Sport

DOSB-Vertreterin Christina Gassner zur Gründung des „Safe Sport e.V.“

Während der Sportministerkonferenz am 3. November in Mainz haben die Sportminister*innen der Bundesländer sowie Bundesinnenministerin Nancy Faeser den Trägerverein Safe Sport e.V. gegründet und damit die Voraussetzung zur Einrichtung der unabhängigen Ansprechstelle für Betroffene sexualisierter, psychischer und physischer Gewalt im Sport geschaffen. Der Pressedienst des DOSB hat dazu mit DOSB-Vorstand Jugendsport und dsj-Geschäftsführerin Christina Gassner gesprochen.

DOSB-Presse:
Frau Gassner, heute wurde die Einrichtung der Ansprechstelle für Betroffene von Gewalt im Sport besiegelt. Wie bewerten Sie das?

Christina Gassner:
Wir begrüßen die Einrichtung einer bundesweiten, unabhängigen Ansprechstelle für Betroffene sexualisierter, psychischer und physischer Gewalt im Sport ausdrücklich. Insbesondere auch, da sie sowohl für den Breiten- als auch den Spitzensport da sein und für alle Formen von interpersonaler Gewalt zuständig sein wird.

Wir sehen die Ansprechstelle für Betroffene als wichtige Ergänzung zu den bereits existierenden, bewährten Strukturen, bestehend aus Kooperationen zwischen Fachberatungsstellen und Anlaufstellen im organisierten Sport. Damit erhalten Betroffene eine weitere Stelle, an die sie sich wenden können. Denn das ist uns besonders wichtig: Betroffene müssen immer die Wahlmöglichkeit haben, wem sie sich anvertrauen möchten.

DOSB-Presse:
Warum ist der DOSB nicht Gründungsmitglied des Trägervereins?

Christina Gassner:
In unserem Dialogprozess Schutz vor Gewalt im Sport, den wir vor einigen Monaten gemeinsam mit unseren Mitgliedsorganisationen geführt haben, haben wir unsere Position zum Zentrum für Safe Sport klar formuliert.

Auf dieser Grundlage prüfen wir, wie eine Beteiligung aussehen kann und sind dazu im Austausch mit dem Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI). Bevor wir zu einer abschließenden Entscheidung kommen, werden wir zunächst den Stakeholderprozess des BMI zum Zentrum für Safe Sport abwarten, in dem wir, DOSB und dsj, den organisierten Sport vertreten werden.

DOSB-Presse:
Warum beteiligt sich der DOSB nicht finanziell an der Einrichtung der Ansprechstelle?

Christina Gassner:
Eine der Positionen aus dem oben genannten Dialogprozess beinhaltet, dass ein Zentrum für Safe Sport durch den Bund finanziert sein soll. Da die Ansprechstelle ein erster Baustein des Zentrums ist, gilt dies analog. Dass daraus nun von vielen Seiten der Eindruck vermittelt wird, dass wir uns am Komplex Schutz vor Gewalt im Sport finanziell überhaupt nicht beteiligen, ist einfach nicht richtig.

Im Dialogprozess gab es ein klares Bekenntnis, dass der Sport Prävention, Intervention und Aufarbeitung kontinuierlich weiterentwickeln und ausbauen wird. Dafür gibt es schon vielfältige Maßnahmen, die aus dem Sport heraus finanziert werden. Wenn wir diese nun ausbauen und weiterentwickeln, müssen dafür noch mehr Mittel aufgebracht werden.

Aus unserer Sicht wäre es fatal, die Gelder, die in diese Maßnahmen fließen, herauszuziehen und an ein Zentrum zu geben. Wir wollen unsere Verantwortung ausdrücklich nicht loswerden, sondern wahrnehmen. Wir sprechen von rund 87.000 Sportvereinen bundesweit, da wird ein Zentrum nicht alle Aufgaben übernehmen können. Wir brauchen hier die gemeinsame Anstrengung von Staat und Sport, auch auf lokaler Ebene.

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