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AfD-Chef Jörg Meuthen kandidiert nicht mehr für Vorsitz

Der langjährige AfD-Co-Vorsitzende Jörg Meuthen will bei der Neuwahl des Parteivorstandes im Dezember nicht mehr für den Spitzenposten kandidieren. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Der langjährige AfD-Co-Vorsitzende Jörg Meuthen will bei der Neuwahl des Parteivorstandes im Dezember nicht mehr für den Spitzenposten kandidieren. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Nach sechseinhalb Jahren an der Spitze der AfD hat Jörg Meuthen keine Lust mehr. Vielleicht auch weil er spürt, dass es für den eher gemäßigten Kurs, den er vertritt, in der Partei keine Mehrheit mehr gibt.

Der langjährige AfD-Parteichef Jörg Meuthen zieht sich zurück: Er habe sich nach intensiven Überlegungen und Gesprächen mit seiner Familie entschlossen, bei der Neuwahl des Parteivorstandes im Dezember nicht mehr für den Spitzenposten zu kandidieren, schrieb er am Montag in einem Rundschreiben an die AfD-Mitglieder.

Der 60-Jährige teilt sich den Vorsitz aktuell mit Tino Chrupalla, der gemeinsam mit Alice Weidel die Bundestagsfraktion führt. Er werde seine politische Arbeit aber fortsetzen „und meine Stimme hörbar einsetzen“, fügte Meuthen in seinem Brief hinzu.

Jörg Meuthen ist Europaabgeordneter. Er hatte in den vergangenen zwei Jahren für einen gemäßigteren Kurs der AfD plädiert. Damit hat er sich Feinde gemacht in der Rechtsaußen-Strömung der Partei um den Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke. Diese Strömung wird vom Verfassungsschutz als rechtsextreme Bestrebung beobachtet. Über Meuthens Rückzug von der Parteispitze hatte zuerst das Portal t-online berichtet.

„Das ist eine persönliche Entscheidung von Jörg Meuthen“, sagte Chrupalla der Deutschen Presse-Agentur. Das Verhältnis zwischen den beiden Co-Vorsitzenden war zuletzt sehr angespannt.

Die AfD will ihren neuen Parteivorstand auf einem zweitägigen Bundesparteitag in Wiesbaden wählen, der für den 11. Dezember geplant ist. Er habe ja bereits angekündigt, dass er dort erneut kandidieren wollen, sagte Chrupalla. Wer – sollte es bei der Doppelspitze bleiben – aus seiner Sicht als Co-Vorsitzender infrage käme, wollte er nicht sagen.

„Mögen sie eine besonnene Wahl treffen“

Aus der AfD ist zu hören, man sollte neben Chrupalla, der aus Sachsen stammt, einen Co-Vorsitzenden aus dem Westen wählen.

Genannt werden in diesem Zusammenhang unter anderem Alice Weidel, der nordrhein-westfälische AfD-Landesvorsitzende Rüdiger Lucassen und der bayerische AfD-Spitzenkandidat bei der Bundestagswahl, Peter Boehringer.

Er wünsche den Delegierten auf dem Bundesparteitag eine glückliche Hand bei der Wahl der neuen Parteispitze, schrieb Meuthen. „Mögen sie eine besonnene Wahl treffen und vernünftige Vorstandsmitglieder wählen, die unsere Partei als entschiedene Rechtsstaatspartei und als starke und einzige entschlossen freiheitlich-konservative Kraft weiter voranbringen.“

Jörg Meuthen war im Sommer 2015 auf einem von Tumulten geprägten Parteitag in Essen erstmals zum Co-Vorsitzende gewählt worden. Damals stand mit ihm Frauke Petry an der Spitze der Partei. Sie verließ die AfD nach der Bundestagswahl 2017 und beklagte einen Rechtsruck der Partei.

© dpa-infocom, dpa:211011-99-555589/5


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