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Herzexperten: Angst vor Cholesterinsenkern oft unbegründet

Statine sollen das LDL-Cholesterin im Blut senken und so vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen. Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn
Statine sollen das LDL-Cholesterin im Blut senken und so vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen. Foto: Franziska Gabbert/dpa-tmn

Sie sollen den Cholesterinspiegel und so das Risiko schwerer Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken. Doch Statine haben bei vielen einen schlechten Ruf. Ist er gerechtfertigt?

Frankfurt/Berlin (dpa/tmn) – Cholesterinsenker sollen das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall verringern. Doch eine häufig verordnete Wirkstoffgruppe, die Statine, hat Experten zufolge bei vielen Patienten einen schlechten Ruf.

Aus Sicht der Deutschen Herzstiftung zu Unrecht. Es kursierten Irrtümer und Vorurteile über die Blutfettsenker, so die Stiftung. Dies könne im Extremfall dazu führen, dass Menschen die Statine, die sie vor schweren Herz-Kreislauf-Krankheiten schützen sollen, ablehnen.

Die Folgen könnten fatal sein. Denn die Medikamente senken laut Herzstiftung nachweislich das sogenannte LDL-Cholesterin und hemmen dadurch die Entstehung einer Arteriosklerose. Das ist eine Verengung der Arterien, die zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen kann.

Einsatz bei Schaufensterkrankheit

Statine halten auch das Voranschreiten der sogenannten Schaufensterkrankheit auf, wie der Gefäßchirurg Christian-Alexander Behrendt erklärt. Verengte Gefäße führen bei der Krankheit dazu, dass die Beine schlechter mit Blut versorgt werden – unter Belastung kann das zu Sauerstoffmangel in der Muskulatur führen, der sich wie ein Krampf oder ein Muskelkater anfühlen kann.

Die Folge: Betroffene müssen stehen bleiben. So, als würden sie sich was im Schaufenster anschauen wollen.

Der medizinische Fachbegriff lautet periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK). Wer davon betroffen ist, ist ein Risikopatient sowohl für Amputationen als auch für lebensbedrohliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Rate von Infarkten, Schlaganfällen sowie Amputationen werde hier durch Statine gesenkt, so der Experte von der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin. Die Fachgesellschaft rät deshalb, dass jeder pAVK-Patient nach der Diagnose so ein Medikament einnehmen sollte.

Die Furcht vor Nebenwirkungen

Doch woher kommen die Vorbehalte? Oft geht um mögliche Nebenwirkungen. Laut Herzstiftung werden die Cholesterinsenker allerdings im Allgemeinen gut vertragen. Bei einem sehr geringen Teil der Patienten könnten Muskelschmerzen in Oberschenkeln und Armen auftreten, besonders bei hohen Dosierungen. Diese ließen sich vielfach in den Griff bekommen, indem man die Dosis anpasst.

Äußerst selten kann es bei längerer Einnahme zu einer gefährlichen Auflösung von Muskelfasern (Rhabdomyolyse) kommen, was zu Lähmungen und Nierenschäden führen kann. Dunkel verfärbter Urin ist dafür ein mögliches Warnzeichen. Das sollte man ärztlich abklären lassen, ebenso wie Muskelschmerzen.

Risikofaktor für Diabetes?

Insgesamt sei die Rate der schweren Nebenwirkungen bei Statinen verschwindend gering, betont Behrendt. Dass diese Wirkstoffe ein Risikofaktor für Diabetes sein können, wird immer wieder untersucht – eine Studie aus Rotterdam aus dem Jahr 2019 zeigt ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes durch die Einnahme von Statinen, während eine Untersuchung aus 2020, an der Behrendt mitgearbeitet hat, keine Hinweise fand, dass die Wirkstoffe Diabetes förderten.

Die Herzstiftung betont: Ob eine Behandlung mit Statinen sinnvoll ist, hängt vom individuellen Risiko eines Patienten für Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems ab. Zur Vorbeugung von Herzinfarkt oder Schlaganfall müssten andere Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes ebenso konsequent behandelt werden wie ein zu hoher Cholesterinspiegel.

© dpa-infocom, dpa:201203-99-554287/2

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