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Corona-Impfstoff: Test von US-Kandidat an 30.000 Menschen gestartet

Eine Versuchsperson erhält in Seattle eine Spritze mit einem potenziellen Corona-Impfstoff der US-Biotech-Firma Moderna. Foto: Ted S. Warren/AP/dpa
Eine Versuchsperson erhält in Seattle eine Spritze mit einem potenziellen Corona-Impfstoff der US-Biotech-Firma Moderna. Foto: Ted S. Warren/AP/dpa

Auch aufgrund des Starts eines großen Test in den USA ist die Hoffnung riesig, dass schon in wenigen Monaten ein Impfstoff gegen das Corona-Virus auf den Markt kommt. Top-Immunologe Anthony Fauci spricht von einem „historischen Ereignis“.

Im Rennen um einen Corona-Impfstoff geht in den USA ein aussichtsreiches Mittel in die heiße Test-Phase seiner Erprobung. Eine klinische Phase III-Studie mit 30.000 Probanden zu einem Impfstoffkandidaten der US-Biotech-Firma Moderna habe begonnen, teilte die zuständige Gesundheitsbehörde NIH am Montag mit.

Die erste Test-Impfung eines Patienten in der Stadt Savannah in Georgia am Montagmorgen sei ein „historisches Ereignis“ und die Geschwindigkeit der Entwicklung ein US-Rekord, sagte der US-Top-Immunologe und Regierungsberater Anthony Fauci. Erste Ergebnisse könnten möglicherweise im November vorliegen.

In einer Phase III-Studie wird überprüft, ob ein Impfstoff tatsächlich vor einer Infektion schützt. Die Studie finde an 89 Standorten in den USA statt, die Probanden würden in zwei Gruppen unterteilt: Die einen erhielten den Impfstoff, die anderen ein Placebo.

„Diese wissenschaftlich strenge, randomisierte und placebokontrollierte Studie soll feststellen, ob der Impfstoff Covid-19 verhindern kann und wie lange ein solcher Schutz dauern kann“, so Fauci mit Blick auf den groß angelegten Test des Kandidaten für einen Corona-Impfstoff.

Bei der Impfung wird den Probanden das Mittel zweimal im Abstand von 28 Tagen verabreicht. In einem ähnlich fortgeschrittenen Stadium werden der WHO zufolge derzeit nur eine Handvoll weiterer Wirkstoffe erforscht.

Impfstoff auf RNA-Basis

In bislang durchgeführten Tests mit dem Moderna-Mittel hatten Probanden laut NIH Antikörper gegen den Erreger Sars-CoV-2 entwickelt. So waren demnach bei 45 Teilnehmern im Alter von 18 bis 55 Jahren keine ernsthaften Nebenwirkungen eingetreten.

Die Probanden bekamen zwei Injektionen des RNA-Impfstoffs und entwickelten mehr neutralisierende Antikörper als Personen, bei denen eine Coronavirus-Infektion diagnostiziert worden war. Das NIH veröffentlichte in der Folge ein FAQ zum dritten Schritt der Studie.

Bei einem RNA-Impfstoff handelt es sich um ein Mittel, das genetische Informationen des Erregers enthält. Die Körperzellen der geimpften Probanden sollen mit ihrer Hilfe Oberflächenproteine des Coronavirus herstellen – gegen die schließlich das Immunsystem Abwehrfaktoren bildet, beispielsweise Antikörper. Allerdings ist bislang kein genbasierter Impfstoff für Menschen zugelassen. Auch die Firma Curevac, an der sich der Bund beteiligt hat, arbeitet an diesem Verfahren.

Ob Ergebnisse tatsächlich schon im November vorliegen, bleibt zunächst unklar. Bei einem idealen Verlauf machte Immunologe Fauci aber sogar Hoffnung, dass schon vorher eine eindeutige Tendenz abgelesen werden könnte. NIH-Direktor Francis Collins gab sich optimistisch, dass ein Mittel schon bald zur Verfügung steht.

Produktion startet parallel

„Ein sicherer und wirksamer Impfstoff, der bis Ende 2020 verteilt wird, ist ein großes Ziel, aber es ist das richtige Ziel für das amerikanische Volk“, so Collins, der dabei betonte, dass trotz der „beispiellosen Geschwindigkeit“ keine Abstriche bei der Sicherheit gemacht würden.

Diese Botschaft sendete auch US-Vizepräsident Mike Pence bei einem Besuch in Miami und via Video in den Rest der USA. „Wir werden gewährleisten, dass wir uns in einer sicheren und effektiven Geschwindigkeit bewegen“, sagte Pence und sprach von einem „Tag der Hoffnung“.

Das Programm der Regierung zur Unterstützung der Entwicklung eines Impfstoffs sehe vor, dass schon vor dem Ende der Testphase mit der Produktion von Impfstoffen begonnen werde, damit diese unmittelbar verfügbar seien, sobald sie als sicher gälten, sagte Pence.

Moderna-Chef Stéphane Bancel sagte, das Unternehmen sei dabei, seine Produktionskapazitäten stark aufzustocken. Von Oktober 2020 bis Ende September 2021 sollen 500 Millionen Impfungen hergestellt werden. Zu einer möglichen Verteilung dieses oder eines anderen Impfstoffes in den Vereinigten Staaten soll ein Komitee Vorschläge erarbeiten.

© dpa-infocom, dpa:200727-99-941714/3

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