine niedrige Prozentzahl zeigt, dass breit getestet wird und so auch eher Menschen mit zum Beispiel leichten Symptomen erfasst werden, die sonst vielleicht nicht erfasst worden wären.“

Eine Ausweitung der Testindikationen etwa für Reiserückkehrer oder eine Erhöhung der Testzahl können zu einem Anstieg der registrierten Neuinfektionen führen, da zuvor unentdeckte Fälle erkannt würden, hieß es auf Anfrage vom RKI. „Das heißt aber nicht, dass umgekehrt die steigenden Fallzahlen nur mit dem vermehrten Testaufkommen zu erklären sind.“

Testzahl und Fallzahl könnten generell nicht ins Verhältnis gesetzt werden. Zahlen dazu, wie hoch momentan der Anteil der Reiserückkehrer unter allen Getesteten ist, lägen nicht vor. Auch übergreifende Daten dazu, wie viele der Tests bei Reiserückkehrern positiv ausfallen, gebe es nicht.

Beim Laborverband ALM war die Ausweitung von Corona-Testangeboten etwa auf Reiserückkehrer aus Risikogebieten auf Bedenken und Kritik gestoßen. Angesichts begrenzter Kapazitäten sei gezieltes statt anlassloses Testen sinnvoll, hatte der Verband Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) am Dienstag mitgeteilt. Sonst drohten am Ende Ressourcen an anderer Stelle zu fehlen: Für die Versorgung Erkrankter, in Kliniken und Pflegeheimen sowie bei der Aufdeckung von Infektionsketten.

Höhepunkt Anfang April

Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen in Deutschland hatte Anfang April bei mehr als 6.000 gelegen, der Wert für die Corona-Neuinfektionen war damit mehr als vierfach so hoch wie am 12 August.

Die Zahl war nach den immer noch über 1.000 liegenden Werten im Mai in der Tendenz gesunken, seit Ende Juli steigt sie wieder. Seit Beginn der Corona-Krise haben sich mindestens 219.964 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert, wie das RKI am Donnerstagmorgen im Internet meldete (Datenstand 13.8., 0.00 Uhr).

Seit dem Vortag wurden vier neue Todesfälle gemeldet. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion liegt nach RKI-Angaben nun bei 9.211. Bis Sonntagmorgen hatten 199.500 Menschen die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden. Damit sind in Deutschland derzeit geschätzt rund 11.250 Menschen mit dem Coronavirus infiziert.

Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen mit Datenstand 12.8., 0.00 Uhr, in Deutschland bei 0,88 (Vortag: 0,97). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwas weniger als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.

Zudem gibt das RKI ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Es bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert mit Datenstand 12.8., 0.00 Uhr, bei 1,04 (Vortag: ebenfalls 1,04). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.

Regierung warnt

Die Bundesregierung mahnte eindringlich zur Vorsicht. „Wenn wir jetzt nicht alle aufpassen und wachsam sind, dann kann dieses Geschehen noch eine ganz eigene Dynamik entfalten“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Er appellierte an die Bürger, Abstand und Maskenpflicht weiterhin einzuhalten. „Wir müssen eine Verschärfung der Situation vermeiden.“

Gesundheitsminister Jens Spahn nannte den Anstieg der Infektionszahlen besorgniserregend. Es gelte, „sehr, sehr wachsam“ zu sein, weil es nicht mehr nur lokale Ausbrüche seien, sagte der CDU-Politiker im Deutschlandfunk. Durch Reiserückkehrer, aber auch durch Partys und Familienfeiern seien „in fast allen Regionen des Landes kleinere und größere Ausbrüche“ zu sehen. Das Gesundheitssystem könne die derzeitigen Infektionszahlen gut bewältigen. Aber mit jeder Infektion werde es für die Ämter schwieriger.

Nach Angaben des RKI von Mittwochmorgen wurden am Vortag bereits binnen eines Tages 1226 neue Infektionen gemeldet. Fast jede dritte ist demnach derzeit auf Einreisende aus dem Ausland zurückzuführen. In der Woche vom 3. bis 9. August habe der Anteil bei 31 Prozent gelegen. Als wahrscheinlicher Infektionsort am häufigsten genannt wurden in den vergangenen vier Wochen Länder des Westbalkans, die Türkei, Bulgarien, Rumänien, Polen und Spanien.

Mehrere Bundesländer verschärfen Corona-Regeln

Experten und Behörden blicken zudem angespannt auf die Wiederaufnahme des Schulbetriebs, denn auch im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen sind die Sommerferien am Mittwoch zu Ende gegangen. Alle Schüler der weiterführenden und berufsbildenden Schulen müssen auch in der Klasse Masken tragen – so eine Anordnung gibt es flächendeckend sonst in keinem Land, aber an einzelnen Schulen in anderen Ländern.

Angesichts von Sorgen vor einem weiteren Anstieg der Fallzahlen verschärfen mehrere Länder Corona-Regeln. So sollen in Berlin 240 zusätzliche Mitarbeiter der Ordnungsämter darauf achten, dass Auflagen eingehalten werden. Mecklenburg-Vorpommern und NRW haben Bußgelder erhöht, die bei Regelverstößen drohen. Auch Reiserückkehrer aus Risikogebieten sollen stärker kontrolliert werden – für sie gilt seit dem Wochenende eine Testpflicht.

Welche Länder dazu zählen, legt das RKI in einer Liste fest – aktuell stehen rund 130 Länder darauf. Aus der EU wurden nun weitere Regionen in Spanien aufgenommen – das Baskenland und die Hauptstadt Madrid. Für beide Regionen hatte das Auswärtige Amt auch eine Reisewarnung ausgesprochen.

Der Präsident des Deutschen Reiseverbands, Norbert Fiebig, betonte, deutsche Veranstalter böten generell keine Reisen in diese Risikogebiete an. „Per se stellen Pauschalreisen kein höheres Risiko dar als zum Beispiel der Besuch des überfüllten Badesees im Umland, bei dem keinerlei Abstände eingehalten werden.“

In Stuttgart wurden unterdessen nach einer Geburtstagsfeier in einem Club 24 Partygäste und eine Kontaktperson positiv auf das Coronavirus getestet. Acht der Gäste hatten zuvor Urlaub in der kroatischen Partyhochburg Novalja gemacht und waren mit dem Virus zurückgekehrt, wie die Stadt mitteilte.

Rückhalt für Schutzmaßnahmen in Bevölkerung

Die Schutzmaßnahmen der Regierungen in Bund und Ländern gegen das Coronavirus finden unterdessen weiter Rückhalt: Nur jeder Zehnte hält sie für überflüssig, geht aus einer Umfrage des Instituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur hervor. Dazu wurden zwischen dem 7. und 10. August insgesamt 2018 Menschen online befragt. 68 Prozent der Befragten halten die Regelungen für “absolut notwendig”.

Drei Prozent der Befragten halten Schutzmaßnahmen für überflüssig, weil das Virus nach ihrer Einschätzung “nicht so gefährlich” sei. Sieben Prozent sehen zudem hinter Warnungen und Schutzvorkehrungen einen “Versuch mächtiger Kreise, andere Ziele durchzusetzen”. Weitere 16 Prozent sind zwar für Schutzmaßnahmen, halten die aktuell vorgeschriebenen Regelungen aber für überzogen. Das Krisenmanagement der Bundesregierung fand wie schon bei vorigen Umfragen hohe Zustimmung.

© dpa-infocom, dpa:200812-99-135591/9
© dpa-infocom, dpa:200812-99-135591/6

weiterführende Informationen:
➡️ RKI: Dashboard mit Corona-Werten
➡️ Täglicher Lagebericht des RKI
➡️ weitere News zum Themengebiet „Corona“

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