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UN-Generalsekretär Antonio Guterres will Weltordnung ändern

International wird am Geburtstag des verstorbenen Mandela der Nelson-Mandela-Tag gefeiert. Foto: Nardus Engelbrecht/AP/dpa
International wird am Geburtstag des verstorbenen Mandela der Nelson-Mandela-Tag gefeiert. Foto: Nardus Engelbrecht/AP/dpa

Er gilt eigentlich nicht als Mann der großen Visionen, doch anlässlich des Geburtstages von Nelson Mandela fordert UN-Chef Antonio Guterres nichts weniger als ein neues internationales Machtverhältnis, eine neue Weltordnung. Und zielt dabei auch auf US-Präsident Donald Trump.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat sich am Nelson-Mandela-Tag im Kampf gegen globale Ungleichheit für eine Erneuerung der Weltordnung ausgesprochen.

„Die Nationen, die sich vor mehr als sieben Jahrzehnten durchsetzten, haben sich geweigert, über die Reformen nachzudenken, die zur Änderung der Machtverhältnisse in internationalen Institutionen erforderlich sind“, sagte Guterres am Samstag bei einer Feier zum Nelson-Mandela-Tag in einer Videoansprache.

Es brauche ein „Neues Globales Abkommen“, um Macht, Reichtum und Chancen gerechter auf der Welt zu verteilen, so der Generalsekretär der UN weiter.

Mit seiner Rede in Zeiten nationaler Alleingänge kritisierte Guterres die globale Vorherrschaft der Großmächte, deren Führungen bei den größten Herausforderungen und Konflikten der Gegenwart oftmals nicht zu gemeinsamen Lösungen kommen.

Als Beispiel nannte der UN-Chef das Stimmrecht des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen: die USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich sind Vetomächte des mächtigsten UN-Gremiums, das bei vielen Themen wie dem Syrien-Krieg blockiert ist, weil nichts gegen ihren Willen beschlossen werden kann. „Ungleichheit beginnt ganz oben: In globalen Institutionen. Die Bekämpfung der Ungleichheit beginnt mit der Reform“, so Guterres.

Antonio Guterres sieht Welt auseinanderdriften

Guterres sieht die Welt vor einem Abgrund, der durch die Corona-Pandemie noch deutlicher geworden sei. Wie Röntgenstrahlen habe sie die Brüche im fragilen Skelett der Gesellschaften offengelegt: „Die Lüge, dass entfesselte Märkte Gesundheitsversorgung für alle liefern könnten“ und die „Täuschung, in einer Welt zu leben, die den Rassismus überwunden hätte“.

Statt eines gemeinsamen Vorgehens gegen die Krankheit sei die Kluft nur noch größer geworden. „Denn während wir alle auf demselben Meer schwimmen, ist klar, dass sich einige in Superjachten befinden, während andere sich an treibende Trümmer klammern.“

Während der UN-Chef zwei der Hauptursachen für die Ungleichheit in der Welt in der Kolonisation und in von Männern dominierten Gesellschaften sieht, beförderten aktuelle Entwicklungen diese aus seiner Sicht noch: Populismus, Nationalismus, Extremismus und Rassismus würden weitere Ungleichheiten in Ländern sowie zwischen Nationen, Ethnien und Religionen schaffen.

„Die Anti-Rassismus-Bewegung, die sich nach der Tötung von George Floyd von den Vereinigten Staaten über die ganze Welt ausgebreitet hat, ist ein weiteres Zeichen, dass die Menschen genug haben“, sagte Guterres. Sie hätten genug von Ungleichbehandlung wegen ihrer Hautfarbe und Ungerechtigkeit, die Menschen ihrer fundamentalen Rechte beraube.

Guterres fordert „integrative und gleichberechtigte Beteiligung“

Antonio Guterres dürfte mit seiner Forderung nach einer neuen Weltordnung dabei neben US-Präsident Donald Trump – der zuletzt den Austritt der USA aus der WHO erklärte – auch auf andere internationale Anführer abzielen, die auf nationale Alleingänge setzen und sich der internationalen Kooperation zumindest teilweise verweigern. Zu ihnen werden auch die Regierungen Russlands, Chinas und Brasiliens gezählt.

„Ein neues Modell für globale Regierungsführung muss auf einer vollständigen, integrativen und gleichberechtigten Beteiligung an globalen Institutionen beruhen“, forderte Guterres weiter. Dabei müssten vor allem die Entwicklungsländer mehr Gewicht bei der internationalen Entscheidungsfindung bekommen. Zudem brauche es deutlich mehr Frauen in Führungspositionen, um auch Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern zu schaffen.

Für die Zukunft sieht Guterres zwei grundlegende Veränderungen auf der Welt, die zu einer weiteren Vertiefung der Gräben führen könnten: den Klimawandel und die fortschreitende Digitalisierung. Letztere könne eine immer größere digitale Kluft begründen, die soziale und wirtschaftliche Unterschiede zwischen verschiedenen Bildungsstufen, Ländern oder Bewohnern von Stadt und Land verstärke.

© dpa-infocom, dpa:200718-99-841061/3

Video-Botschaft von UN Generalsekretär Antonio Guterres:

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