Dortmund (dpa) – Nachdem er in langen Untersuchungen erst mal leichte Entwarnung bekommen hatte, sortierte Marco Reus kurz vor Mitternacht die vielen guten Wünsche in den sozialen Medien. Und er repostete die, die ihn offenbar am meisten bewegten.
Seine Mitspieler hatten nach dem 1:0-Derbysieg gegen den FC Schalke 04 symbolisch ein Kabinen-Foto mit seinem Trikot gemacht. Kollegen wie Nico Schlotterbeck oder Salih Özcan wünschten ihrem „Brudi“ gute Besserung.
WM für Reus in Gefahr?
Wahrscheinlich hatten einige von ihnen dasselbe gedacht wie viele Fans, als Reus nach einer halben Stunde des Derbys der Fuß umknickte und er sich sofort schmerzverzerrt das Gesicht hielt. Nicht schon wieder! Ausgerechnet im WM-Jahr, 66 Tage vor dem deutschen Auftaktspiel gegen Japan, verletzte sich einer der größten Pechvögel der DFB-Geschichte erneut. Würde Reus also das fünfte von sieben möglichen Turnieren mit der Nationalmannschaft verpassen? Trainer Edin Terzic schloss die Fragen nach Reus bei Sky und auf der Pressekonferenz mit den Worten: „Alles Gute, Capitano und bis bald!“
Auch Youssoufa Moukoko war tief bewegt. „Ich hoffe und bete, dass es nicht so schlimm ist“, sagte der Siegtorschütze und Derby-Held, mit 17 gerade mal rund halb so alt wie der 33-Jährige Reus. Reus bedankte sich via Instagram für die vielen guten Wünsche und versprach: „Ich werde bald zurück sein! Ich werde nie aufgeben!“
BVB-Sportchef gibt leichte Entwarnung
Da wusste er wohl schon, was Sportchef Sebastian Kehl im „Doppelpass“ bei Sport1 verkündete. „Ich kann ein klein wenig Entwarnung geben“, sagte Dortmunds Sportchef: „Die Untersuchungen gestern haben keinen Bruch gezeigt. Er hat eine Außenbandverletzung im Sprunggelenk, aber auch nicht so gravierend, dass die WM gefährdet ist.“ Er hoffe, „dass Marco uns in drei bis vier Wochen wieder zur Verfügung steht.“
Sollte dies aufgehen, blieben vier weitere Wochen bis zum WM-Startschuss von Bundestrainer Hansi Flick am 14. November. Und Reus hätte wohl körperlich nicht zu viel verloren. „Er war topfit, komplett gesund und einer herausragenden Form“, sagte Vereinscoach Terzic: „Und dann passiert sowas. Wie so häufig in seiner Karriere. Marco hatte schon so viele Rückschläge in seiner Karriere. Und wir hatten gehofft, dass er endlich durch ist. Gerade im WM-Jahr.“
Einsätze gegen Ungarn und England unwahrscheinlich
In jedem Fall verpasst der Offensivspieler die Nations-League-Spiele am Freitag gegen Ungarn und drei Tage später in England und damit die Chance, sich bei den letzten Härtetests vor der Kader-Nominierung nochmal zu positionieren. Nachdem er schon die letzten sieben Länderspiele allesamt verpasste. Zu WM-Beginn wird Reus dann wieder ein Jahr ohne Einsatz im DFB-Team sein, seit seiner ersten Nominierung im Mai 2010 kam er auf gerade mal 48 Partien. Das sind durchschnittlich gerade mal vier im Jahr.
Doch bei Flick steht Reus grundsätzlich hoch im Kurs. „Ich glaube, ich muss Hansi Flick nicht erklären, wie gut Marco Reus ist“, sagte Terzic noch in der vergangenen Woche: „Er hat eine sehr hohe Meinung von ihm und von seinen Qualitäten, das hat er ja auch immer wieder betont.“ In der Tat lobte der Bundestrainer Reus immer wieder als „Unterschiedsspieler“. Nach Katar mitnehmen wird er ihn aber sicher nur komplett fit.
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