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Hertha BSC nach der Quarantäne „ein verschworener Haufen“

Hertha BSC machte mit dem Sieg auf Schalke einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt. Foto: Martin Meissner/AP-Pool/dpa
Hertha BSC machte mit dem Sieg auf Schalke einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt. Foto: Martin Meissner/AP-Pool/dpa

Die Quarantäne für Hertha BSC schien kurz vor dem Saison-Finale zum ungünstigsten Zeitpunkt zu kommen. Doch im Endeffekt zogen die Berliner aus der unfreiwilligen Auszeit neue Kraft.

Pal Dardai hat die Unkenrufe noch gut im Ohr: „Viele haben gesagt: Jetzt steigt Hertha ab“, sagte der Trainer von Hertha BSC am Mittwochabend voller Genugtuung.

Sein Team hatte gerade das vierte Spiel in zehn Tagen nach der Corona-Quarantäne ungeschlagen überstanden. Ohne jeden Glanz, aber mit Glück und Mentalität vollzogen die Berliner beim 2:1 (1:1) bei Absteiger Schalke den vielleicht entscheidenden Schritt zum Klassenerhalt.

Sechs Spieltage vor dem Saisonende hatte sich hoch geflogene und tief gefallene Hertha komplett in Isolation begeben müssen. Und kam als Gegenpol zur Großmannssucht heraus mit der entscheidenden Besinnung auf Grundtugenden. Auf die Frage, ob in der Quarantäne ein Ruck durch die Mannschaft gegangen sei, antwortete Torwart Alexander Schwolow: „Ja. Genau so fühlt es sich an.“

Plötzlich laufe „jeder für den anderen. Wir sind eine verschworene Gemeinschaft geworden“, sagte Alexander Schwolow. Sein Trainer sieht das ähnlich. „In der Quarantäne hat sich etwas entwickelt“, sagte Dardai: „Jeder war für jeden da. Die Spieler haben gesehen, dass sie sich auf den Verein verlassen können. Und der Verein sieht, dass er sich auf die Spieler verlassen kann.“

Wer hätte das gedacht, dass der durch Investor-Millionen aufgepumpte Hauptstadt-Club am Ende als Kämpfer-Truppe das Schlimmste verhindern würde? Und das auch dank eines lange missachteten Eigengewächses. Denn das Siegtor am Mittwoch schoss Jessic Ngankam, gebürtiger Berliner und komplett im Verein groß geworden. „Das ist ein sehr, sehr schönes Gefühl“, sagte der 20-Jährige: „Ich bin seit dem sechsten Lebensjahr hier. Ich bin ein richtiger Herthaner. Umso stolzer bin ich, der Mannschaft ein bisschen geholfen zu haben.“

Dardai erklärte, es habe ihm „im Herzen weh getan“, dass er den Stürmer zuletzt neun Mal in Folge nicht in den Kader berufen hatte. „Jessic ist im Training immer gut. Er macht alles. Ich habe schon in der U13 mit ihm gearbeitet. Aber auf seiner Position spielen Cordoba oder Piatek, das sind Millionen-Spieler.“

Ein Satz, der ein Dilemma der Hertha gut beschreibt: Durch die Konzentration auf teure Stars hat der Verein die Talente aus seiner guten Akademie ein Stück weit vernachlässigt. Für Ngankam, der in der Hinrunde bei den Bayern traf und dann vom bundesweiten Radar verschwand, freue es ihn „ungemein“, sagte auch Schwolow: „Das zeigt wieder: Du musst immer lauern. Irgendwann kommt dein Moment.“

Dass die Berliner bei einem Doppel-Pfostenschuss in der Nachspielzeit auch enorm viel Glück hatten, nahm Dardai als ausgleichende Gerechtigkeit hin. „Da hat uns der Fußball-Gott etwas zurückgegeben“, sagte der Ungar: „Ich weiß gar nicht wie viele Sonntags-Schüsse und Tore aus dem Nichts wir in dieser Saison bekommen haben.“

Vor den letzten beiden Spielen ist der Klassenerhalt nun greifbar nahe. Bereits durch einen Sieg am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den 1. FC Köln wäre Berlin mit dann 37 Punkten definitiv gerettet. Doch in Krzysztof Piatek und Dodi Lukebakio werden nach Jhon Cordoba und Matheus Cunha zwei weitere Offensivspieler fehlen.

Bei Piatek sei „das Sprunggelenk am Arsch“, berichtete Dardai. Am Donnerstag bestätigte der Verein dann eine Fraktur und das vorzeitige Saisonende für den Polen. Lukebakio sah eine Gelb-Rote Karte, die sein Trainer als „blödsinnig und unnötig“ bezeichnete. Zu dem Belgier käme nun „der böse Trainer. Irgendwann reicht es mit nett sein.“

Gut möglich, dass die Hertha auch die Ausfälle des insgesamt fast 70 Millionen teuren Offensiv-Quartetts verkraften kann. Denn schließlich hat sie ja Jessic Ngankam.

© dpa-infocom, dpa:210513-99-581483/4

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