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„Wahnsinnig stolz“: Deutsche Skispringer verteidigen WM-Gold

Karl Geiger gelangen Sprünge über 133,5 und 136 Meter. Foto: Daniel Karmann/dpa
Karl Geiger gelangen Sprünge über 133,5 und 136 Meter. Foto: Daniel Karmann/dpa

Besser hätte die WM für die deutschen Skispringer nicht enden können. Im Mannschaftswettbewerb verteidigen die Sportler von Bundestrainer Stefan Horngacher erfolgreich ihren Titel. Karl Geiger schafft etwas, was zuletzt Martin Schmitt vor 20 Jahren gelungen war.

Völlig euphorisch tanzten die deutschen Skispringer nach WM-Gold einen wilden Pogo, der Stadionsprecher heizte die Volunteers an wie die im Normalfall 25.000 Fans in einem vollen Stadion.

Angeführt von Markus Eisenbichler und WM-Gigant Karl Geiger sowie mit Severin Freund und Pius Paschke haben sich die Flugkünstler bei der Heim-WM erneut zu Team-Weltmeistern gekrönt. „Ich bin wahnsinnig stolz auf meine Jungs“, sagte Bundestrainer Stefan Horngacher. „Das war unser Ziel.“

Das deutsche Quartett trumpfte in Oberstdorf groß auf und verwies Österreich und Polen auf die Plätze zwei und drei. „Ich bin so stolz auf die Jungs“, sagte Vorzeigespringer Karl Geiger und freute sich auf den Abend: „Das werden wir heute richtig genießen.“

„So ein Tag, so wunderschön wie heute“, schallte es zur Feier des Tages aus Lautsprechern durch die coronabedingt fast komplett leere Arena am Schattenberg. Die freiwilligen Helfer auf der Tribüne klatschten begeistert im Takt.

„Es sind alle am Maximum gesprungen“, lobte Bundestrainer Stefan Horngacher. Der Österreicher fand immer neue Worte für die außergewöhnliche Leistung seiner Sportler. „Extrem genial“, sagte er und nur Sekunden später: „Ein Traum!“

Für Karl Geiger war es im vierten Wettbewerb in seinem Sprung-Wohnzimmer die vierte Medaille – die zweite goldene. Im Einzel von der Normalschanze hatte der 28-Jährige Silber geholt, von der Großschanze Bronze und im Mixed-Team mit Markus Eisenbichler, Katharina Althaus und Anna Rupprecht Gold.

Enge Kiste

Schlussspringer Karl Geiger jubelt über seinen Sprung. Foto: Daniel Karmann/dpa
Schlussspringer Karl Geiger jubelt über seinen Sprung. Foto: Daniel Karmann/dpa

„Das wird eine ganz enge Kiste heute“, hatte Horngacher vor dem Wettkampf gesagt und recht behalten. Zur Halbzeit lag Titelverteidiger Deutschland in Führung. Von den Japanern auf Rang vier trennten die DSV-Adler aber nur etwa sieben Meter.

Die Mannschaft war von Anfang an vorne dabei, weil in Startspringer Pius Paschke und Routinier Severin Freund auch die beiden Springer hinter den Topleuten lieferten. „So haben wir uns das vorgestellt, dass der Pius gut eröffnet“, sagte Horngacher hochzufrieden.

Eisenbichler überzeugt

Markus Eisenbichler sprang 135 und 138,5 Meter weit. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Markus Eisenbichler sprang 135 und 138,5 Meter weit. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Markus Eisenbichler sprang im Vergleich zu den beiden Einzelwettbewerben, in denen er jeweils nur Rang 17 erreicht hatte, wie in einer anderen Liga.

„Ich bin meiner Freundin dankbar, die hat mich gestern nochmal aufgebaut“, sagte er. „Ich mag diese Teamwettkämpfe einfach. Wir reisen das ganze Jahr zusammen. Ich sehe meine Teamkollegen mehr als meine Freundin.“

Nach seinem Satz auf 135 Meter im ersten Durchgang zeigte der Siegsdorfer mit erhobenem Finger an, wie einverstanden er damit war und jubelte in die Kamera.

Sein zweiter Versuch ging sogar auf sehr starke 138,5 Meter hinunter und ließ den 29-Jährigen das Stadion zusammenbrüllen. Als Schlussspringer veredelte Geiger seine Traum-Titelkämpfe nervenstark mit Sprüngen auf 133,5 und 136 Meter.

So viele Podestplätze wie der Allgäuer hatte seit Martin Schmitt 2001 kein deutscher Springer mehr bei einer Weltmeisterschaft eingeheimst. Karl Geiger ist der prägende deutsche Sportler bei der Veranstaltung in den heimischen Bergen.

Der Bachelor of Engineering in Energie- und Umwelttechnik ließ sich in dieser Saison von zahlreichen verrückten Wendungen inklusive einer Corona-Infektion nicht aus dem Konzept bringen und war gerade bei den Saisonhöhepunkten stark.

Im Dezember wurde er in Slowenien Skiflug-Weltmeister. Der einzige Weltcup-Sieg in diesem Winter gelang Geiger ausgerechnet bei der Vierschanzentournee in Oberstdorf, wo er nun auch die WM zu seinen Sprung-Festspielen machte.

Genugtuung für Freund, Premiere für Paschke

Karl Geiger (l-r), Markus Eisenbichler, Severin Freund und Pius Paschke jubeln über die erfolgreiche Titelverteidigung. Foto: Daniel Karmann/dpa
Karl Geiger (l-r), Markus Eisenbichler, Severin Freund und Pius Paschke jubeln über die erfolgreiche Titelverteidigung. Foto: Daniel Karmann/dpa

Für Altmeister Severin Freund war der Titel nach langer sportlicher Leidenszeit eine ganz besondere Genugtuung. „Man kann’s erahnen, was es mir bedeutet nach der ganzen Zeit“, sagte er. „Es ist unglaublich, es ist absolut mega.“

Der von vielen Verletzungen gebeutelte 32-Jährige hatte im schwedischen Falun 2015 zweimal Gold und einmal Silber gewonnen und anschließend zwei Weltmeisterschaften verpasst.

Nun durfte er bei seiner Rückkehr gleich wieder ganz oben auf dem Podest jubeln. „Er hat es grandios gelöst“, lobte Horngacher Severin Freund. Für Spätstarter Pius Paschke war es die erste WM-Medaille.

Nach dem Höhepunkt Heim-WM haben die Skispringer nun fast drei Wochen Wettkampfpause. Coronabedingt fällt die lukrative Raw-Air-Tour in Norwegen aus. Vom 25. bis zum 28. März findet der Saisonabschluss beim Skifliegen in Slowenien statt.

© dpa-infocom, dpa:210306-99-716977/10



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