München (dpa) Sogar der deutsche Basketball-Bund retweetete Per Günthers Aufforderung zum Ungehorsam bei der Quarantäne-Meisterrunde in München.
„Liebe @easyCreditBBL Spieler. Wenn ihr euch beim anstehenden Turnier ausdrücken und gegen Rassismus positionieren wollt – bitte fühlt euch frei, es zu tun. Die ersten 10.000 an Strafe gehen auf mich“, schrieb der 32 Jahre alte Ex-Nationalspieler bei Twitter.
Der Ulmer reagierte damit auf die Äußerungen von BBL-Geschäftsführer Stefan Holz, der im dpa-Interview gesagt hatte, dass den Spielern politische Statements wie zuletzt in der Fußball-Bundesliga untersagt seien.
„Den Sportlern geht es vor allem um ein Statement gegen Rassismus und nicht um eine individuelle politische Meinungsäußerung. Daher werden wir selbstverständlich in diesem Zusammenhang von Sanktionierungen absehen“, erklärte Holz dann am Abend in einer Medien-Mitteilung.
Als Liga habe man die Aufgabe, auf Statuten hinzuweisen und deren Einhaltung zu überprüfen, sagte Holz. Von Samstag an steht bei den Basketballern in München das Quarantäne-Turnier mit zehn Teams an. Am 28. Juni soll dann der Meister feststehen.
Kritik von Spielern und Offiziellen
Mund halten und dribbeln sei absolut fehl am Platz, meinte Ex-Nationalspieler Jan Jagla. „Wenn der Basketball nicht für Offenheit, Respekt und Toleranz steht, wer oder was dann?“, betonte Jagla. Bayern-Kapitän Danilo Barthel kündigte an: „Wenn ich dazu gefragt werde, werde ich auch meinen Standpunkt klar äußern.“
Ausdrücklich zum Einstehen gegen Rassismus ermunterte Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic seine Korbjäger. „In einer Zeit, in der es um Solidarität und Zusammenhalt geht, kann niemand den Spielern das Wort verbieten. Sich gegen Rassismus zu stellen, ist keine politische Äußerung, sondern eine Lebenseinstellung. Und wir sind uns ganz sicher, dass unsere Spieler genau wissen, welche Werte der Basketball an sich und welche Haltung speziell dieser Verein und seine handelnden Personen bei diesem leider sehr großen Thema besitzen“, erklärte Pesic.
„Der Kampf gegen Rassismus ist die Pflicht eines jeden, wie ich finde“, sagte Rasta Vechtas Clubchef Stefan Niemeyer und kündigte an, zu 100 Prozent hinter den Spielern zu stehen, wenn sie sich in diesem Sinne engagieren würden.
„Wir stellen uns gegen #Rassismus! Diese Grundhaltung ist keine politische Botschaft, sie ist ein nicht zu verhandelnder Konsens & Teil unserer DNA. Wir lassen unsere Spieler nicht im Regen stehen. Schon gar nicht jetzt!“, meinte Herrmann Schüller, der Chef der EWE Baskets Oldenburg. „Wir sind uns sicher, dass diese Haltung Konsens im deutschen Basketball ist“, erklärte Frank Meinertshagen, Geschäftsführer der BG Göttingen.
Am vergangenen Spieltag der Fußball-Bundesliga hatten mehrere Profis durch verschiedene Aktionen und Gesten auf dem Rasen gegen den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd infolge eines brutalen Polizeieinsatzes – bei dem US-Präsident Donald Trump mit dem Militär droht – in den USA protestiert.
Der DFB verzichtete am Mittwoch auf eine Bestrafung. Stattdessen hat Verbandspräsident Fritz Keller eine Diskussion über politische Botschaften im Stadion initiiert. Hintergrund ist die im internationalen Sport bestehende Regel, wonach während des Spiels den Aktiven das Aussenden politischer Botschaften untersagt ist.