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Trennung: Lucien Favre nicht mehr Trainer von Borussia Dortmund

Lucien Favre musste als BVB-Trainer gehen. Foto: Bernd Thissen/dpa
Lucien Favre musste als BVB-Trainer gehen. Foto: Bernd Thissen/dpa

Die Mission von Lucien Favre beim BVB ist zu Ende. Mit dem 1:5-Desaster gegen Stuttgart verlor der Fußball-Lehrer endgültig das Vertrauen der Vereinsbosse. Nun beginnt die knifflige Suche nach einem Nachfolger. Vorerst soll es Assistent Edin Terzic richten.

Zu Beginn seiner Amtszeit als Bessermacher gefeiert, am Ende als Zauderer vertrieben – die Trennung von Trainer Lucien Favre hat bei Borussia Dortmund für ein vorweihnachtliches Beben gesorgt.

Der Fußball-Bundesligist hat den vorzeitlichen Abschied des 63-jährigen Schweizers bestätigt. Wie der Club mitteilte, haben sich darauf die Entscheidungsträger des BVB nach dem 1:5 (1:1)-Heimdebakel gegen den VfB Stuttgart einmütig verständigt.

Lucien Favre selbst teilte mit, dass er die Trennung von Borussia Dortmund bedaure. „Ich finde es sehr schade, dass sich unsere Wege hier trennen. Wir hatten zwei sehr erfolgreiche Jahre und haben eine Mannschaft, die auch in diesem Jahr am Ende eine erfolgreiche Saison gespielt hätte. Davon bin ich nach wie vor überzeugt“, sagte der Schweizer der Deutschen Presse-Agentur.

Edin Terzic (38), bisher Favres Assistent, wird bis zum Saisonende als Cheftrainer fungieren und übernahm am Nachmittag die Vorbereitung auf das Auswärtsspiel am Dienstag bei Werder Bremen.

Der bisherige U17-Trainer Sebastian Geppert (36) und Top-Talente-Coach Otto Addo (45) sollen ihn unterstützen. Favres anderer Co-Trainer Manfred Stefes wurde mit sofortiger Wirkung freigestellt. Zuvor hatte die Bild-Zeitung über die Trennung vom Schweizer Chefcoach berichtet.

Zorc verweist auf „negative Entwicklung“

Die Dortmunder waren nach dem bitteren 1:5 gegen den VfB schwer frustriert. Foto: Bernd Thissen/dpa
Die Dortmunder waren nach dem bitteren 1:5 gegen den VfB schwer frustriert. Foto: Bernd Thissen/dpa

„Es fällt uns schwer, diesen Schritt zu gehen“, wurde Sportdirektor Michael Zorc in der Club-Mitteilung zitiert. „Gleichwohl sind wir der Meinung, dass das Erreichen unserer Saisonziele aufgrund der zuletzt negativen Entwicklung in der gegenwärtigen Konstellation stark gefährdet ist und wir deshalb handeln müssen.“

Das krachende 1:5 gegen Aufsteiger Stuttgart, mit dem das noch vor wenigen Wochen hochgehandelte Team vorerst Abschied aus dem Titelrennen nahm, hatte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wenige Stunden nach der Partie als „schwarzen Tag“ bezeichnet und eine umgehende Analyse angekündigt.

Nicht der Favorit aus Dortmund, sondern der freche Underdog aus Stuttgart bot ein Spektakel und führte den BVB mit hohem Tempo, großer Laufbereitschaft und leidenschaftlicher Zweikampfführung phasenweise vor. „Die Stuttgarter haben es uns vorgemacht, wie wir eigentlich spielen wollten“, klagte Kapitän Marco Reus.

„Das war eine Katastrophe. Wir waren sehr, sehr schlecht. Das geht nicht. Wir waren heute nicht da“, sagte Lucien Favre nach der Niederlage, die am Ende die Trennung von Borussia Dortmund besiegelte. Dass die Borussia auch schon in den beiden vorherigen Bundesliga-Partien gegen Köln (1:2) und Frankfurt (1:1) geschwächelt hatte, wurde intern als weiteres Indiz für ein gestörtes Verhältnis zwischen Trainer und Team gewertet.

Verheißungsvoller Start

Gleichwohl würdigte Vereinschef Hans-Joachim Watzke die Verdienste des Schweizers: „Wir alle sind Lucien Favre dankbar für seine hervorragende Arbeit in den vergangenen zweieinhalb Jahren, in denen er mit seinem Team zwei Vizemeisterschaften errungen hat. Als Fachmann und als Mensch ist Lucien Favre über jeden Zweifel erhaben.“

Vor allem der erfolgreiche Umgang von Favre mit jungen Spielern wird beim BVB in guter Erinnerung bleiben. So verhalf er Jungstars wie Jadon Sancho und Giovanni Reyna zum Durchbruch. Zudem führte er den Club dreimal in Serie in das Achtelfinale der Champions League.

Die Zusammenarbeit mit Lucien Favre hatte für Borussia Dortmund verheißungsvoll begonnen: In der Hinrunde 2018/19 führte er den BVB zur souveränen Herbstmeisterschaft und bestätigte seinen Ruf als Bessermacher und akribischer Arbeiter.

Aber mit der weniger starken Rückrunde, in der die Borussia einen zwischenzeitlichen Neun-Punkte-Vorsprung auf den FC Bayern noch verspielte und sich am Ende mit Rang zwei begnügen musste, kamen in Dortmund erstmals Zweifel am ehemaligen Trainer von Hertha BSC und Borussia Mönchengladbach auf.

Seither gab es wiederholt Schlagzeilen über ein fehlendes Titel-Gen des Trainers und seine fehlende Motivationsfähigkeit. Dass der Coach zudem wiederholt mit den ambitionierten Zielen der Vereinsführung fremdelte, passte ins Bild eines Zauderers.

Zwischenlösung bringt Zeit

Der Vertrag mit dem 63 Jahre alten Fußball-Lehrer lief bis zum Ende der Saison. „Liebend gern hätte die Vereinsführung die Zusammenarbeit mit Favre zumindest bis zum Vertragsende im Sommer fortgesetzt, um mehr Zeit für die Suche nach einem Nachfolger zu gewinnen“, erläutert die dpa.

„Schließlich sind Alternativen auf dem Trainermarkt derzeit rar“, so die dpa, die anfügt: „Doch die Sorge um das Verpassen der gerade in Corona-Zeiten eminent wichtigen Champions-League-Qualifikation für die kommende Saison erhöhte den Handlungsdruck.“

Mit der Interimslösung Terzic gewinnt der BVB bei der nun anstehenden Trainersuche Zeit. Denn nun muss sich der Revierclub wieder auf Trainersuche begeben. Nach der langen Erfolgsära von Jürgen Klopp (2008 bis 2015) wurden in Thomas Tuchel, Peter Bosz, Peter Stöger und Favre bereits vier Fußball-Lehrer verschlissen.

Ein neuer Coach soll helfen, das große Potenzial der Mannschaft abzurufen. Als mögliche Wunschkandidaten gelten Julian Nagelsmann und Marco Rose. Doch sowohl der Leipziger als auch der Mönchengladbacher Coach stehen bei ihren Clubs über den Sommer hinaus unter Vertrag.

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➡️ Mitteilung von Borussia Dortmund im Wortlaut

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