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Der deutsche Sport hilft in der Ukraine-Krise

Eine ukrainische Landesfahne ist am polnisch-belarussischen Grenzübergang Koroszczyn zu sehen. Foto: Bartlomiej Wojtowicz/PAP/dpa
Eine ukrainische Landesfahne ist am polnisch-belarussischen Grenzübergang Koroszczyn zu sehen. Foto: Bartlomiej Wojtowicz/PAP/dpa

Ob durch Hilfstransporte, Kleiderspenden oder spontane Rückholaktionen von Spielern – der deutsche Sport hilft nach Russlands Invasion in die Ukraine Flüchtlingen mit zahlreichen Initiativen.

Hamburg (dpa) – Valentin Begemann hat das Chaos an der polnisch-ukrainischen Grenze hautnah miterlebt. Die mentalen Anstrengungen, das Durchhaltevermögen, das Leid.

Der ehemalige Spitzen-Volleyballer machte sich gemeinsam mit Olympia-Teilnehmer Markus Böckermann und dem früheren Bundestrainer Imornefe Bowes bei einer von vielen bundesweiten Initiativen zur Rettung ukrainischer Kriegsflüchtlinge auf den Weg. Mit dem Kleinbus brachten der 32-Jährige und seine Mitstreiter in einer spontanen Aktion Hilfsgüter in 15 Umzugskartons in eine neutrale Zone im Grenzgebiet. Auf der Rückfahrt hatte das Trio noch sechs Geflüchtete mit an Bord.

„Hilfe eine Herzensangelegenheit“ für Begemann

„Wir wollten direkt helfen. Natürlich sind wir auch davon ausgegangen, dass es belastend werden würde“, erzählt Begemann der Deutschen Presse-Agentur. „Aber es war eine Herzensangelegenheit und wir sind auch wirklich beeindruckt, was für starke Charaktere mit uns zurückgekommen sind.“ Teilweise sei schon eine enge Bindung entstanden. Auf der Rückfahrt habe sich die ganze Anspannung gelöst. „Wir konnten sogar lachen“, erinnert sich Begemann.

Sein Bruder ist ebenfalls in das Gebiet gefahren. Inzwischen sei es noch unübersichtlicher. Die Hilfstransporte würden oftmals überrannt, hat Begemann erfahren. Er, Böckermann und Bowes bemühen sich in Hamburg um die Integration der Geflüchteten. „Wir kümmern uns um Arztbesuche oder andere Dinge, die im Alltag benötigt werden.“ Nur etwas mehr als 48 Stunden lagen zwischen Abfahrt und Rückkehr. Erschöpft kehrten sie heim. Einen Beitrag haben sie aber geleistet.

Das gilt auch für Thorsten Friedrich. Im Auftrag der Stiftung des 1. FC Köln setzte sich der Mitarbeiter des Fußball-Bundesligisten gemeinsam mit zwei in Köln lebenden Studentinnen in Bewegung. Sie brachten die Hilfesuchenden an den Rhein. „Es ist ein großes Durcheinander menschlicher Schicksale“, berichtet Friedrich. „Den Bus zu füllen, ist kein harmonischer Vorgang.“ Viele seien gereizt. Der fehlende Schlaf drückt aufs Gemüt. Auch Friedrich ist müde. Gleichzeitig aber auch glücklich. Denn auch er konnte helfen.

Der Sport hilft in der Krise

Es sind nur einige wenige Beispiele von vielen: Handball-Zweitligist VfL Gummersbach hat sich engagiert und seinen früheren Spieler Stanislaw Schukow wieder unter Vertrag genommen. Der ukrainische Nationalspieler hatte sein Arbeitspapier bei ZSKA Moskau aufgelöst und war mit seiner Familie in einen der letzten Flieger von Moskau nach Köln gestiegen. Sportlich kann Schukow vorerst nicht weiterhelfen. Er fällt wegen eines Kreuzbandrisses aus. Darum gehe es aber auch nicht, sagte Geschäftsführer Christoph Schindler. „Sondern darum, ihm Sicherheit und Zeit zu geben, damit er sich um seine Familie hier in Gummersbach und in der Ukraine kümmern kann und seine Verletzung auskuriert. Dabei werden wir ihn maximal unterstützen.“

Neben Gummersbach setzten auch alle anderen Erst- und Zweitligisten im Handball am vergangenen Spieltag ein Statement für Frieden und Freiheit. Mit der „Aktion Deutschland hilft“ sollen Menschen, die durch den Krieg in Not geraten sind, unterstützt werden.

In der Sache vereint präsentieren sich auch die Stars der Fußball-Bundesliga. Ob Mats Hummels von Borussia Dortmund, Robert Lewandowski vom deutschen Meister FC Bayern München oder Jonas Hofmann von Borussia Mönchengladbach – sie alle riefen im Namen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) in kurzen Videoclips zum Spenden auf. Zudem ist eine Liste mit Hilfswerken über die DFL-Seite einsehbar.

Spielerfrauen sammeln am Spieltag Kleiderspenden

Hofmanns Mitspieler Matthias Ginter unterstützt die Rettung ukrainischer Flüchtlinge mit seiner eigenen Stiftung. Vor dem Heimspiel gegen Hertha BSC sammelten die Freundinnen und Spielerfrauen Kleider für Kriegsflüchtlinge. „Es war uns wichtig, dass wir noch einmal ein Zeichen setzen können“, sagte Christina Ginter dem Pay-TV-Sender „Sky“.

In der Deutschen Eishockey-Liga können die Fans Pucks mit der Aufschrift „Drop Pucks, not bombs“ (Werft Pucks, keine Bomben) erwerben. Die Erlöse aus dem Verkauf werden an die Organisation „#LeaveNoOneBehind“ gespendet – eine Organisation, die sich für die Menschen in der Ukraine und auf der Flucht engagiert.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) forciert gleich mehrere Aktionen. Zum einen trainieren in Kooperation mit dem Deutschen Boxsport-Verband (DBV) seit Ende Februar ukrainische Boxer im Heidelberger Olympia-Stützpunkt. „Uns ist wichtig, dass wir unseren ukrainischen Sportkameraden direkt und unbürokratisch helfen“, sagte DBV-Präsident Erich Dreke. Zudem gibt es die Initiative „Sportler helfen Sportler“, bei der Soforthilfen in Anspruch genommen werden können.

Es sind in diesen Zeiten die Geschichten abseits des sportlichen Wettkampfs, die im Gedächtnis bleiben. Bereits 50 Gruppierungen im Fußball haben Hilfsaktionen ins Leben gerufen und es kommen ständig weitere dazu. „Der Sport darf sich nicht nur solidarisch erklären“, sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert. „Er muss angesichts der humanitären Katastrophe auch unmittelbare Unterstützung leisten.“

© dpa-infocom, dpa:220315-99-526808/2


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