Mit Georg Grzozer fehlt der Starspieler, und die Liste der Verletzten ist lang: Unter erschwerten Bedingungen startet der neue Bundestrainer Michał Winiarski mit seinem DVV-Team in der Volleyball-Nationenliga, setzt aber große Hoffnungen in die Jugend.
„Wir haben viele junge Spieler, die vorher nicht bei der Nationalmannschaft dabei waren und nun ihre Chance kriegen werden, besonders bei den Spielen in Kanada“, sagte Michał Winiarski der Deutschen Presse-Agentur vor dem Auftaktspiel der Deutschen gegen Gastgeber Kanada am 7. Juni (Ortszeit) in Ottawa.
Seit April dieses Jahres ist der Pole im Amt. Mitte Mai begann im olympischen und paralympischen Trainingszentrum in Kienbaum vor den Toren Berlins die Vorbereitung auf die erste große Aufgabe. „Die Spieler sind hungrig, sie wollen wachsen. Wir können gute Arbeit machen“, sagt der 38-Jährige. Wenn da nicht die Verletzten wären.
Es ist eine lange Liste, die der ehemalige Weltklassespieler vorträgt: Unter anderen seien Mittelblocker Tobias Krick und Diagonalspieler Daniel Malescha aktuell nicht voll belastbar. Kapitän Lukas Kampa werde bei den ersten vier Spielen in Nordamerika fehlen. Auch andere Spieler sind nicht fit.
Winiarski: „Natürlich wollen wir Spiele gewinnen“
Zwölf Partien pro Team stehen in der Nationenliga zunächst an. Die besten 16 Mannschaften der Welt bei Männern und Frauen spielen an drei Austragungsorten über sechs Wochen gegeneinander. Die acht besten kommen in die Finalrunde.
Die Spiele in dieser „Nations League“ sind wichtig für die Weltrangliste. Die deutschen Männer spielen nach Ottawa in Quezon City (Philippinen) und Osaka (Japan). Als 16. der Weltrangliste geht das Team als Außenseiter in die meisten Spiele.
Ein konkretes Ziel für eine Platzierung gibt Michał Winiarski nicht aus. „Natürlich wollen wir Spiele gewinnen, aber ich will auch nicht zu viel Druck aufbauen. Es ist eine neue Situation für viele“, sagt er. Das Team befindet sich im Umbruch, dazu erschwerten die Verletzungen die Vorbereitung. Außerdem lernt die Mannschaft ein neues System.
Die Entwicklung steht zunächst im Vordergrund. „Es ist nicht so leicht, weil wir erst drei Wochen zusammen sind. Die ersten Spiele werden großartige Erfahrungen sein. Wegen der Nations League, aber auch, weil wir sie zum Einspielen nutzen werden. So können wir mit jedem Spiel besser werden“, sagt der Pole, der 2014 als Kapitän seiner Nationalmannschaft Weltmeister wurde.
Georg Grozer „auch kein junger Spieler mehr“
Auf den großen Namen der letzten Jahre muss der 38-Jährige verzichten – und das nicht nur in der Nationenliga. Starspieler Georg Grozer wird auch bei der Weltmeisterschaft in Polen und Slowenien Ende August nicht dabei sein.
„Wir haben gemeinsam entschieden, dass er in diesem Sommer aussetzt und sich erholt“, sagte Michał Winiarski. „Wir wissen alle, wie gut Georg ist, aber er ist auch kein junger Spieler mehr.“
Auch hier fokussiert er sich auf das Positive: „Das ist auch eine gute Gelegenheit für Linus Weber, den ganzen Sommer zu spielen.“ Im nächsten Jahr will Georg Grozer dann wieder dabei sein. Das große Ziel ist die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris.
„Es wird sehr schwer, aber es ist nicht unmöglich. Ich glaube wirklich, dass wir es schaffen können mit unserer gemeinsamen Arbeit“, so der neue Bundestrainer. Dieses Ziel hatte auch DVV-Sportdirektor Christian Dünnes bei der Ernennung von Michał Winiarski ausgegeben. Zudem wolle man „in den nächsten Jahren in der Weltrangliste unter die Top 10 zurückkehren“.
Bei seinem System lässt sich Michał Winiarski nicht in die Karten schauen, doch was er ansonsten von seinem Team sehen will, macht er klar: „Mir ist die Energie auf dem Feld wichtig und dass das Team von Anfang bis Ende zusammen kämpft.“
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