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Luisa Neubauer konkretisiert Vorwürfe gegen Hans-Georg Maaßen

Klimaaktivistin Luisa Neubauer in der ARD-Sendung «Anne Will» am Sonntagabend. Foto: Wolfgang Borrs/NDR/dpa
Klimaaktivistin Luisa Neubauer in der ARD-Sendung «Anne Will» am Sonntagabend. Foto: Wolfgang Borrs/NDR/dpa

In der Talkshow „Anne Will“ hat Luisa Neubauer dem CDU-Kandidaten Hans-Georg Maaßen vorgeworfen, antisemitische Inhalte zu verbreiten. Nun erläutert die Klimaaktivistin ihre Vorwürfe.

Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer hat ihre Vorwürfen gegen den Ex-Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen (CDU), antisemitische Inhalte zu teilen und zu verbreiten, erneuert und konkretisiert. Zugleich stellte Luisa Neubauer klar: „Dass Herr Maaßen selbst ein Antisemit ist, habe ich nicht gesagt.“

„Herr Maaßen hat vor allem über seinen Twitter-Account auf die Plattform `The Unz Review`, verlinkt. Deren Gründer Ron Unz hat öffentlich den Holocaust in Frage gestellt“, sagte Neubauer dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) am Mittwoch.

Der verlinkte Artikel warnt davor, dass die US-Regierung angeblich einen Feldzug gegen „inländische Terroristen“ plane. Die Meinungsäußerung sei in Gefahr, von einem Polizeistaat ist die Rede. „Ein besorgniserregendes Szenario“ schrieb Maaßen, löschte den entsprechenden Tweet aber wieder – im Netz ist er jedoch noch in archivierter Form zu finden.

Im zweiten Teil ihrer Argumentation wirft Luisa Neubauer Hans-Georg Maaßen „unter anderem auf seinem Twitter-Profil wiederholt problematische Begriffe wie `Globalisten`“ zu verwenden. Maaßen hatte Mitte Januar auf Twitter geschrieben: „Globalisten und Sozialisten (und Teile der Kirchen) sind in einem Punkt der gleichen Meinung: die Verachtung der gewöhnlichen Menschen, ihres bürgerlichen Lebens, ihrer Kultur und ihres Anspruchs, ihr Leben selbst bestimmen zu wollen.“

Tweet von Luisa Neubauer:

Experten wie die der Bundeszentrale für politische Bildung sehen in Codes wie diesem einen Türöffner in antisemitische Milieus, in denen der Mythos der „jüdischen Weltverschwörung“ offen verbreitet werde.

Der Jenaer Extremismusexperte Matthias Quent hält zwar den Ausdruck „Globalist“ nicht für originär antisemitisch, er werde aber seit Jahren in der rechtsextremem Szene genutzt, um etwa die Projektion einer jüdischen Weltverschwörung „zu chiffrieren, also zu tarnen“.

Diese Art der Kommunikation funktioniere nach dem Prinzip der „Dog Whistle“, also der Hundepfeife, sagt der Politikwissenschaftler Josef Holnburger, der sich mit Antisemitismus, Rechtsextremismus und Verschwörungserzählungen beschäftigt. „Für die meisten Menschen ist sie nicht hörbar. Aber die, die dieselben Chiffren nutzen, erkennen sie – und sehen sich dadurch in ihrer Position gestärkt.“

„Dieser Begriff wird auch von der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung als international verstandener Code von Rechtsextremisten bezeichnet“, so Luisa Neubauer, die weiter argumentiert: Als langjährigem Präsidenten des Verfassungsschutzes müssten Hans-Georg Maaßen solche Codes bekannt sein. Inwieweit Maaßen mit seiner Formulierung der „Globalisten“ den Code bewusst oder unbewusst nutzt, war zunächst nicht erkenntlich.

Auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur wollte er sich nicht öffentlich zur Verwendung des Begriffs äußern. Die Antisemitismusvorwürfe hatte Hans-Georg Maaßen bereits am Montag zurückgewiesen: „Das sind für mich halt- und beleglose Behauptungen, die ich energisch zurückweise.“ Heutzutage könne über alle alles gesagt werden, sagte Maaßen. „Es ist eine Verrohung des politischen Diskurses, die man zur Kenntnis nehmen muss.“

Luisa Neubauer hatte dem Ex-Verfassungsschutzpräsidenten am Sonntagabend in der ARD-Sendung „Anne Will“ vorgeworfen, Inhalte antisemitischer Blogs zu verbreiten. Die Aktivistin stellte aber auch am Mittwoch erneut klar: „Dass Herr Maaßen selbst ein Antisemit ist, habe ich nicht gesagt.“

CDU-Chef und Unionskanzlerkandidat Armin Laschet, der ebenfalls in der Talkrunde saß, reagierte mit Rückfragen auf die Äußerungen der Klimaaktivistin. Luisa Neubauer müsse Beweise dafür liefern, dass Maaßen ein Antisemit sei. „Antisemitismus wäre nicht akzeptabel.“

© dpa-infocom, dpa:210512-99-572334/2
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Transkript aus dem Gespräch bei Anne Will:



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