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Schule: Experten empfehlen Maske auch im Klassenzimmer

Schüler und Schülerinnen eines Gymnasiums tragen Mundschutze. Foto: Sven Hoppe/dpa
Schüler und Schülerinnen eines Gymnasiums tragen Mundschutze. Foto: Sven Hoppe/dpa

Hamburg startet nach Mecklenburg-Vorpommern als zweites Bundesland ins neue Schuljahr: Diskutiert wird weiter über die Maske im Klassenzimmer und wie generell ein halbwegs normaler Betrieb in der Schule trotz Corona-Zeiten aufrechterhalten werden kann.

Wissenschaftler und medizinische Fachgesellschaften haben zum Start ins neue Schuljahr in mehreren Bundesländern vor erneuten Schulschließungen gewarnt und empfehlen zumindest für ältere Kinder in der Schule das Tragen einer Maske – auch im Unterricht im Klassenzimmer.

Eine Umfrage unter Eltern bestätigte zugleich, dass der Unterrichtsausfall der vergangenen Monate durch das Lernen zu Hause kaum kompensiert werden konnte.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hält eine lokal begrenzte Maskenpflicht im Unterricht im Fall eines Corona-Hotspots für möglich. „Es ist im Rahmen des kommunalen Krisenmanagements durchaus denkbar, dass die Verantwortlichen vor Ort entscheiden, aufgrund der akuten Infektionslage eine Maskenpflicht für einen befristeten Zeitraum vorzusehen“, sagte Weil der Deutschen-Presse-Agentur in Hannover.

Trotz der Corona-Pandemie sollen die Schulen nach den Sommerferien wieder den Regelbetrieb aufnehmen. Mecklenburg-Vorpommern war bereits am vergangenen Montag ins neue Schuljahr gestartet. Hamburg folgt an diesem Donnerstag, danach sind Berlin, Brandenburg, NRW und Schleswig-Holstein an der Reihe.

Maske im Unterricht ab der fünften Klasse

„Das Recht auf Bildung ist ein Menschenrecht“, heißt es gleich im ersten Satz einer Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina in Halle. Dass Schulen oder Kitas ganz geschlossen werden, müsse möglichst verhindert werden.

In dem Papier, an dem unter anderem der Charité-Virologe Christian Drosten und der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, mitgearbeitet haben, wird empfohlen, dass in der Schule von der fünften Klasse an auch im Klassenzimmer während des Unterrichts Maske getragen wird, wenn nicht ausreichend Abstand möglich ist. Die Wissenschaftler sprechen sich zudem dafür aus, „überall, wo dies umsetzbar ist“, kleine feste Kontaktgruppen einzurichten.

Nordrhein-Westfalen hat als bisher einziges Bundesland eine Maskenpflicht auch im Unterricht angekündigt. Im bevölkerungsreichsten Land beginnt das neue Schuljahr am kommenden Mittwoch. In anderen Ländern ist eine Maskenpflicht zwar im Schulgebäude, nicht aber im Unterricht geplant.

Hände waschen, aber keine Händedesinfektion

Ähnliche Empfehlungen wie von der Leopoldina kommen von mehreren medizinischen Fachgesellschaften. „Das übergeordnete Ziel besteht darin, Kindern und Jugendlichen in Zukunft den Besuch von Kitas und Schulen zu ermöglichen und eine völlige Lockdown-Situation zu vermeiden“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme.

An dieser waren unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) beteiligt.

Zur Aufrechterhaltung des Schulbetriebs empfehlen die Mediziner für Kinder über zehn Jahren das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung in der Schule, bei stärkerem Infektionsgeschehen aber auch für kleinere Kinder. Im Unterricht am Platz müsste die Maske den Empfehlungen zufolge allerdings nicht getragen werden. Empfohlen werden zudem regelmäßiges Händewaschen mit Seife, aber keine Händedesinfektion und regelmäßiges Lüften.

Studie stützt Absicht zur Rückkehr zum Schulbetrieb

Lehrerverbände, Elternvertreter und Bildungsgewerkschaften hatten zuletzt Zweifel geäußert, ob die Rückkehr in einen halbwegs normalen Schulbetrieb unter Pandemiebedingungen gelingt. Eine Studie in Sachsen hatte unterdessen für das Bundesland keine Infektions-Schwerpunkte an Schulen ausgemacht.

Kinder in Schulen in Sachsen seien im untersuchten Zeitraum kaum von Corona-Infektionen betroffen gewesen, fasste Professor Wieland Kiess, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Leipzig, die Ergebnisse der Studie zusammen, die eine Analyse seiner Dresdner Kollegen vom Juli bestätigen.

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig verteidigte das Vorhaben: „Schülerinnen und Schüler haben ein Recht auf Bildung, dieses lässt sich am besten in der Schule verwirklichen“, sagte die SPD-Politikerin laut einer KMK-Mitteilung am Mittwoch.

Wie eine bundesweite Befragung von mehr als 1000 Eltern des Münchner ifo-Instituts zeigt, konnte der Unterrichtsausfall der vergangenen Monate nicht annähernd durch sogenanntes Homeschooling aufgefangen werden. Die Zeit, in der sich Kinder täglich mit Schule und Lernen beschäftigten, hat sich demnach während der coronabedingten Schulschließungen in etwa halbiert.

Kinder und Jugendliche verbrachten dafür mehr Zeit mit Fernsehen, Computerspielen und sozialen Medien. In der Schule müsse es nun darum gehen, den aktuellen Lernstand zu erfassen und Lernrückstände schrittweise in der angemessenen Zeit aufzuholen, sagte der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Udo Beckmann.

© dpa-infocom, dpa:200805-99-47991/4

weiterführende Informationen:
➡️ Stellungnahme der Leopoldina
➡️ Empfehlungen medizinische Fachverbände für Regelbetrieb
➡️ weitere News aus dem Themenbereich „Corona“

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