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Laura Siegemund gewinnt Doppel-Titel bei den US Open

Werden auch bei den French Open im Doppel antreten: Laura Siegemund (r) und Vera Swonarewa feiern den Sieg in New York. Foto: Frank Franklin/AP/dpa
Werden auch bei den French Open im Doppel antreten: Laura Siegemund (r) und Vera Swonarewa feiern den Sieg in New York. Foto: Frank Franklin/AP/dpa

Als erste deutsche Tennisspielerin seit 35 Jahren gewinnt Laura Siegemund bei den US Open den Titel im Doppel. Den Turniersieg widmet sie ihrer Tante – und kündigt den nächsten gemeinsamen Grand-Slam-Auftritt mit ihrer russischen Partnerin an

Laura Siegemund kämpfte mit den Tränen: Nach dem überraschenden Triumph im Doppel bei den US Open stockte der so eloquenten deutschen Tennisspielerin die Stimme. Dies gelang ihr in New York als erster deutscher Tennisspielerin seit 35 Jahren.

Kurz blickte die 32-Jährige aus dem schwäbischen Metzingen zum Himmel über dem menschenleeren Arthur-Ashe-Stadium in New York. Dann widmete Laura Siegmund den Doppel-Titel bei den US Open ihrer an Krebs gestorbenen Tante Helga, der Zwillingsschwester ihrer Mutter.

Wegen der Beerdigung verpassten Siegemunds Eltern den Auftakt des Doppel-Endspiels am Freitag, das die Fed-Cup-Spielerin gemeinsam mit ihrer russischen Partnerin Vera Swonarewa nach einem bemerkenswerten Auftritt 6:4, 6:4 gegen Nicole Melichar/Xu Yifan aus den USA und China in 79 Minuten gewann.

„Vor fast drei Wochen ist sie gestorben. Mir sind heute viele Dinge im Kopf rumgegangen. Sie war 65, das ist ja kein Alter. Meine Cousine ist so alt wie ich, ich habe versucht, sie so gut es geht zu unterstützen. Manche Dinge sind wichtiger als die Karriere“, sagte Siegemund später bei der digital übertragenen Pressekonferenz.

Dass sie die Beerdigung verpasst habe, sei hart, aber dies sei nun einmal eines der Opfer, das ihr Sport mit sich bringe, erzählte Siegemund. „Du funktionierst, du machst deinen Job, wir haben ihn heute gut gemacht, aber natürlich war da was in meinem Kopf.“

Swonarewa und Siegmund mit Sieg bei Premiere

Laura Siegemund (r) feiert den Erfolg mit Vera Swonarewa. Foto: Frank Franklin Ii/AP/dpa
Laura Siegemund (r) feiert den Erfolg mit Vera Swonarewa. Foto: Frank Franklin Ii/AP/dpa

Laura Siegemund und die vier Jahre ältere Vera Swonarewa machten ihren Job bei diesen außergewöhnlichen US Open ohne Zuschauer so gut, dass sie ihre gemeinsame Premiere mit dem Titel und einem Siegerscheck über 400.000 US-Dollar krönten.

Und so gut, dass sie es bei den French Open in Paris Ende des Monats erneut gemeinsam bei einem Grand Slam versuchen. „Wir ergänzen uns sehr gut“, sagte Siegemund, die 2016 mit dem Kroaten Mate Pavic im Mixed in New York gewonnen hatte.

Gegen die an Nummer drei gesetzten Melichar/Yifan starteten sie furios und führten nach zwei Breaks schnell mit 5:1. Beim Stand von 5:3 vergaben Siegemund und Swonarewa noch vier Satzbälle, sicherten sich dann aber nach 41 Minuten den ersten Durchgang.

Auch im zweiten Abschnitt stand dann ein 6:4 zu Buche. „Es ist immer ein unglaubliches Gefühl, einen Titel zu gewinnen“, sagte die 36 Jahre alte Swonarewa, die vor 14 Jahren mit der Französin Nathalie Dechy bei den US Open gewann.

Zufälliges Duo

Als 1985 Claudia Kohde-Kilsch mit Helena Sukova aus der damaligen Tschechoslowakei als bis dato letzte deutsche Spielerin den Doppel-Titel in Flushing Meadows bei den US Open holte, war Laura Siegemund noch nicht geboren.

Wie das Duo mit Swonarewa jetzt zustande kam, wusste sie gar nicht mehr. Irgendwo hatte Siegemund den Namen gelesen und gedacht, das könnte passen. Sie taten sich zusammen, harmonierten prächtig und warfen unter anderen im Viertelfinale die Titelverteidigerinnen Elise Mertens und Aryna Sabalenka (Belgien/Ukraine) aus dem Turnier.

Die in diesem Jahr an Nummer eins gesetzte französisch-ungarische Kombination Kristina Mladenovic/Timea Babos war disqualifiziert worden und durfte nicht mehr zur zweiten Runde antreten, weil Mladenovic zu den den Kontaktpersonen des positiv auf Covid-19 getesteten Franzosen Benoît Paire zählte und vom Staat New York zur Quarantäne im Hotel verpflichtet worden war.

„Das war nicht geplant, dass wir hier den Titel holen“, sagte Laura Siegemund bei der Siegerehrung des Frauen-Doppel bei den US Open. Kurioserweise verbindet Siegemund und Swonarewa auch noch eine Gemeinsamkeit der Vergangenheit: Beide hatten ihre Karrieren zwischenzeitlich beendet.

Nach ihrem Coup gegen die an Nummer drei gesetzten Melichar/Yifan gönnten sie sich als Zuschauerinnen beim Halbfinal-Erfolg von Alexander Zverev erst mal einen Burger. Und auch für die Flüssigkeitszufuhr wollten sie später sorgen. Da in Corona-Zeiten eine rauschende Titelsause nicht drin war, kündigte Siegemund an: „Irgendwo gibt es ein Tischchen mit Champagner.“

© dpa-infocom, dpa:200911-99-526805/4
© dpa-infocom, dpa:200911-99-527744/3

weiterführende Informationen:
➡️ US-Open-Siegerliste Doppel, Damen
➡️ US-Open-Tableau Doppel, Damen
➡️ US-Open-Tableau Doppel, Herren
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News vom 12. September 2020:

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