Peking (dpa) – Stanley ist ein absoluter Ski-Liebhaber. Seit vielen Jahren ist der 35-jährige Pekinger im Winter auf den Pisten rund um die chinesische Hauptstadt unterwegs. Nun, da China die Olympischen Winterspiele ausrichtet, hat Stanley noch mehr Spaß an seinem Hobby als zuvor.
Brauchte er früher bis zu vier Stunden, um in sein bevorzugtes Skigebiet in Chongli nördlich von Peking zu kommen, hat sich die Reise dank der verbesserten Infrastruktur deutlich verkürzt.
Neue Ski-Ressorts entstehen
„Mit dem neuen Schnellzug dauert es nur noch eineinhalb Stunden, bis man auf der Piste steht“ erzählt Stanley. Auch die Schnellstraße in die Region sei nun ordentlich ausgebaut. Ganz neue Ski-Ressorts für die ganze Familie seien entstanden. Auch seien alte Pisten verbessert worden. Laut Chinas staatlicher Nachrichtenagentur Xinhua besuchten im vergangenen Winter rund 2,5 Millionen Menschen die Ski-Gebiete von Chongli.
Chinas Regierung hofft, dass die Winterspiele, die am 4. Februar beginnen, der Wintersport-Industrie in der Volksrepublik einen kräftigen Schub geben werden. Bis 2025 will die Regierung 300 Millionen Menschen für Wintersportarten begeistern und eine Branche mit einem jährlichen Umsatz von einer Billion Yuan (140 Milliarden Euro) aufbauen.
„Die Menschen interessieren sich mehr und mehr für Wintersport, was Eis- und Schneesportarten einen Schub geben dürfte“, sagt der Pekinger Ökonom Huang Weiping. Er selbst sei bereits in den 1950er Jahren auf Schlittschuhen unterwegs gewesen. Eislaufen war damals im Norden des Landes durchaus verbreitet, erinnert sich Huang. Doch vor allem Skifahren und Snowboarden seien erst in den vergangenen Jahren populärer geworden. Laut Huang habe die Corona-Pandemie die Branche zwar zunächst ein wenig ausgebremst. Dennoch seien die Geschäfte für Betreiber von Ski-Ressorts und Wintersport-Schulen zuletzt besser denn je gelaufen.
Wintersportarten boomen
„Während sich die Nation auf die Winterspiele vorbereitet, haben wir auch unsere Anlagen ständig verbessert. In der letzten Wintersaison haben wir mehr als 400.000 Besucher gezählt“, zitiert die staatliche Zeitung „China Daily“ Hu Wei, den Manager eines Ski-Ressorts am Stadtrand von Peking. Auch Yang Yiwei, Betreiber einer Eishockey-
Anlage in der Hauptstadt, gibt sich zufrieden. Habe es nach der Eröffnung seines Zentrums im Jahr 2017 nur eine einzige Eishockeymannschaft gegeben, würden nun schon acht Mannschaften mit 220 Schülern bei Yang regelmäßig trainieren.
Der Wintersport-Boom macht sich auch bei Chinas Online-Händlern bemerkbar, wo sich der Umsatz mit Ski-Ausrüstung zuletzt vervielfacht hat. Landesweit sind seit 2015 hunderte neue Skigebiete und Eislauf-Anlagen entstanden. Sogar auf der tropischen Insel Hainan ganz im Süden Chinas kann nun in einer klimatisierten Halle Ski gefahren werden.
Mit deutlich mehr jungen Menschen, die sich für Skifahren und Eislauf interessieren, hofft China, in Zukunft im Wintersport international immer weiter an die Spitze zu rücken. Die Suche nach einem Team für die Winterspiele im eigenen Land verlief dagegen noch ziemlich mühselig. Zum Teil mussten Athleten aus anderen Disziplinen erst auf Wintersportarten umtrainiert werden, weil es an Talenten mangelte. Viele junge Sportler wurden ins Ausland geschickt, um dort an der Seite von Profis zu trainieren.
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