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Corona-Lockdown hat motorische Entwicklung von Kindern in Berlin verzögert

Handball-Training, (c) Sascha Klahn
Handball-Training, (c) Sascha Klahn

Die motorische Entwicklung von Kindern in Berlin ist durch den Corona-Lockdown um ein Jahr verzögert. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die auf den Daten von 70.000 Kindern des Programms BERLIN HAT TALENT beruht.

Das Programm wird vom Landessportbund Berlin und der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie durchgeführt und zusätzlich von der Senatsverwaltung für Inneres und Sport finanziert.

Die Studie zum Einfluss der Corona-Lockdowns auf die motorische Entwicklung von Berliner Kindern erarbeiteten mehrere Sportwissenschaftler unter der Leitung von Professor Dr. Jochen Zinner von der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport (DHGS).

Die Verschlechterung der motorischen Gesamtleistung der Berliner Kinder nach den Lockdowns im Vergleich zum vorherigen Stand um vier Prozent entspricht etwa einem Jahr in der motorischen Entwicklung.

Untersucht wurden die Daten von 70.000 Kindern der 3. Klassen in Berlin. Insbesondere in den Bereichen Kraft (16 Prozent) und Schnelligkeit (11 Prozent) wurden signifikante Rückgänge festgestellt. Es ist bekannt, dass ein geringeres Maß an körperlicher Fitness und Aktivität im Kindesalter zu einer verminderten Motivation für körperliche Aktivitäten im Erwachsenenalter führen kann, was sich negativ auf die körperliche, kognitive und psychosoziale Gesundheit auswirkt.

Anteil übergewichtiger Kinder angestiegen

Ebenfalls wurde ein enger Zusammenhang zwischen der Gewichtszunahme der Kinder während der Pandemie und einer Verschlechterung ihrer motorischen Leistungsfähigkeit festgestellt. Während vor der Pandemie noch fast 20 Prozent der Kinder als motorisch fit galten, sank dieser Anteil während der Pandemie auf einen Tiefstwert von 12 Prozent.

Gleichzeitig stieg der Anteil übergewichtiger Kinder von 19,5 Prozent auf 21,2 Prozent an. Zusätzlich war während der Corona-Pandemie die Mitgliedschaft in Sportvereinen auf einen absoluten Tiefstand seit Programmbeginn gesunken – von durchschnittlich ca. 42 Prozent in den Vorjahren auf 36,3 Pandemie nach der Pandemie.

„Die Lockdowns haben zu einem erheblichen Anstieg des Body-Mass-Index bei den Berliner Drittklässler*innen geführt. Dieser Anstieg war umso stärker, je niedriger der sozioökonomische Hintergrund der Kinder war und je länger der Lockdown andauerte.

Die Corona-Lockdowns haben somit die bestehenden sozialen Unterschiede in Bezug auf das Gewicht der Kinder signifikant verstärkt und dadurch die Risiken für eine gesunde kindliche Entwicklung erhöht“, so die DOSB-Presse zur Studie.

Studie mit Empfehlungen

Die Studie empfiehlt gezielte Maßnahmen zur Förderung der körperlichen Aktivität und motorischen Leistungsfähigkeit, insbesondere in Stadtteilen mit niedrigem sozioökonomischem Hintergrund. Es werden individuell angepasste Bewegungsprogramme vorgeschlagen, um den Verlust in den am stärksten betroffenen motorischen Komponenten abzubauen.

Darüber hinaus sei eine umfassende Aufklärung über körperliche Gesundheit und Ernährung sowie praktische Kenntnisse über Heim- und Freizeitübungen zur Verbesserung der Fitness von großer Bedeutung. Die Einbeziehung der Eltern wird dabei als entscheidend angesehen, da nicht nur die Bewegung der Kinder in der Schule oder im Sportverein, sondern auch das soziale Umfeld und das Wissen der Eltern für die zukünftige Entwicklung maßgeblich sind.

Die Studie basiert auf dem Deutschen Motorik-Test (DMT), der die körperliche Ausdauer, Schnelligkeit, Koordination und Kraft erfasst. Zusätzlich wurde der Body-Mass-Index (BMI) zur Einschätzung der körperlichen Gesundheit herangezogen. Der sozioökonomische Hintergrund der Kinder wurde mithilfe des Schüler-Eltern-Bogens (SEB) ermittelt, einer statistischen Kennzahl zur Analyse der soziostrukturellen Situation der Berliner Schulen. Die vorliegenden Daten stammen aus dem gemeinschaftlichen Programm BERLIN HAT TALENT des Landessportbunds Berlin und des Berliner Senats.

Die Forschungsergebnisse sind Teil des PESCov-Projekts („Physical Education, Sport and Corona-Virus Pandemic: Understanding folgens of COVID-19 pandemic lockdowns on children’s and Youth Physical Literacy“), das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. Das Projektteam besteht aus Prof. Dr. Till Utesch (WWU Münster), Prof. Dr. Jochen Zinner (DHGS Berlin), Dr. Claudia Niessner (KIT Karlsruhe) und Prof. Dr. Dirk Büsch (CvO).

Die vollständigen Ergebnisse der Studie und weitere Empfehlungen können dem Forschungsbericht „Corona, soziales Umfeld, Übergewicht und Sport – Ausgewählte Ergebnisse und Empfehlungen aus dem DFG-Forschungsprojekt PESCov für Berlin“ von Zinner, J., Büsch, D. & Utesch, T. entnommen werden, der von der DHGS Deutsche Hochschule für Gesundheit und Sport Berlin veröffentlicht wurde.

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