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Aufregung nach Real-Finale: Toni Kroos und die „Scheißfragen“

Toni Kroos war nach dem Finale gegen Liverpool auf die Fragen eines Reporters nicht gut zu sprechen. Foto: Adam Davy/PA Wire/dpa
Toni Kroos war nach dem Finale gegen Liverpool auf die Fragen eines Reporters nicht gut zu sprechen. Foto: Adam Davy/PA Wire/dpa

Toni Kroos gewinnt seinen fünften Titel in der Champions League – und ist dann überhaupt nicht zufrieden mit einem ZDF-Reporter. Der Real-Star bricht ein Interview ab – und löst eine Debatte aus.

Toni Kroos wischte sich genervt durchs Gesicht und drehte ab: „Ganz schlimm, ganz schlimm, wirklich“, raunzte der mit dem fünften Champions-League-Titel dekorierte Ex-Weltmeister dem ZDF-Reporter zu, dessen „Scheißfragen“ ihm an diesem glanzvollen Finalabend völlig unpassend erschienen.

Erst mit ein wenig Abstand, spät am Samstagabend im Stade de France, erklärte der 32-Jährige gelassener, nach dem 1:0 mit Real Madrid gegen den FC Liverpool „eher positiv angelegte Fragen“ erwartet zu haben. So weit, so aufregend – vor allem in den Sozialen Medien mit Zuspruch und Kritik für den Real-Star.

Gefragt worden war Toni Kroos von ZDF-Reporter Nils Kaben unter anderem, ob es überraschend gewesen sei, dass Real im Endspiel so unter Druck geraten war. „Was ist das für eine Frage, du spielst ja nicht ein Gruppenspiel irgendwo, wir spielen das Champions-League-Finale“, motzte Kroos. Es sei „nicht überraschend, dass du gegen Liverpool in Bedrängnis gerätst“.

ZDF-Sportchef nimmt Stellung

Nils Kaben verwies auf ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann, der den Verlauf des im Internet tausendfach gesehenen Interviews „bedauerlich“ fand.

„Diese Situationen direkt nach dem Schlusspfiff sind immer besonders“, sagte Thomas Fuhrmann der Deutschen Presse-Agentur. „Vielleicht hätte der Kollege noch etwas bei den Emotionen bleiben und ein wenig später zum Kern des Spiels kommen sollen. Grundsätzlich waren die Fragen berechtigt und kein Grund, das Interview abzubrechen.“

Das sah Toni Kroos deutlich anders. Als er schon nicht mehr im Bild war, war der durchaus vielsagende Satz zu hören: „Du stellst erst drei negative Fragen. Da weißt du schon, dass du aus Deutschland kommst.“ Die Wertschätzung für den Mittelfeldstrategen, der mit 28 Titeln einer der erfolgreichsten deutschen Nationalspieler überhaupt ist, scheint in Spanien deutlich größer als in Deutschland. Der „Querpass-Toni“ hierzulande als Spitzname ist kein Kompliment.

Nach dem Rücktritt aus der Nationalelf im Vorjahr hatte Toni Kroos seinem Unverständnis darüber deutlich Ausdruck verliehen. „Besser in Deutschland umstritten und weltweite Anerkennung als andersrum“, hatte er gesagt. Er habe das Gefühl, „dass einige mein Spiel in elf Jahren Nationalmannschaft nicht ganz verstanden haben. In Spanien war das dagegen bereits nach meiner ersten Partie für Real Madrid der Fall.“

Lange Fixpunkt in DFB-Elf

In der DFB-Auswahl unter Joachim Löw war Toni Kroos jahrelang einer der Fixpunkte im Mittelfeld, auch beim Titelgewinn bei der WM 2014 in Brasilien. In 106 Länderspielen erzielte der frühere Bayern-Profi 17 Tore.

Der FC Bayern hatte den Hochbegabten nach der WM vor acht Jahren für bescheiden anmutende 25 Millionen Euro nach Spanien verkauft. Der langjährige Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge sagte am Sonntag beim TV-Sender Bild, Toni Kroos habe mit seinem Wechsel letztlich „alles richtig gemacht, aber Bayern hat auch nicht alles falsch gemacht“.

Bei Real prägte Toni Kroos in den vergangenen Jahren im Verbund mit etlichen Stars eine überaus erfolgreiche Ära. An dem außerhalb des Platzes eher ruhigen Deutschen kam im Mittelfeld der Königlichen dauerhaft keiner vorbei. Es werde „nicht zur Normalität“, Titel zu gewinnen, sagte Toni Kroos und fügte mit Blick auf den eher schwierigen Saisonstart an: „Schon gar nicht, wenn man nicht damit gerechnet hat.“

Daran änderte auch das unglückliche TV-Interview nichts. „Nils Kaben war auch verdutzt“, sagte Thomas Fuhrmann. „Er wollte Toni Kroos nicht provozieren.“ Ein klärendes Gespräch zwischen dem Fußballer und dem Journalisten hält er nicht für nötig. „Ich sehe da keine Notwendigkeit der Nachbereitung. Man sollte die Kirche im Dorf lassen“, sagte der ZDF-Sportchef.

© dpa-infocom, dpa:220529-99-467133/6

Interview im Facebook-Video des ZDF:

Bericht zum CL-Finale:

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