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Nagelsmanns Bringschuld: Bayern müssen gegen Inter liefern

Blickt dem Königsklassen-Start optimistisch entgegen: Bayern-Coach Julian Nagelsmann. Foto: Sven Hoppe/dpa
Blickt dem Königsklassen-Start optimistisch entgegen: Bayern-Coach Julian Nagelsmann. Foto: Sven Hoppe/dpa

Erst Inter, dann Wiedersehen mit Barça und Lewandowski – vom „Lostopf Glück“ kann beim FC Bayern diesmal nicht die Rede sein. Die jüngste Energiekrise darf bei Inter Mailand nicht anhalten.

München (dpa) – Julian Nagelsmann erschien im Mailänder Spätsommer in kurzen Sporthosen zur Pressekoferenz im Keller des Teamhotels und referierte über den so wichtigen Topstart in Europas Königsklasse.

„Auftaktspiele in der Champions League sind nicht entscheidend, aber wichtig, um einen guten Zieleinlauf zu haben“, sagte der Bayern-Coach. Manuel Neuer nahm beim Stichwort Zieleinlauf das Finale ins Visier: „Ich denke, dass wir zu den Mitfavoriten gehören. Wir haben den Ansporn und den Ehrgeiz, weit zu kommen“, sagte der 36 Jahre alte Kapitän und Nationaltorhüter nach der Ankunft in Italien.

Im schicken sandfarbenen Anzug war Sportvorstand Hasan Salihamidzic mit der Mannschaft in die Modestadt Mailand aufgebrochen. Seine Ansage vor dem kurzen Charterflug nach Italien lautete: „Jetzt schalten wir um auf Modus Champions League. Was sich nach den zwei 1:1 in der Bundesliga gegen Borussia Mönchengladbach und Union Berlin ändern müsse? „Einfach mehr Tore schießen“, antwortete Salihamidzic.

„Wir sind sehr bereit“

Klar ist: Die Münchner sollten im Premium-Wettbewerb (mehr) liefern. Das weiß gerade auch Nagelsmann. Ungeachtet der ersten kleinen Ergebnisflaute in den letzten Ligapartien strahlt der von Ehrgeiz getriebene Trainer vor dem risikobehafteten Auftaktprogramm seines Starensembles Mia-san-mia-Zuversicht aus. „Ich glaube, wir sind sehr bereit“, posaunte Nagelsmann vor den ersten Prüfungen am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) gegen Inter und nur sechs Tage später gegen den FC Barcelona mit einem hochmotivierten Rückkehrer Robert Lewandowski.

Die Münchner müssen mal wieder ihrem Ruf als Startspezialisten (18 Auftaktsiege am Stück) gerecht werden, um nicht gleich unter Druck zu geraten. „Normal wird Bayern München immer in den Lostopf Glück gepackt, jetzt ist es die Mördergruppe“, sagte Nagelsmann zur „anspruchsvollen“ Gruppe C. Viktoria Pilsen ist das einzige Leichtgewicht. Nagelsmann weiß auch, was für einen Topstart im legendären Giuseppe-Meazza-Stadion anders sein muss als gegen Union Berlin: „Das Energie-Level muss wieder so sein wie in den Spielen zuvor.“

Abschlusstraining in München

Das Abschlusstraining hielt Nagelsmann noch auf dem Vereinsgelände ab, um hinter dem Sichtschutz-Vorhang seine taktischen und personellen Ideen vor unerwünschten Inter-Beobachtern verbergen zu können. „Wir hatten Zeit, um uns einen Plan zurechtzulegen und die Beine zu justieren“, sagte Thomas Müller. Kein Geheimnis ist, dass der Routinier in die Startelf zurückkehren wird.

Mit Anführer Müller soll die Offensive um Sadio Mané wieder so zünden wie in den ersten Saisonwochen. Das ist auch wichtig, um die nach zwei mageren 1:1 gegen Gladbach und Union reflexartig eröffneten Debatten um einen womöglich doch fehlenden klassischen Mittelstürmer nicht zu befeuern. Nagelsmann nervten schon in Berlin die ersten Fragen nach einem Lewandowski-Vakuum. „Er ist weg“, entgegnete der 35-Jährige lapidar.

Inter hat in Romelu Lukaku einen klassischen Neuner zurückgeholt. Aber der wuchtige Belgier fällt mit einer Oberschenkelblessur aus. Der in die Jahre gekommene Ex-Wolfsburger Edin Dzeko (36) soll nun mal wieder zum Bayern-Schrecken werden. Inter geht nach einem 1:3 bei Lazio Rom und einem 2:3 im Stadtderby gegen AC Mailand mit Problemen ins Bayern-Spiel. Wie Union Berlin agieren die Gastgeber in einem 3-5-2-System. Trotzdem sagte Nagelsmann: „Inter spielt schon anders. Ich glaube nicht, dass sie sich nur aufs Verteidigen beschränken.“

Nagelsmann weiß um seine Bringschuld im zweiten Bayern-Jahr, nachdem die Münchner Bosse um Oliver Kahn im Sommer in Vorleistung gegangen sind. Die 140 Millionen Euro teure Shopping-Tour von Sportvorstand Hasan Salihamidzic mit den Topeinkäufen von Stürmerstar Mané und Abwehrchef Matthijs de Ligt begründete sich schließlich nicht in den Ambitionen auf den elften Meistertitel nacheinander. Der steht beim FC Bayern ohnehin im Trainer-Pflichtenheft.

Nein, Triebfeder war der verstörende Viertelfinal-K.o. gegen den FC Villarreal in Nagelsmanns Premierensaison. Da sei man „aus allen Wolken gefallen“, erinnerte Vorstandschef Kahn. Im Sommer sei es darum die Aufgabe der Vereinsführung gewesen, dem Kader neue Impulse zu geben und den Konkurrenzkampf massiv zu verschärfen. „Das war für die Mannschaft wichtig“, sagte Kahn.

Die Zielsetzung lautete, „die Voraussetzungen zu schaffen, dass wir wieder die Champions League gewinnen können“, erläuterte Kahn. Nun ist Nagelsmann mit seinem Luxuskader am Zug. „Wir müssen performen“, sagte der furchtlose Bayern-Coach: „Darauf freuen wir uns.“

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Inter Mailand: Handanovic – de Vrij, Dimarco, Bastoni – Brozovic – Dumfries, Barella, Calhanoglu, Darmian – Lautaro Martinez, Dzeko

Bayern München: Neuer – Pavard, de Ligt, Hernández, Davies – Kimmich, Sabitzer – Müller, Coman – Gnabry, Mané

Schiedsrichter: Turpin (Frankreich)

© dpa-infocom, dpa:220906-99-650324/6

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