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Jasper Philipsen gewinnt 15. Etappe, Geschke weiter im Bergtrikot

Fuhr als erster über die Ziellinie: Jasper Philipsen aus Belgien. Foto: David Pintens/BELGA/dpa
Fuhr als erster über die Ziellinie: Jasper Philipsen aus Belgien. Foto: David Pintens/BELGA/dpa

Auf den Hitze-Etappen des Wochenendes wollte das deutsche Bora-Team seinen ersten Etappensieg einfahren. Am Ende jubeln jedoch ein Australier und ein Belgier.

Nils Politt rang sich in der erbarmungslosen Hitze von Carcassonne auf dem Podium der Tour de France ein Lächeln ab und winkte mit einem Blumenstrauß ins Publikum.

Die Wahl zum kämpferischsten Fahrer der 15. Etappe war für den deutschen Meister allerdings nur ein Trostpreis. Seine 145 Kilometer lange Flucht wollte Politt am Sonntag eigentlich mit dem ersten Sieg für das Team Bora-hansgrohe krönen.

Doch am Ende lief es wie schon 24 Stunden zuvor bei Lennard Kämna gegen die offensiv und mutig fahrende deutsche Mannschaft. Stattdessen jubelten am Wochenende der Australier Michael Matthews und der Belgier Jasper Philipsen über Etappenerfolge.

„Ein Etappensieg wäre natürlich schöner gewesen. Ich habe gehofft, dass die Gruppe größer gewesen wäre. Die Bedingungen waren grenzwertig. Das war eine Herausforderung für den Körper“, sagte Nils Politt, der im vergangenen Jahr einen Tageserfolg gefeiert hatte.

Deutschlands Straßenmeister Nils Politt (l) bestimmte mit Mikkel Frolich Honore die Etappe als Ausreißer mit. Foto: David Pintens/BELGA/dpa
Deutschlands Straßenmeister Nils Politt (l) bestimmte mit Mikkel Frolich Honore die Etappe als Ausreißer mit. Foto: David Pintens/BELGA/dpa

Am Sonntag war Politt drei Kilometer nach dem Start ausgerissen. Mit dem Dänen Mikkel Honoré hielt sich der Kölner bei der mit Temperaturen von 40 Grad gnadenlos heißen Etappe lange vor dem Feld auf, ehe das Duo durch die Arbeit der Sprinter-Teams eingeholt wurde.

Dass der angepeilte Etappensieg noch fehlt, nervt vor dem zweiten Ruhetag am Montag ein wenig. „Wir sind schon zufrieden mit unserer Fahrweise. Wir würden es gern in ein Ergebnis ummünzen“, sagte Maximilian Schachmann der ARD. „Bisher können wir uns nicht vorwerfen lassen, dass wir uns nur im Feld versteckt haben.“

Schon am Samstag waren der erkältete Lennard Kämna sowie die beiden Österreicher Felix Großschartner und Patrick Konrad auf dem Weg nach Mende in einer Fluchtgruppe vertreten. Am Ende war Matthews jedoch zu stark. Für die Pyrenäen kündigte Kämna bereits die nächsten Attacken an: „Wir werden jetzt versuchen, auf jeder Etappe anzugreifen. Wir haben keine andere Wahl. Zu verlieren haben wir nichts mehr.“

Deutscher Lichtblick bleibt Simon Geschke, der sein Bergtrikot mit in den zweiten Ruhetag nimmt. Der Berliner baute seinen Vorsprung in der Wertung durch eine couragierten Fahrt in der Ausreißergruppe am Samstag aus und wird auch am Dienstag auf der ersten Pyrenäen-Etappe das Trikot tragen.

Mittlerweile träumt man bei seinem Cofidis-Team schon von der Siegerehrung ganz am Schluss. „Simon bekommt alle Unterstützung der Mannschaft und vielleicht kann er das Trikot sogar bis nach Paris tragen“, sagte Sportchef Cedric Vasseur.

Vingegaard verliert Helfer

Verlor zwei wichtige Helfer und verteidigte trotz eines Sturzes das Gelbe Trikot: Jonas Vingegaard. Foto: Thibault Camus/AP/dpa
Verlor zwei wichtige Helfer und verteidigte trotz eines Sturzes das Gelbe Trikot: Jonas Vingegaard. Foto: Thibault Camus/AP/dpa

Im Kampf um das Gelbe Trikot hielt Spitzenreiter Jonas Vingegaard Titelverteidiger Tadej Pogacar einmal mehr in Schach. Der Däne liegt vor den drei schweren Pyrenäen-Etappen 2:22 Minuten vor dem Slowenen.

Allerdings verlor Vingegaard am Sonntag gleich zwei wichtige Helfer. Der dreimalige Vuelta-Sieger Primoz Roglic trat zur 15. Etappe wegen der Folgen eines Sturzes nicht mehr an, Steven Kruijswijk gab nach einem Sturz 65 Kilometer vor dem Ziel auf.

Wenige Kilometer später kam auch Vingegaard zu Fall, schaffte aber den Anschluss wieder. „Das waren zwei enorm wichtige Helfer. Es war ein schlechter Tag für uns“, sagte Vingegaard und gab für sich selbst Entwarnung: „Ich habe nur ein paar Abschürfungen.“

Das große Gesprächsthema am Wochenende war allerdings die Hitzewelle, die auch den Südwesten Frankreichs fest im Griff hat. Am Sonntag kletterte das Thermometer auf dem 202,5 Kilometer langen Weg von Rodez nach Mende sogar auf 40 Grad.

Die Tour-Organisation setzte daraufhin drei Sonderregelungen in Kraft. So durften sich die Fahrer vom Start weg bis zehn Kilometer vor dem Ziel verpflegen. Leere Flaschen konnten auch außerhalb der Müllzonen weggeworfen werden. Zudem wurde die Karenzzeit auf 20 Prozent der Zeit des Etappensiegers gesetzt, unabhängig von dessen Durchschnittsgeschwindigkeit.

Feuerwehr kühlt Asphalt

Das Fahrerfeld auf dem Weg Richtung Carcassonne. Foto: David Pintens/BELGA/dpa
Das Fahrerfeld auf dem Weg Richtung Carcassonne. Foto: David Pintens/BELGA/dpa

Selbst die Feuerwehr war im Großeinsatz. Da sich der Asphalt auf über 60 Grad erhitzen sollte, wurde die Straße teilweise kurz vor dem Peloton mit Wasser gekühlt.

Die Teams hatten bis zu 300 Trinkflaschen in den Autos, normal ist ein gutes Drittel davon. Titelverteidiger Pogacar steckte sich am Start sogar Eiswürfel in die Socken. Während der Etappe wurden den Profis mit Eiswürfeln gefüllte Nylon-Strümpfe für den Nacken gereicht.

Am Sonntagabend standen zudem die nächsten verpflichtenden Coronatests an. Vor dem Start der Etappe mussten in dem Dänen Magnus Cort und dem Australier Simon Clarke zwei Etappensieger die Tour wegen positiver Tests verlassen.

Cort hatte sieben Tag lang das Bergtrikot getragen und die zehnte Etappe in Megève gewonnen. Clarke war auf dem Kopfsteinpflaster-Teilstück zum Wald von Arenberg siegreich. Die beiden Profis sind die Corona-Fälle sieben und acht während der Tour.

© dpa-infocom, dpa:220717-99-56159/5


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