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Afghanistan: Nach Beben erschwert Regen die Rettungsarbeiten

Ein Dorfbewohner sucht in den Trümmern seines Hauses in Chost nach seinen Habseligkeiten. Foto: Uncredited/AP/dpa
Ein Dorfbewohner sucht in den Trümmern seines Hauses in Chost nach seinen Habseligkeiten. Foto: Uncredited/AP/dpa

Am frühen Mittwochmorgen schreckt ein Erdbeben die Menschen an der Grenze von Afghanistan und Pakistan auf. Hunderte Bewohner werden getötet. Das bergige Terrain und Regen erschweren die Rettungsarbeiten.

Kabul/Islamabad (dpa) – Nach dem verheerenden Erdbeben in der afghanisch-pakistanischen Grenzregion erschwert Regen die Rettungsarbeiten. Mindestens 1000 Tote und 1500 Verletzte beklagen die Behörden.

Mit Händen gruben sich Helfer weiter vor und versorgten Überlebende mit Essen und Kleidung. Zudem wurden Massengräber ausgehoben. Das gewaltige Beben hatte zahlreiche Bewohner am frühen Mittwochmorgen aufgeschreckt.

Einen solchen Horror habe er noch nie erlebt, sagte Chalid Sadran, Polizeisprecher der amtierenden Taliban-Regierung, am Donnerstag. „Obwohl wir unser Leben mit Bombenexplosionen verbracht haben.“ Und weiter: „Es war nicht zu ertragen. Wir haben für sie Essen vom Armeekorps vorbereitet. Sie waren hungrig, müde und verängstigt. Dann begann es zu regnen.“

Viele Tote noch nicht geborgen

„Viele Leichen sind noch nicht geborgen worden. Einige befinden sich in den Häusern und einige unter den Trümmern“, sagte ein Bewohner der betroffenen Gebiete im Osten des Landes dem TV-Sender Tolonews. „Wir brauchen Kräne, sie sollen unsere Häuser aufbauen, und sie sollen uns Zelte bringen. Wir haben die Nacht draußen in den Bergen verbracht“, klagte der Mann.

Mehrere Hilfsorganisationen sicherten dem Land unterdessen Unterstützung zu. „Es wird erwartet, dass die Zahl der Opfer noch steigen wird, da die Such- und Rettungsmaßnahmen noch andauern“, teilte das UN-Nothilfebüro (OCHA) mit. UN-Generalsekretär António Guterres sprach den Opfern sein Beileid aus.

„Aus eigener Kraft kaum zu bewältigen“

„Das Erdbeben in Afghanistan erschüttert ein Land, in dem rund 20 Millionen Menschen nicht mehr wissen, wie sie sich ernähren sollen“, sagte der Welthungerhilfe-Landesdirektor in Kabul, Thomas ten Boer. „Die lokalen Behörden haben bereits signalisiert, dass Hilfe von außen willkommen sei. Das zeigt, dass aus eigener Kraft die Katastrophe, deren Ausmaß noch nicht genau bekannt ist, kaum zu bewältigen ist“, so ten Boer.

Die Taliban-Führung sprach den Opfern ihr Mitgefühl und Beileid aus. Nach Angaben von OCHA wurden bis zu 1800 Häuser in den betroffenen Provinzen zerstört. Afghanische Medien berichteten, ein Dorf sei komplett zerstört worden. Die Bauweise in der armen und wirtschaftlich schwachen Region ist aus Kostengründen nicht erdbebensicher, viele Familien leben dicht zusammen.

Erschwert wurden die Rettungsarbeiten durch den Zugang zur abgelegenen Bergregion. Die militant-islamistischen Taliban, die seit August 2021 wieder in Afghanistan herrschen, riefen eine Notsitzung des Kabinetts zusammen. Mehrere Hubschrauber wurden in die Unglücksregion geschickt, um den Menschen vor Ort zu helfen. Ein Regierungssprecher rief Hilfsorganisationen zur Unterstützung auf. Einige Hilfsorganisationen trafen bereits am Mittwoch vor Ort ein.

Hilfe aus Deutschland

Die US-Erdbebenwarte (USGS) vermeldete für das Beben die Stärke 5,9 sowie ein etwas schwächeres Nachbeben. Demnach befand sich das Zentrum des Bebens rund 50 Kilometer südwestlich der Stadt Chost nahe der Grenze zu Pakistan in rund zehn Kilometern Tiefe. Pakistanische Behörden hatten das Beben mit einer Stärke von 6,1 registriert.

Nach dem verheerenden Erdbeben sind auch deutsche Hilfskräfte auf dem Weg ins Katastrophengebiet. „In solchen Momenten zählt allein das Gebot der Humanität gegenüber den Menschen in Not. Über unsere humanitären Partner vor Ort haben wir deswegen schon damit begonnen, medizinische Hilfe zu leisten“, sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Donnerstag in Berlin. „Die Johanniter, die von uns gefördert werden, sind mit einem eigenen Team auf dem Weg.“ Die Johanniter würden vor Ort mit technischem Gerät, medizinischer Hilfe, aber auch mit Personalkraft die Rettungsarbeiten unterstützen.

© dpa-infocom, dpa:220623-99-763397/14

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