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WM-Affäre -Wolfgang Niersbach: „Im Kern mir nichts vorzuwerfen“

Trat 2015 wegen der Sommermärchen-Affäre als DFB-Präsident zurück: Wolfgang Niersbach. Foto: Arne Dedert/dpa
Trat 2015 wegen der Sommermärchen-Affäre als DFB-Präsident zurück: Wolfgang Niersbach. Foto: Arne Dedert/dpa

Auch fünf Jahre nach Bekanntwerden der Vorwürfe belastet die WM-Affäre 2006 den Deutschen Fußball-Bund schwer – und dessen früheren Präsidenten Wolfgang Niersbach. Dieser hofft auf die baldige Klärung.

Der frühere DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, der im November 2015 aufgrund der bis heute ungeklärten Zahlungsströme im Vorfeld des Heim-Turniers zurückgetreten war, setzt auf ein baldiges Ende der juristischen Aufarbeitung der WM-Affäre 2006.

„Von mir selber weiß ich, dass ich mit Leidenschaft für die WM 2006 gearbeitet und nichts Unkorrektes gemacht habe“, sagte Niersbach, der Deutschen Presse-Agentur. „Man kann mir ankreiden, dass ich, als ich von diesem einen in Rede stehenden Zahlungsvorgang gehört habe, nicht sofort das ganze DFB-Präsidium informiert habe. Aber im Kern habe ich mir nichts vorzuwerfen“, erläutert Niersbach.

Ein Prozess in der Schweiz gegen Niersbach und weitere frühere DFB-Funktionäre war in diesem Jahr wegen der eingetretenen Verjährung nicht weitergeführt worden – offen war im Juni allerdings noch die Kostenfrage. Anhängig ist in Deutschland noch eine Klage der Frankfurter Staatsanwaltschaft vor dem Landgericht wegen Steuerhinterziehung.

Ob und wann eine Hauptverhandlung stattfindet, ist offen. Erstinstanzlich hatte das Landgericht die Verfahrenseröffnung bereits 2018 abgelehnt, ehe das Oberlandesgericht die Entscheidung kassierte und an die Kammer zurückverwies.

Zahlungsströme im Visier

„Ich habe zu viele schlaflose Nächte gehabt, weil man den juristischen Vorgängen ohnmächtig ausgeliefert ist“, sagte Wolfgang Niersbach mit Blich auf die rechtliche Aufarbeitung der WM-Affäre von 2006. „Wenn mir damals jemand gesagt hätte, das dauert über fünf Jahre, hätte ich gesagt, das ist unmöglich.“

Im Kern geht es um zwei Zahlungsströme von jeweils 6,7 Millionen Euro, einen im Jahr 2002 und einen im Jahr 2005. Der DFB überwies im April 2005 die Summe über den Weltverband FIFA an den inzwischen verstorbenen Unternehmer Robert Louis-Dreyfus.

Das Geld wurde als Beitrag für eine Gala zur WM 2006 deklariert, die nie stattfand. Im Jahr 2002 hatte der damalige WM-Organisationschef Franz Beckenbauer ein Darlehen von Louis-Dreyfus in gleicher Höhe erhalten, das letztendlich auf Konten des damaligen FIFA-Finanzchefs Mohamed bin Hammam verschwand. Wofür, ist immer noch unklar.

„Die 27 Jahre beim DFB waren für mich ein Traum, ich werde dem DFB auf ewig dankbar sein. Das Ende war leider ein Trauma“, sagte Wolfgang Niersbach, der am Montag, dem 30. November, seinen 70. Geburtstag feiert, mit Blick auf die Auswirkungen der WM-Affäre.

„Das gebe ich gerne zu. Ich empfinde das bis heute als ungerecht, weil jeder weiß, dass ich nicht für Finanzen oder Steuern zuständig war“, so Niersbach, der anfügt: „Aber es gehört eben zu einer herausgehobenen Position dazu, in bestimmten Momenten politische Verantwortung zu übernehmen und Konsequenzen zu ziehen.“

© dpa-infocom, dpa:201125-99-462269/2

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