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Wiederwahl: Thomas Bach für vier weitere Jahre Präsident des IOC

Bleibt weitere vier Jahre IOC-Präsident: Thomas Bach. Foto: Greg Martin/IOC/dpa
Bleibt weitere vier Jahre IOC-Präsident: Thomas Bach. Foto: Greg Martin/IOC/dpa

Ohne Gegenkandidat ist Thomas Bach mit großer Mehrheit als IOC-Chef wiedergewählt worden. Bis 2025 darf er noch im höchsten Amt des Weltsports bleiben. Kritik wird Bach weiter begleiten.

Thomas Bach verbeugte sich nach seiner digitalen Krönungsmesse vor der Video-Wand und deutete nach der Weiderwahl eine Umarmung für seine IOC-Getreuen an.

Mit 93 Mal „Ja“ und nur einer Gegenstimme ist der 67-Jährige am Mittwoch für eine letzte Amtszeit als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees wiedergewählt worden.

„Ich bin überwältigt. Das berührt mich zutiefst und macht mich zugleich demütig“, sagte Thomas Bach bei der IOC-Generalversammlung ungewohnt emotional. Bis 2025 darf er nun noch im höchsten Amt des Weltsports bleiben, offiziell beginnt Bachs finale Etappe am Tag nach den Olympischen Spielen in Tokio im Sommer.

Auf eine pompöse Zeremonie nahe der Wiege Olympias in Athen, wie es das IOC eigentlich für seine 137. Session geplant hatte, musste der Ringe-Zirkel wegen der Corona-Pandemie verzichten. Stattdessen finden die dreitägigen Beratungen per Videoschalte statt, auch die Wiederwahl von IOC-Präsident Thomas Bach wurde so organisiert.

Einen Gegenkandidaten hatte Thomas Bach als amtierender Präsident des Internationalen Olympischen Komitees nicht. Vor acht Jahren war der einstige Weltklasse-Fechter als erster Deutscher zum IOC-Präsidenten gewählt worden. Er trat damals die Nachfolge des Belgiers Jacques Rogge an.

Große Zustimmung innerhalb des IOC

Im IOC genießt Bach große Zustimmung. Unter seiner Führung rückten so viele neue Mitglieder in das 103-köpfige Gremium ein wie bei keinem anderen Präsidenten zuvor. Wie sehr der Deutsche den Ringe-Zirkel im Griff hat, zeigte sich erneut in einer Reihe von Lobeshymnen und Ergebenheitsadressen.

„Wir haben einen Kapitän, und dieser Kapitän sind Sie“, sagte Fußball-Weltverbandschef Gianni Infantino und fügte hinzu: „Super gemacht, toll gemacht, weiter so!“ Auch der für den Sport zuständige Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und der Chef des Deutschen Olympischen Sportbunds, Alfons Hörmann, übermittelten umgehend wärmste Glückwünsche an den Landsmann.

Im Zentrum des ersten Tags der Session stand die von Thomas Bach forcierte Reform-Agenda 2020, die 2014 verabschiedet worden war und das IOC und die Olympischen Spiele fit für die Zukunft machen soll.

„Wir wollen die olympischen Werte bewahren und die Rolle des Sports in der Gesellschaft stärken“, sagte Thomas Bach. Bei der Umsetzung des Reformprogramms stellte er dem IOC unter Verweis auf wachsende Milliarden-Einnahmen ein glänzendes Zeugnis aus.

Ziele des Reformkurses, der mit der Agenda 2020+5 fortgesetzt werden soll, seien eine größere Nachhaltigkeit, der Einsatz für Flüchtlinge, mehr Gleichberechtigung der Geschlechter, der verstärkte Kampf gegen Doping und Korruption im Sport sowie Kostenreduzierungen für Olympia-Bewerber und Spiele-Ausrichter. Auch die Digitalisierung und die stärkere Beteiligung der Jugend gehört zu den Kernpunkten. „Wir haben die olympische Bewegung verändert“, beteuerte Thomas Bach.

Kritik an Führungsstil von Außen

Kritiker bescheinigen Thomas Bach indes, das IOC mehr denn je wie einen Großkonzern zu führen.

Auch sein eher nachsichtiger Umgang mit Russlands staatlich organisiertem Dopingsystem wird dem Juristen seit Jahren vorgeworfen. Der IOC-Chef räumte ein „Meer von Problemen“ in seiner bisherigen Amtszeit ein. Er versicherte den IOC-Mitgliedern aber, dass er „weiter ehrgeizige Ziele mit Ihnen erreichen will – auch nach der Corona-Pandemie“.

Vor allem das Hochamt Olympia war für den Präsidenten Bach nie sorgenfrei: vom sündteuren Gigantismus von Wladimir Putins Winterspielen in Sotschi 2014 über die teils chaotischen Rio-Spiele 2016 und den vom Korea-Konflikt und vom Streit um Russland umtosten Auftritt in Pyeongchang 2018 bis zu den um ein Jahr verlegten Not-Spielen in Tokio.

„Die Frage ist nicht, ob die Olympischen Spiele stattfinden, sondern wie sie veranstaltet werden“, betonte IOC-Präsident Thomas Bach mit Blick auf die anhaltenden Debatten um das Japan-Gastspiel.

Zum nächsten Sorgenfall dürfte die Reise nach Peking im Februar 2022 werden. Immer lauter wird die Debatte um Menschenrechtsverletzungen in China und die Unterdrückung der muslimischen Minderheit der Uiguren.

Zuletzt musste sich Bach auch wieder scharfe Attacken aus seiner Heimat anhören. Die frühe Entscheidung zugunsten des Bewerbers Brisbane für die Sommerspiele 2032 machte die zart keimenden Hoffnungen an Rhein und Ruhr zunichte. Das neue Vergabe-Verfahren für Olympische Spiele wirkt vorerst noch undurchsichtiger als der frühere öffentliche Wettstreit mehrerer Städte. „Die schwierigen Zeiten sind noch nicht vorbei“, bekannte Thomas Bach nach seiner Wiederwahl.

© dpa-infocom, dpa:210310-99-766784/5

weiterführende Informationen:
➡️ Abschlussbericht der IOC Agenda 2020
➡️ IOC Agenda 2020+5
➡️ Tagesordnung der 137. IOC-Session
➡️ Porträt Thomas Bach auf olympic.org
➡️ weitere News aus der Themenwelt Olympia

Beachten Sie auch, Kritik an Thomas Bach vor der Wiederwahl



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