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Bühne frei für „Barty Party“: Historischer Triumph?

Die Australierin hat sich im Halbfinale der Australian Open mit 6:1, 6:3 gegen die US-Amerikanerin Madison Keys durchgesetzt. Foto: Dave Hunt/AAP/dpa
Die Australierin hat sich im Halbfinale der Australian Open mit 6:1, 6:3 gegen die US-Amerikanerin Madison Keys durchgesetzt. Foto: Dave Hunt/AAP/dpa

Ashleigh Barty hält den Erwartungen bei ihrem Heim-Grand-Slam stand. In Melbourne ist sie bisher unantastbar und bereit für den Titelgewinn – als erste Australierin seit 1978.

Melbourne (dpa) – Mit einem Lächeln will Ashleigh Barty ihre historische Chance auf den Tennis-Triumph bei ihrem Heim-Grand-Slam ergreifen.

Abgeklärt und erstaunlich unaufgeregt geht die Nummer eins der Tennis-Welt bei den Australian Open mit ihrer Rolle als erster australischer Finalistin seit 42 Jahren um. Mit eben dieser Ruhe will Barty ihre zwei fantastischen Melbourne-Wochen krönen und am Samstag (9.30 Uhr deutscher Zeit/Eurosport) zur ersten australischen Siegerin seit Chris O’Neil vor 44 Jahren aufsteigen.

Barty vor historischer Chance

„Es ist unwirklich. Ehrlich, es ist einfach unglaublich“, sagte Barty nach ihrem einseitigen 6:1, 6:3 im Halbfinale am Donnerstag gegen die frühere US-Open-Finalistin Madison Keys. „Ich werde rauskommen am Samstag, es mit einem großen Grinsen im Gesicht genießen und sehen, was passiert“, sagte sie und schob schnell hinterher: „Let’s do it.“

So unantastbar, konzentriert und zugleich locker wie Barty bisher auftritt, spricht vieles dafür, dass sie den großen Erwartungen der sportverrückten Australier, die auf ihren schmalen Schultern lasten, auch im letzten Damen-Match dieses Grand-Slam-Turniers standhält. Als Favoritin wird die 25-Jährige der Überraschungsfinalistin Danielle Collins gegenüberstehen – auch wenn die Amerikanerin bei ihrem Comeback nach gesundheitlichen Problemen unerschrocken durchs Turnier marschiert. Mit dem klaren 6:4, 6:1 gegen die French-Open-Gewinnerin von 2020, die Polin Iga Swiatek, erreichte Collins erstmals ein so großes Finale. „Gegen die Nummer eins der Welt in ihrem Land zu spielen – ich denke, das wird wirklich spektakulär“, sagte sie.

Der Unterstützung des Publikums in der Rod-Laver-Arena kann sich Barty gewiss sein, wenn die „Barty Party“, wie es auf einem Plakat stand, ihren Höhepunkt erreichen soll. Ihre Popularität beruht auch darauf, dass sie bodenständig und nahbar geblieben ist.

Dabei führt Barty mittlerweile seit mehr als zwei Jahren die Weltrangliste an. Sie kürte sich 2019 zur French-Open-Siegerin und im vergangenen Jahr zur Wimbledon-Gewinnerin. Ein Triumph beim Heim-Grand-Slam nach den Jahren mit ihrer Tennis-Pause, mit dem Sportarten-Wechsel, ihrer Rückkehr und Auszeiten während der Corona-Pandemie hätte noch mal eine andere Dimension.

Eine solch dominante Spielerin wie es Serena Williams einmal war, gibt es nicht mehr – und ist es auch Barty nicht. Bewundert wird die 25-Jährige aus dem australischen Bundesstaat Queensland für ihre Athletik, ihr vielseitiges Talent und ihr elegantes sowie variables Spiel. Mit ihrem unangenehmen Rückhand-Slice nervte Barty auch die Amerikanerin Keys, der sie einen Klassenunterschied aufzeigte.

Nummer Eins der Welt ohne Satzverlust

Imposant, dass die nur 1,66 Meter große Athletin weiter keinen Satz und nur ein Aufschlagspiel im Turnier verloren hat. Die Anfeuerungsrufe „Let’s go Barty, Let’s go!“ hätte sie angesichts des einseitigen Geschehens wohl gar nicht gebraucht. Richtig laut wurde es ohnehin erst, als die heimische Hoffnungsträgerin und nun erste australische Finalistin seit Wendy Turnbull 1980 Matchball hatte.

Nicht immer im Laufe ihrer Karriere war Barty dem Druck gewachsen. Nach den US Open 2014 war sie ausgebrannt. Sie zog zu ihrer Familie in den Norden Australiens und ging zum Angeln anstatt auf Tennis-Turniere. Und sie schloss sich dem Kricket-Team der Brisbane Heat an. Ihre Kricket-Qualitäten zeigen ein wenig auch ein Video, das in diesen Tagen über den Twitter-Kanal der Australian Open die Runde machte. Abstand von der Tour gewann sie auch während der Pandemie – über Monate pausierte sie 2020, auch 2021 sammelte sie zuhause Kraft.

„Ich bin als Person gewachsen, ich bin als Spielerin gewachsen“, sagte die zweimalige Grand-Slam-Turniersiegerin in den Tagen von Melbourne: „Ich habe das Gefühl, ich bin eine komplettere Tennisspielerin. Ich liebe es absolut, hier zu spielen. Es hat viel Spaß gemacht, und hoffentlich ist noch ein bisschen was übrig.“

Egal, wie ihr Endspiel ausgeht, einen Titel werden die Australier am Samstag in jedem Fall feiern. Im Doppel-Finale mit ausschließlich australischen Herren treffen die Publikumslieblinge Nick Kyrgios und Thanasi Kokkinakis am Samstag auf Matthew Ebden und Max Purcell. Die Bühne für einen australischen Tennis-Festtag ist bereitet.

© dpa-infocom, dpa:220127-99-870294/5



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