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Probieren lohnt sich: Eine kurze Whisky-Einführung

Wer sich Whisky nähert, sollte vor dem ersten Kauf in einem Fachgeschäft seine geschmacklichen Vorlieben erklären und sich beraten lassen. Foto: Christoph Schmidt/dpa-tmn
Wer sich Whisky nähert, sollte vor dem ersten Kauf in einem Fachgeschäft seine geschmacklichen Vorlieben erklären und sich beraten lassen. Foto: Christoph Schmidt/dpa-tmn

Scotch, Bourbon, Single Grain, Blended Malt, Rye, Pot Still – die Welt des Whisky ist ein weites Feld. Wer sich die Zeit nimmt, es genussvoll zu entdecken, kann eine neue Passion finden.

Die schier unzähligen Bezeichnungen für verschiedene Whisky lassen so manchen ratlos vor dem Spirituosenregal stehen: Wie soll man wissen, welcher der richtige ist? Eine kurze Whisky-Einführung.

Während sich Namen wie Scotch und Bourbon auf die Herkunft des hochprozentigen Getränks beziehen, weisen die Zusätze Single oder Blended darauf hin, ob das Destillat aus nur einer oder aus verschiedenen Brennereien kommt.

Gemeinsam ist allen Whisky, dass sie aus Wasser, Hefe und Getreide hergestellt und gebrannt werden und dass sie in Holzfässern reifen. Doch schon beim Getreide wird es dann wieder kompliziert: Malz, Gerste, Weizen, Mais und Roggen, aber auch Buchweizen und Quinoa – pur oder in Kombination – kommen zum Einsatz. Ist Whisky also nur etwas für Kenner?

Welche Sorten kann man grob unterscheiden?

Die Reifezeit eines Whiskys im Fass beträgt mehrere Jahre. Die Lagerung macht bei einem Whisky 51 Prozent aus. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa-tmn
Die Reifezeit eines Whisky im Fass beträgt mehrere Jahre. Die Lagerung macht bei einem Whisky 51 Prozent aus. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa-tmn

Am einfachsten ist es, zunächst nach der Herkunft zu gehen. Whisky werden inzwischen in aller Welt gebrannt, neben den typischen Sorten aus Amerika (Bourbon), Schottland (Scotch) oder Irland (Irish) machen seit einiger Zeit auch Destillate aus Ländern wie Japan, Taiwan und Deutschland von sich reden.

Am bekanntesten sei der schottische Whisky, bei dem man Blended und Malt Whisky unterscheide, sagt Sebastian Radtke, Barchef der „Treudelbar“ in Hamburg. Malt Whisky werde im Pot-Still-Verfahren, dem klassischen Brennverfahren, hergestellt. Die Bandbreite des Geschmacks gehe „von mild und fein bis rauchig und schwer“. Blended Whisky ist ein Mix aus Malt und Grain Whisky, wobei Grain in einem moderneren, schnelleren und aromaärmeren Verfahren hergestellt wird.

Irische Whisky seien meist milder, amerikanische, die grob in Bourbon, Tennessee und Rye eingeteilt werden, zeichnen sich wegen des Maisanteils oft durch eine süßliche Note aus, so Radtke. Abseits der Klassiker fällt japanischer Whisky auf. Er ist „sehr vielfältig“ und zähle mittlerweile zu den besten der Welt, urteilt der Experte.

Whisky oder Whiskey?

Bis ins 19. Jahrhundert stellte sich die Frage nicht, der erstmals 1736 erwähnte Whisky leitetet sich von den schottisch-gälischen sowie irischen Wörtern für Wasser und Leben ab und steht für Wasser des Lebens. Die anglizierte Schreibweise lautete dann auf Whisky.

Um sich von der Konkurrenz in Schottland abzusetzen, wurde in Irland von einigen Brennereien in Dublin dann „Whiskey“ als Oberbegriff für ihre Brände etabliert. Laut den britischen Produktionsrichtlinien firmiert Schottischer Whisky übrigens im United Kingdom als Scotch Whisky – oder insbesondere in den USA auch nur als „Scotch“.

In den USA etablierten sich in der Folge beide Schreibweisen und sind noch heute in Gebrauch, dabei wird Whiskey als die für Zeitungen empfohlene Schreibweise insbesondere für inländische und Whisky für ausländische Erzeugnisse genutzt. Als Grundsatz gilt allerdings, dass für das jeweilige Produkt die auf dem Etikett gewählte Bezeichnung beibehalten wird.

Welcher Whisky ist der richtige für den Einstieg?

Thomas Ewers ist deutscher Whisky-Produzent und Geschäftsführer der Unique Liquids GmbH in Paderborn. Foto: meierpress/UNIQUE LIQUIDS /dpa-tmn
Thomas Ewers ist deutscher Whisky-Produzent und Geschäftsführer der Unique Liquids GmbH in Paderborn. Foto: meierpress/UNIQUE LIQUIDS /dpa-tmn

Zum Einstieg empfiehlt Radtke, einen „ordentlichen Bourbon“ oder einen milden Irish Whisky. Mit der Zeit könne man dann zu kräftigeren Sorten übergehen.

„Wenn man mild anfängt und sich steigert in der Intensität, kann man bei den rauchig, öligen Whisky von den schottischen Inseln landen“, sagt der Barmann. Die Reise könne aber je nach persönlichem Geschmack auch zu Ryes und Tennessees gehen.

Auch Thomas Ewers, deutscher Whisky-Produzent aus Paderborn, rät „mit den Klassikern“ einzusteigen und dann langsam über das Kennenlernen verschiedener Brennereien herausfinden, wie die persönlichen Geschmackspräferenzen sind: rauchig, fruchtig, würzig, floral, nussig – die Aromavielfalt der Whisky ist groß.

Wie finde ich den richtigen Whisky?

Beim Kauf sei es ratsam, in einem Fachgeschäft seine geschmacklichen Vorlieben zu erklären und sich beraten zu lassen, empfiehlt Radtke. Internetkäufer sollten sich zunächst in Foren über den Charakter eines Whisky informieren.

„Nach der Farbe zu gehen, macht nur bei einigen Whisky Sinn, da viele mit Zuckercouleur eingefärbt sind“, betont der Barchef. Ewers rät, auf gefärbte Whisky ganz zu verzichten, da der Zusatz von Zuckercouleur sich auch auf den Geschmack auswirke.

Auch der Preis gibt einen Hinweis auf die Qualität. „Bei gutem Whisky geht es erst bei circa 45 Euro los“, sagte Radtke. Wichtig zu beachten sind auch Hinweise auf die Lagerung. Das Fass mache 51 Prozent des Whisky aus, betont Ewers.

So wird der in Deutschland hergestellte Whisky „The Westfalian“ mehrere Jahre in gebrauchten schottischen Fässern gelagert. 2020 wurde er bei einem Internationalen Wein- und Spirituosen Wettbewerb zum besten Whisky der Welt gekürt.

Pur, mit Eis oder einem Schuss Wasser?

Zum Verkosten von Whisky sollte man ein sogenanntes Nosing-Glas wählen. Es ähnelt einem schlanken Cognacschwenker und gibt den Aromen Raum, sich optimal zu entfalten. Foto: meierpress/UNIQUE LIQUIDS /dpa-tmn
Zum Verkosten von Whisky sollte man ein sogenanntes Nosing-Glas wählen. Es ähnelt einem schlanken Cognacschwenker und gibt den Aromen Raum, sich optimal zu entfalten. Foto: meierpress/UNIQUE LIQUIDS /dpa-tmn

Ist die Wahl getroffen, stellt sich die Frage, wie der Whisky richtig getrunken wird, damit er sein ganzes Aromenspektrum freigeben kann.

Eis im Whisky ist nach Ansicht der Experten ein No-Go. Um Whisky wirklich kennenzulernen, sollte man ihn pur trinken oder etwas Wasser dazugeben, erläutert Radtke.

Ein paar Tropfen stilles Wasser könnten das Aroma des Whisky sogar noch weiter öffnen, so Ewers. Eis hingegen betäube die Geschmacksnerven. Die richtige Trinktemperatur beginne bei circa 17 Grad und gehe bis Zimmertemperatur.

Wie entfaltet sich der volle Genuss?

Zum Verkosten sollte dann ein sogenanntes Nosing-Glas gewählt werden. Es sieht wie ein schlanker Cognacschwenker aus und gibt den Aromen Raum, sich optimal zu entfalten.

„Dann betrachtet man die Farbe und wie ölig der Whisky sich am Glas runterzieht“, erklärt Radtke. Es folgt „vorsichtiges Riechen“. Dabei darf nicht so intensiv geschnuppert werden wie beim Wein, denn „eine Spirituose kann aggressiv in die Nase ziehen“.

Und dann, endlich, kommt das Probieren: „Man nimmt einen kräftigen Schluck in den Mund und fängt an zu kauen, damit sich die Spirituose überall im Mund verteilen kann“, beschreibt Radtke. Nach und nach präsentieren sich so im Mund die Aromen.

Wird die Spirituose dann geschluckt, ist das Erlebnis noch lange nicht vorbei. Dann gilt es, darauf zu achten, „wie lange sich die Aromen noch im Mund halten, ob sie sich verändern oder ob neue Eindrücke dazukommen“. Das mag kompliziert klingen, aber der Experte beruhigt „Der erste Schluck ist immer der Schwierigste, da der Mund sich erstmal an den Alkoholgehalt von 40 Prozent und mehr gewöhnen muss“.

Beim zweiten gehe es meist schon besser. Außerdem sei Whiskytrinken ein Lernprozess. Mit der Zeit werde die Wahrnehmung der Aromen, Nuancen und Assoziationen geschult.

Was macht die anhaltende Faszination des Whisky aus?

Das Interesse am Whisky steige, je mehr man sich damit beschäftigt, betont Ewers. Ausprobieren, mit offen Augen auf Neues zugehen und einfach genießen, seien wichtige Schritte auf dem Weg zum Whisky, hinter dem eine lange Tradition und Kultur stehe.

Dass Whisky nicht langweilig wird, weiß auch Radtke. Auch wer schon viele Whisky probiert habe, entdecke immer noch Neues. „Es ist für jede Stimmungslage etwas dabei.“ Wichtig sei, sich Zeit zu nehmen. Dann sei der Whisky auch bereit, „seine Geheimnisse zu teilen“.

© dpa-infocom, dpa:211019-99-651421/5 und red

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